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Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Titel: Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
Autoren: Fritz Leiber
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als hätte er sie schon einmal gesehen, versuchte den eifrigen, entschlossenen Ausdruck ihrer Gesichter zu durchschauen und daran teilzuhaben.
    Ein Wesen in einem viel zu großen Umhang kam aus einer kleinen Kabine ganz hinten unter dem Ruderdeck und hielt dem gegenübersitzenden Ruderer eine Lederflasche an die Lippen. Zwischen all den großen Männern wirkte das Wesen absurd klein und gedrungen. Als es sich umwandte, erkannte Fafhrd die Knopfaugen, die er schon einmal bemerkt hatte, und als das Wesen näherkam, machte er unter der schweren Kapuze das faltige, schlaue Gesicht eines alten Mingol aus.
    »Du bist also der Neue«, krächzte der Mingol höhnisch. »Dein Kampfstil hat mir gefallen. Komm, trink nur; Lavas Laerk entschließt sich vielleicht noch vor Morgengrauen, dich den Meeresgöttern zu opfern. Aber nimm dich in acht, verschütten darfst du nichts.«
    Fafhrd trank gierig und hätte sich fast verschluckt, als ihm ein Schwall starker Wein in der Kehle brannte. Nach einer Weile zerrte der Mingol die Flasche fort.
    »Jetzt weißt du, was Lavas Laerk seinen Ruderern zu trinken gibt. Es gibt wenige Mannschaften in dieser oder der nächsten Welt, die auf der Ruderbank mit Wein ernährt werden.« Er lachte leise und fuhr fort: »Aber du fragst dich sicher, warum ich laut spreche. Nun, der junge Lavas Laerk verlangt allen seinen Leuten das Schweigegelübde ab, doch nicht bei mir, so ich doch nur ein Sklave bin. Denn ich kümmere mich um das Feuer – und wie gut ich das tue, weißt du selbst – und schenke den Wein aus und koche das Fleisch und stimme Gesänge an zum Wohle des Schiffes. Es gibt bestimmte Dinge, die weder Lavas Laerk noch irgendein anderer Mensch oder Dämon von mir verlangen könnte.«
    »Aber was will Lavas Laerk ...«
    Der Mingol klatschte seine ledrige Hand auf Fafhrds Mund und stoppte die geflüsterte Frage.
    »Psst! Ist dir dein Leben so wenig wert? Denk daran, du bist Lavas Laerks Gefolgsmann! Ich werde dir sagen, was du wissen willst.« Er setzte sich auf die nasse Bank neben Fafhrd. »Lavas Laerk hat sich geschworen, das ferne Simorgya auszurauben, und hat für sich und seine Männer ein Schweigegelübde abgelegt, bis die Küste in Sicht kommt. Pst! Pst! Ich weiß, daß Simorgya im Meer liegen soll und daß seine Existenz überhaupt umstritten ist. Aber Lavas Laerk hat einen großen Eid geschworen vor seiner Mutter, die er mehr haßt als seine Freunde, und er hat schon einen Mann umgebracht, der seine Entscheidung in Frage stellte.
    Wir suchen also Simorgya, und wenn wir dazu den Austern Perlen stehlen und die Fische befragen müssen. Komm, lehn dich herüber und rudere weniger kräftig, und dann verrate ich dir ein Geheimnis, das gar kein Geheimnis ist, und mache dir eine Prophezeiung, die gar keine ist.« Er rückte noch näher. »Lavas Laerk haßt alle Menschen, die nüchtern sind, denn er glaubt – und damit hat er recht –, daß nur Betrunkene etwa so sind wie er. Heute nacht rudert die Mannschaft bestimmt gut, obwohl sie gestern zum letztenmal Fleisch bekommen hat. Heute nacht schenkt ihnen der Wein wenigstens einen Hauch von der Vision, die Lavas Laerk vor Augen hat. Aber morgen früh wird das mit schmerzenden Rücken und ziehenden Gedärmen und dröhnenden Schädeln teuer bezahlt. Und dann gibt es eine Meuterei, und nicht einmal Lavas Laerks Wahnsinn wird ihm dabei helfen.«
    Fafhrd fragte sich, warum der Mingol erschauderte und dann röchelnd hustete. Er streckte die Hand aus und spürte eine warme Flüssigkeit an den Fingern. Im nächsten Augenblick zog Lavas Laerk seinen Dolch aus dem Hals des Mingol, der nach vorn von der Bank rollte.
    Kein Wort wurde gesprochen, doch die Nachricht von der schrecklichen Tat wanderte durch die stürmische Dunkelheit von einem Ruderer zum nächsten, bis sie die Bank im Bug erreichte. Dann setzte langsam ein unterdrücktes Gemurmel ein, eine Erregung, die noch spürbar zunahm, als sich die Erkenntnis durchsetzte, wie schrecklich die Tat war – der Mord an dem Sklaven, der sich um das Feuer kümmerte und dessen Zauberkräfte, wenn auch oft belacht, mit dem Schicksal des Schiffes verwoben waren. Noch waren keine Worte zu hören, doch leises Grunzen, Schnauben und Knurren ertönte, das Kratzen von Rudern, die eingezogen und abgelegt wurden, ein lauter werdendes Murmeln, in dem sich Verwirrung und Angst und Gefahr mischten und das zwischen Bug und Steuerdeck wie eine Welle in einer Wanne hin und her schwappte.
    Halb in den Bann dieses Aufruhrs
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