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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Autoren: Fritz Leiber
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konsultierte er sein Buch und erwiderte: »Kennen Sie denn andere Welten? Glauben Sie nicht, daß die Sterne nur große Juwelen sind?«
    Fafhrd erwiderte: »Das sieht doch jeder Narr, daß die Lichter am Himmel Juwelen sind – aber wir sind keine Dummköpfe, wir wissen von anderen Welten. Wir Lankhmarier glauben, sie bestehen aus Blasen und einem unendlich tiefen Meer. Ich glaube, wir leben sogar in dem juwelenbesetzten Schädel eines toten Gottes. Aber zweifellos gibt es andere solcher Schädel, da das Universum aller Universen ein gewaltiges frostkaltes Schlachtfeld sein muß.«
    Der Ruderbaum, von den Bewegungen der Squid herumgeworfen, berührte den kleineren Drachenkopf, der sich herumbeugte und danach schnappte. Gleich darauf schüttelte das Wesen Holzsplitter aus dem Maul.
    »Sagt dem Zauberer, er soll das lassen!« brüllte Slinoor.
    Nach hastigem Blättern rief der Mann-Dämon herab: »Keine Sorge, das Ungeheuer scheint nur Ratten zu fressen. Ich habe es bei einer kleinen Felseninsel gefangen, wo es viele Ratten gibt. Es hat Ihre kleine schwarze Schiffskatze für eine Ratte gehalten.«
    Fafhrd rief leichthin: »O Zauberer – willst du das Monstrum in deine eigene Schädelwelt oder Weltblase mitnehmen?«
    Diese Frage schien den Mann-Dämon zu verblüffen und zu erregen. Offenbar hielt er Fafhrd nun für einen Gedankenleser. Unter nervösem Geblättere erklärte er, er käme aus einer Welt, die ›Morgen‹ hieße, und er besuche viele Welten, um Monstren für eine Art Museum oder Zoo einzufangen, ein Institut, das in seinem Kauderwelsch etwa Hagenbecks Zeitgarten hieß. Auf dieser Expedition suchte er ein Monstrum als akzeptablen Abklatsch eines legendären sechsköpfigen Meeresungeheuers, das Männer vom Schiffsdeck entführte und das von einem uralten Märchenautor namens Homer Szylla genannt wurde.
    »In Lankhmar hat es keinen Dichter mit Namen Homer gegeben«, murmelte Slinoor.
    »Bestimmt war er ein unwichtiger Schreiberling aus Quarmall oder den Ländern des Ostens«, sagte der Mausling beruhigend.
    Seine Furcht vor den beiden Köpfen hatte etwas nachgelassen, und in dem Bewußtsein, daß Fafhrd die Mitte der Bühne für sich allein hatte, sprang der Mausling mutig auf die Heckreling und schrie: »O Zauberer, mit welchem Zauber oder magischen Spruch willst du die kleine Szylla in deine Zukunftswelt entführen? Ich selbst bin mit der Magie vertraut. Verschwinde, du Untier!« Die letzte Bemerkung schleuderte er mit verächtlicher Gebärde dem kleineren Kopf entgegen, der sich neugierig umwandte. Slinoor packte das Fußgelenk des Mauslings.
    Der Mann-Dämon reagierte auf die Frage des Mauslings mit einer seltsamen Bewegung; er schlug sich an die Seite seines roten Helms, als hätte er etwas Wichtiges vergessen. Hastig begann er zu erklären, daß er in einem Schiff (einer Zeit-Raum-Maschine, was immer das bedeuten mochte) zwischen den Welten reiste – in einem Gebilde, das dicht über dem Wasser schwebte, »ein schwarzes Schiff mit kleinen Lichtern und Masten«, und daß ihm das Schiff vor einigen Tagen fortgeschwebt war, als er gerade sein frisch gefangenes Meerungeheuer zähmte. Seither war er von dem Tier nicht mehr heruntergekommen.
    Die Beschreibung weckte eine seltsame Erinnerung in Slinoor, der sich zu der Bemerkung durchrang, der Ausguck der Squid habe gestern abend ein ähnliches Gebilde im Nordosten gesichtet.
    Der Mann-Dämon bedankte sich überschwenglich und verkündete nach eingehender Befragung Slinoors, daß er seine Suche nun frischen Mutes fortsetzen werde.
    »Vermutlich ergibt sich nicht wieder Gelegenheit, Ihre Freundlichkeit zu vergelten«, sagte er. »Aber wenigstens sollen Sie meinen Namen erfahren: Karl Treuherz von Hagenbeck.«
    Hisvet, die vom Unterdeck gelauscht hatte, wählte diesen Augenblick, um die kurze Leiter zum Achterdeck zu erklimmen. Sie trug einen Hermelinumhang mit Kapuze.
    Als ihr Silberhaar und ihre bleichen Gesichtszüge über der Treppenkante des Achterdecks auftauchten, zuckte der kleinere Drachenkopf, der schon auf dem Rückzug gewesen war, wie eine zustoßende Schlange vor. Hisvet ließ sich einfach zurückfallen. Holz knirschte.
    Karl Treuherz zischelte und verschwand auf dem größeren Kopf im Nebel, während er den kleinen Kopf erbarmungslos tadelte.
    Undeutlich war zu sehen, wie sich das zweiköpfige Monstrum langsam um das Heck der Squid herum in Richtung Nordosten absetzte und im Nebel verschwand, während der Mann-Dämon leise herüberrief: »Tut mir
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