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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Autoren: Fritz Leiber
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nieder, um die beiden zu überraschen, machte die Schuhbändel auf, die sie so wütend geschnürt hatte, zog die Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen lautlos die Treppe hinunter.
    Als sie jedoch den Punkt erreichte, wo sie mit einem Mal den ganzen Keller überschauen konnte, erblickte sie die beiden auf der Bank, das Gesicht von ihr ab- und dem ungepflasterten Lehmquadrat zugewandt; Fafhrd mit dem Kopf gegen Fingers Brustkorb gelehnt ›ruhte in ihrem Schoß‹, wie man so sagt, und gerade da begann Finger, mit kindlicher, glockenähnlicher Stimme vorzutragen, was sie für den Schlafzauber ihrer Mutter hielt, was aber in Wirklichkeit, wie sie Gale und Afreyt am zweiten Morgen nach dem Kälteeinbruch durch den Vortrag der letzten fünf, einzeln unschädlichen Zeilen unwissentlich enthüllt hatte, der gefährlichste der quarmallischen Todeszauber war, den der unendlich rachsüchtige und hinterhältige Quarmal von Quarmall ihr unter Hypnose beigebracht hatte.
     
    Ruf Rotkehlchen her, laß Zaunkönig nicht weichen,
    Denn sie befliegen den schattigen Hain,
    Und decken mit Blättern und Blüten Gebein,
    Der unbestatteten Menschen Leichen.
     
    Ruf zu diesem Leichengang
    Ameise, Feldmaus und Maulwurf heran,
    die bauen Hügel, da liegt er warm,
    sicher vor schlimmer Verletzung und Harm.
     
    Während Afreyt Finger die ersten dieser acht Zeilen vortragen hörte, sah sie, wie links vorne aus der weichen Erde des ungepflasterten Quadrats der Kopf einer Schlange oder eine Tentakelspitze senkrecht nach oben hervorkam, die beinahe sofort dicht daneben zu beiden Seiten von einer zweiten und dritten gleichartigen, im gleichem Tempo emporsteigenden Spitze gefolgt wurde, dann eine kürzere vierte dicht neben der linken, und zum Schluß eine dicke fünfte, die sich ein Stück vor den anderen erhob. Nun sah Afreyt, daß die vier Schlangenköpfe oder Tentakeln an ihrer Basis mit einer Handfläche verwachsen waren und im Verein mit dem dicken, getrennten fünften Glied Finger und Daumen einer begrabenen Hand darstellten, die sich selbst nach oben schaufelte und aus dem Boden herausbarst, während die raumgebende Erde nach unten fortrieselte.
    Während Afreyt, die angesichts dieser Monstrosität von heftigen Schauern überlaufen wurde, dem Vortrag der harmlos scheinenden zweiten und dritten Zeile lauschte und bemerkte, daß die Lage anders war als angenommen, da Fafhrd eine passivere Rolle spielte als von ihr vermutet, gab die Erde etwas noch Größeres frei, nämlich einen Kopf rechts hinter der Hand, dessen haariger, erdverklebter Scheitel in Höhe der Handfläche auftauchte.
    Die voranzeigende Stirn, die im selben gleichmäßigen Tempo auftauchte, wie dies bei der Hand der Fall gewesen war, wies ein strahlender leuchtendes Gelb auf, als durch das weiße Leviathan-Lampenlicht zu erklären war, was Afreyt an Cifs Traum erinnerte, in dem der Mausling eine gelb schimmernde Maske getragen hatte und den ersten Hinweis auf das Geheimnis des unterirdischen Reisenden darstellte. Inzwischen war offensichtlich, daß die freigekommene Hand mit dem herausstrebenden Kopf verbunden war und diesem gehorchte. Afreyt, die bei dem unnatürlichen Anblick vor Entsetzen zitterte, mußte also zumindest nicht eine blitzschnell herumhuschende und herumtastende, unabhängig umherstreifende feindselige Hand fürchten.
    Als sie hörte, wie das Kind mit seiner klaren hohen Stimme die etwas finstere vierte Zeile des quarmalischen Todeszaubers sprach – den Afreyt schon als solchen im Verdacht hatte (im Gegensatz zur nichtsahnenden Finger) –, kamen unter der empordringenden Stirn die Augen in Sicht und öffneten sich weit.
    Afreyt erkannte sofort die grauen Augen des Mauslings, sah, daß sie auf Fafhrd fixiert waren, voller Angst um ihn, Angst, er könne sterben. In diesem Augenblick hätte sie sehr viel um das Wissen gegeben, ob Fafhrds eigene Augen offen oder geschlossen waren, ob der Mausling durch deren Ausdruck auf seinen Schluß gebracht worden war, durch die ungemeine Blässe seines Kameraden oder durch andere körperliche Anzeichen. Der Gedanke, aufzustehen und selbst nachzuschauen kam ihr nicht in den Sinn (zumindest noch nicht) – die Ehrfurcht vor dem, was da vor sich ging, hielt sie mehr noch als die Angst (obgleich die groß war) in einem Zustand der Erstarrung.
    Fafhrds Augen waren übrigens infolge des Zauberspruchs in Wirklichkeit geschlossen, denn dieser wirkt Zeile für Zeile allmählich vom Schlaf bis zum Tod.
    Finger, die den nach ihrer
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