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Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Titel: Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
Autoren: Fritz Leiber
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Bootskiel zeigte. »Und in den Legenden steht auch, daß mein Volk eines Tages dorthin einen Raubzug unternahm und daß von den Booten nur eins zurückkehrte, ein Boot, das schließlich eintraf, als die Hoffnung schon aufgegeben war. Die Männer waren fast verdurstet. Sie berichteten, daß sie immer weiter gesegelt wären und immer weiter, doch daß sie Simorgya überhaupt nicht finden konnten, daß sie seine felsige Küste und die gedrungenen fensterreichen Türme nicht zu Gesicht bekamen. Da war nur die leere See, ringsum. Im nächsten Sommer startete eine neue Expedition, ebenso im übernächsten Jahr, doch niemand vermochte Simorgya zu finden.«
    »Aber wenn das so ist«, schaltete sich der Mausling betont ein, »dann schwimmen wir vielleicht in diesem Augenblick über dem versunkenen Land? Womöglich ist der Fisch, den du vorhin gefangen hast, in den Türmen dieses Reiches aus und ein geschwommen!«
    »Wer kann das wissen?« erwiderte Fafhrd ein wenig verträumt. »Das Meer ist groß. Wenn wir wirklich dort sind, wo wir unsere Position vermuten – das heißt, bald zu Hause –, dann mag das durchaus sein. Oder nicht. Ich weiß eigentlich gar nicht, ob es wirklich einmal ein Simorgya gegeben hat. Die Legendenmacher konnten schon immer gut lügen. Auf jeden Fall war der Fisch nicht alt genug, daß er den Ring vom Fleisch eines Simorgyaners essen konnte.«
    »Trotzdem«, sagte der Mausling mit leiser, tonloser Stimme, »würde ich den Ring an deiner Stelle fortwerfen.«
    Fafhrd lachte leise. Seine Phantasie begann sich zu regen, ließ ihn das sagenumwobene Land Simorgya erkennen, nicht dunkel und von Meerwasser bedeckt, sondern als ein Reich, wie es vielleicht einmal bestanden hatte, belebt von Industrie und Handel, gestärkt durch unheimliche Zauberkräfte. Dann änderte sich das Bild, und er erblickte eine lange schmale Galeere mit zwanzig Rudern, ein Schiff, wie es von seinem Volk gebaut wurde, und er sah es durch stürmische See fahren. Goldenes und stählernes Glitzern umgab den Kapitän auf dem Achterschiff, und die Muskeln des Rudergastes knackten, als er sich ins Steuer stemmte. Die Gesichter der rudernden Krieger waren begierig gespannt, beherrscht von dem Drang, dem Unbekannten das Äußerste abzuluchsen. Das ganze Schiff war wie eine vorwärtsschießende Speerspitze. Fafhrd war erstaunt, wie klar er das Bild vor Augen hatte. Eine überkommene Sehnsucht zitterte in ihm nach. Er spürte den Ring, ließ einen Finger über das Relief des Schiffes und des Ungeheuers gleiten und lachte erneut.
    Der Mausling holte eine breite Kerze mit schwerem Docht aus der Kabine und stellte sie in eine kleine Hornlaterne, die die Flamme vor dem Wind schützte. Er hängte die Lampe ans Heck, wo sie die Dunkelheit ein wenig zurückdrängte. Bis Mitternacht hatte der Mausling Wache. Nach kurzer Zeit schlief Fafhrd ein.
    Er erwachte und hatte sofort das Gefühl, daß sich das Wetter geändert hatte und seine Hilfe benötigt wurde. Der Mausling rief seinen Namen. Das kleine Boot war aus dem Wind gefallen, so daß die Steuerbordpontons die Wucht der Wellen abbekamen. Kühle Gischt lag in der Luft. Die Lampe schwang wild hin und her. Nur heckwärts waren Sterne sichtbar. Der Mausling brachte das Boot in den Wind, und Fafhrd legte ein dreifaches Reff in das Segel, während die Wellen gegen den Bug anhämmerten und die Schaluppe gelegentlich überschäumten.
    Als sie wieder auf Kurs waren, kam er dem Mausling nicht sofort zu Hilfe, sondern blieb noch einen Augenblick stehen und machte sich zum erstenmal klar, wie gut das Boot mit den schweren Brechern zurechtkam. Es war eigentlich kein Boot, wie er es sich in seiner nördlichen Heimat gebaut hätte, doch es war für diese besonderen Umstände natürlich am besten geeignet. Er hatte es sorgfältig kalfatert und geteert, jedes schwache Holzstück ersetzt, das viereckige Segel gegen ein dreieckiges ausgetauscht und den Bug ein wenig hochgezogen. Um einer Kenterneigung entgegenzuwirken, hatte er dicht hinter dem Mast ein paar Ausläufer angebracht, wobei er für die Querstützen das stärkste und beste Holz genommen und es unter Dampf vorsichtig in die benötigte Form gebracht hatte. Er hatte gute Arbeit geleistet, das wußte er, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, daß das Boot ein schwerfälliges Gerüst und zahlreiche versteckte Schwächen hatte.
    Er atmete die scharfe, salzige Luft und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Wind, versuchte das Wetter abzuschätzen. Der
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