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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute
Autoren: Sonia Marmen
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zerstören können. Das Gesicht mit den feinen, blassen Zügen, die jetzt heiter wirkten. Sie war so schön... und so kalt. Mit ihrer Tat hatte sie sich dazu verurteilt, in alle Ewigkeit durch das Fegefeuer zu irren. Der Himmel war ihr für immer verwehrt.
    Sie ruhte nun irgendwo in den Mamores. Nachdem die Männer mit Isaak weggeritten waren, hatten Colin und Liam sich Meghans Leiche angenommen. Patrick war zusammen mit mir in der alten Hütte zurückgeblieben, wo Duncan friedlich in meiner Armbeuge geschlafen hatte. Die Brüder hatten Meghan in der Nähe einer Steinmauer begraben und dann einen jungen Weißdornbusch darüber gepflanzt. Ob Liam doch abergläubisch war? Denn verlorene Seelen, die keinen Platz auf einem christlichen Friedhof finden konnten, wurden traditionell in der Nähe eines Hindernisses oder unter einem solchen bestattet, damit niemand zufällig den Fuß auf ihr Grab setzte. Das hätte Unglück gebracht. Doch ich fragte Liam nicht, das hätte wenig Sinn gehabt.
    Was aus Isaak geworden war, erfuhr ich nicht so genau. Man hatte ihn ins Tal zurückgebracht und vor John MacIain geführt. Er hatte gestanden, warum er der Erpressung durch Campbell und Barber nachgegeben hatte und zum Verräter geworden war. Seine widernatürliche Liebe zu seiner Schwester ging über jedes Verständnis hinaus und wurde durch die Heilige Schrift verurteilt. Um Fragen nach Meghans irgendwann offensichtlich werdendem Zustand zu vermeiden, hatte er sie gedrängt, einen Mann aus dem Clan zu verführen. Doch das Unglück hatte gewollt, dass sie sich Liam zuwandte, ihrem leiblichen Halbbruder. Nachdem Isaaks Plan gescheitert war und er fürchten musste, ihr schreckliches Geheimnis könnte enthüllt werden, hatte er peinlich genau Meghans »Verschwinden« inszeniert, um sie in den Bergen versteckt zu halten. Sorgfältig hatte er hier und da Spuren gelegt: Das Gerücht, dass man Campbells in der Gegend gesehen hätte, und eine »verlorene« Brosche hatten ausgereicht, um den Verdacht auf den feindlichen Clan zu lenken. Perfekt hatte er die Rolle des untröstlichen Bruders gespielt. Und dort, in der Hütte, geschützt vor indiskreten Blicken, hatte er seiner widernatürlichen
Leidenschaft freien Lauf lassen können. Damit seine Schwester ihm vergab, hatte er ihr erlaubt, ihre finsteren Pläne zu verfolgen.
    Niedergeschmettert von der furchtbaren Wahrheit hatte Meghan beschlossen, ihren Groll gegen Duncan und mich zu richten. Schwarze Magie, Hexerei, und Isaak hatte über alles hinweggesehen. Doch waren in den Augen Gottes diese Handlungen nicht ebenso lästerlich?
    Zu Isaaks Pech hatte Ewen Campbell die beiden ertappt, und seitdem hatte dieses Damoklesschwert über seinem Haupt gehangen. So hatte Isaak Informationen gesammelt und sie an Ewen weitergegeben, der sie seinerseits Barber übermittelt hatte. Dieses kleine Spiel hatte einige Tage vor meiner überstürzten Flucht aus dem Tal begonnen und erklärte auch Meghans übersteigert wirkende Furcht, als wir dem Übeltäter vor jener Taverne in Ballachulish begegnet waren.
    Isaak hatte über seinen Verrat aussagen müssen. Von der Stelle in Lang Craig, wo die Waffenladung anlanden sollte, hatte er rein zufällig erfahren. Thomas, der ziemlich von sich selbst eingenommen war, führte bei den Damen eine etwas zu lockere Zunge und hatte jede Umsicht fahren lassen. Er hatte einer der Dienerinnen in der Herberge in Guthrie, einer gewissen Gracie, eine Nachricht hinterlassen, in der er ihr mitteilte, er wolle sich nach seiner Rückkehr von Lang Craig mit ihr treffen... Und Isaak hatte den Papierfetzen, der versehentlich auf einer Theke liegen geblieben war, gefunden. Der arme Thomas hatte bereits für seinen Fehler bezahlt. Isaak hatte sichergehen wollen, dass er seine Version der Geschichte nicht erzählen konnte, und ihn von der Klippe gestoßen. Thomas MacSorley war tot, er hatte sich den Hals gebrochen.
    Einzig der Umstand, dass er sich daran beteiligt hatte, Liams Leben zu retten, hätte für Isaak sprechen können, doch leider hatte er nicht aus reiner Selbstlosigkeit gehandelt. Er hatte genau gewusst, dass Liam sich, sobald er frei war, eine Freude daraus machen würde, Barber zu töten, wie es ja auch geschehen war, und ihn damit von seinem Erpresser befreien würde. Als er mich in Sicherheit brachte, hatte er zudem dafür gesorgt, jeden vielleicht aufkommenden Verdacht zu zerstreuen.

    Die Verhandlung hatte hinter verschlossenen Türen stattgefunden und war just heute Morgen zu
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