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Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Titel: Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
Autoren: Fritz Leiber
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Brust, ließ ihn verschwinden.
    Fafhrd spürte das Gewicht des Wassers auf den Schultern und klammerte sich an einem Balken fest. Das Deck war gefährlich geneigt. Durch die gegenüberliegenden Ruderlöcher sprudelte Wasser herein. Er machte sich klar, daß die Galeere in all dem Durcheinander abgefallen war und nun die Wellen von der Seite nahm. Und dafür war sie nicht gebaut. Er wich einem zweiten Brecher aus, zog sich auf das Ruderdeck hinauf, und stand dem einsamen Steuermann zur Seite. Gemeinsam stemmten sie sich gegen das große Ruder, das in Stein und nicht in Wasser eingebettet schien. Zentimeter um Zentimeter bewegten sie sich über das schmale Deck. Trotzdem schien die Galeere dem Untergang nahe.
    Doch dann kam plötzlich die Wende zum Besseren – vielleicht lag es an einem vorübergehenden Nachlassen des Windes oder an dem glücklichen Schlag eines Ruderers weiter vorn. Langsam und mühsam wie ein vollgelaufenes Schiff hob die Galeere ihren Bug und begann auf den richtigen Kurs einzuschwenken. Fafhrd und der Steuermann gaben sich alle Mühe, die gewonnenen Zentimeter zu halten. Erst als die Galeere wieder sicher vor dem Wind trieb, blickten sie auf. Fafhrd sah sich zwei erhobenen Schwertern gegenüber. Er rechnete sich seine Chancen aus und blieb reglos stehen.
    Es war eigentlich kaum vorstellbar, daß das Feuer während des nassen Intermezzos nicht ausgegangen war, doch da kam einer der Schwertkämpfer tatsächlich mit einer knisternden Teerfackel. Das Licht enthüllte Fafhrd, daß er es hier mit Nordlingen zu tun hatte, mit Menschen, die aus seiner Gegend stammen mußten. Große, knochige Burschen, so blond, daß sie fast keine Augenbrauen zu haben schienen. Sie trugen metallschimmernde Kriegsausrüstungen und engsitzende Bronzehelme. Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen düster und belustigt. Wieder roch er den abgestandenen Wein. Sein Blick wanderte zum Bug. Drei Ruderer schöpften Wasser mit Eimer und Pumpe.
    Jemand näherte sich mit großen Schritten dem Achterdeck – der Anführer, nach dem Gold und den Juwelen und dem sicheren Auftreten zu urteilen. Er sprang auf die kurze Leiter und kletterte geschmeidig wie eine Katze herauf. Er schien jünger zu sein als die anderen, und seine Züge waren fast zart. Weiches, seidig blondes Haar klebte ihm feucht am Kopf. Doch seine zusammengepreßten, lächelnden Lippen verrieten eine weibische Gier, und Wahnsinn stand in seinen blauen Augen.
    Fafhrd wappnete sich gegen den Blick dieses Mannes. Eine Frage machte ihm zu schaffen. Warum hatte es auch im schlimmsten Durcheinander keine Schreie gegeben, warum hatte er noch keinen einzigen Befehl gehört, kein Wort vernommen?
    Der junge Anführer schien sich endlich über Fafhrd eine Meinung zu bilden, denn sein schmallippiges Lächeln vertiefte sich etwas, und er deutete auf das Ruderdeck. Schließlich brach Fafhrd das Schweigen und sagte mit einer Stimme, die ihm unnatürlich und heiser vorkam: »Was haben Sie vor? Bitte bedenken Sie, daß ich Ihr Schiff gerettet habe.«
    Er machte sich auf eine heftige Reaktion gefaßt und bemerkte mit einiger Befriedigung, daß der Steuermann dicht neben ihm blieb, als hätte die gemeinsam bewältigte Aufgabe ein besonderes Band zwischen ihnen geschmiedet. Der Anführer hörte auf zu lächeln. Er legte den Finger an die Lippen und wiederholte ungeduldig seine erste Geste.
    Diesmal begriff Fafhrd. Er sollte den Ruderer ersetzen, den er über Bord gezogen hatte. Er mußte zugeben, daß in dieser Maßnahme eine gewisse ironische Gerechtigkeit lag. Er hatte keine Zweifel daran, daß ihm ein schneller Tod drohte, wenn er den Kampf jetzt wieder aufnahm; und wenn er über Bord sprang, in der verrückten Hoffnung, in der heulenden, bewegten Schwärze das andere kleine Boot zu finden, war ihm ein langsamer Tod sicher. Die Arme, die die Schwerter hielten, spannten sich. Er nickte kurz. Wenigstens waren das hier seine eigenen Leute.
    Als er zum erstenmal das schwere Wasser widerspenstig gegen sein Ruderblatt ankämpfen spürte, überkam ihn ein neues Gefühl, ein Gefühl, das ihm nicht völlig fremd war. Er schien ein Teil des Schiffes zu werden, schien sein Schicksal zu dem seinen zu machen, wie es auch aussehen mochte.
    Das war der von alters her bekannte Geist der Ruderbank. Als seine Muskeln angewärmt waren und sich an die Aufgabe gewöhnt hatten und als sich seine Nerven dem Rhythmus angepaßt hatten, warf er immer öfter einen Blick in die Runde, musterte die Männer ringsum,
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