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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute
Autoren: Sonia Marmen
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vielleicht.
    Er führte meine Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. Mondlicht übergoss Duncans dunkles Haar. Mit der Daumenspitze strich ich über eine Strähne, die sich widerspenstig aufrichtete, und schloss die Augen. Das zarte Aroma der Kräuter, die an den Dachbalken hingen, der schärfere Geruch des brennenden Torfs und der Duft nach Moschus und Harz, den Liams Haut ausströmte... Ich betete zu Gott, er möge diesen vollkommenen Moment für immer in meinem Gedächtnis bewahren...
    »A ghràidh...«
    »Hmmm...«, murmelte ich leise.
    »Wenn meine Liebe zu dir jemals alles vernünftige Maß übersteigt... dann töte mich.«
    Erstaunt schlug ich die Augen auf. Er sah mich tiefernst an.
    »Ich würde es nicht ertragen, dich zu vernichten.«
    »Liam...«
    »Versprich es mir.«
    »Solch ein Versprechen vermag ich nicht zu geben.«
    Er sagte nichts und wandte sich leicht ab. Von neuem verlor sich sein Blick in dem dunklen, samtigen Himmelsgewölbe, das über uns schwebte. Da fiel mir ein Satz ein, den er gesagt hatte, als ich ihm ein Versprechen gab, das ich niemals hatte halten können.
    »Liam, versprich mir, dass deine Liebe zu mir niemals maßlos und zerstörerisch wird.«
    Sein Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln. Er drehte sich zu mir um, und in seinen Augen blitzte es amüsiert.

    »Du durchtriebene Person. Einverstanden, ich verspreche es.«
    »Vergiss nie, dass man in den Highlands ein Versprechen niemals bricht.«
    Ein leises Lachen stieg rau und tief aus seiner Kehle auf und liebkoste mein Ohr. Sanft löste Liam sich von mir. Er küsste Duncan auf den Kopf und legte ihn dann in seine Wiege. Der Kleine wimmerte und zappelte ein wenig. Er gab einen merkwürdigen Laut von sich, der wie ein Schnurren klang und die kleinen Milchbläschen, die sich um seinen Mund gesammelt hatten, zerplatzen ließ. Liam beugte sich über seinen Sohn und legte die Hand auf sein Köpfchen. Seine Stimme klang so feierlich, als spreche er ein Gebet.
    »Gesegnet seist du, mein Sohn; möge Gott dich vor Unglück behüten. Ich wünsche dir, dass du das Glück kennen lernst und ebenso selig bist wie ich in diesem Moment. Verleugne nie dein schottisches Highlander-Blut und...«
    Er zögerte, richtete sich auf und legte die Hände um mein Gesicht, um mich aus seinen tiefblauen Augen anzusehen.
    »...und du sollst wissen, dass...«
    Er sah mir tief in die Augen. Eine seiner Hände verließ die Rundung meiner Wangen und wanderte in mein Kreuz. Ich legte die flachen Hände auf seine feuchte Brust, an die Stelle, wo er kurz zuvor noch Duncan gehalten hatte. Der süßliche Duft des Kindes mischte sich mit seinem Körpergeruch. Ich schloss die Augen. Begehren stieg langsam in mir auf und breitete sich in meinem ganzen Körper aus.
    »Nein, schau mich an... Ich möchte deine Augen sehen.«
    Der Druck seiner Hand in meinem Rücken verstärkte sich. Ich tat, wie er mir geheißen hatte. Hinter dem schmalen Spalt, den seine halb geschlossenen Lider frei ließen, erahnte ich das Feuer, das ihn verzehrte. Er erforschte meinen Blick und suchte nach meiner Seele, um sich ihrer zu bemächtigen und sie in Ketten zu schlagen, und ich überließ sie ihm gern.
    »... und du sollst wissen«, fuhr er an den Kleinen gerichtet fort, »dass deine Mutter ein irischer Wind ist, der gekommen ist, um über meine Berge und meine Heide zu wehen. Caitlin, du hast die Flamme in meinem Herzen neu entfacht, die bereits erloschen
war. Ich werde dich lieben, ad vitam aeternam, von jetzt bis in alle Ewigkeit.«
    Das war sein Versprechen. Er trat ein Stück zurück, um mich besser ansehen zu können. Die blasse, halbmondförmige Narbe an seiner rechten Seite schimmerte, die Erinnerung an ein Duell auf einer sonnenüberfluteten Lichtung. Ich strich mit dem Finger darüber. Er schlug die Augen nieder, und ich fühlte, wie seine Muskeln sich anspannten. Seine Wunden waren verheilt, zumindest diejenigen, die man sehen konnte... Er stieß einen tiefen Seufzer aus, wie einen dumpfen Klagelaut, mit dem er alle Dämonen, die in ihm wohnen mochten, ausstieß. Heftig zog er mich an sich.
    »Herrgott...! Ich liebe dich so sehr!«

    Der Mond schien auf die Laken, die sich um unsere nackten Beine knüllten. Auf meiner schweißnassen Haut fühlte ich die nächtliche Kühle. Zärtlich legten Liams Lippen sich auf die Narbe an meiner Schulter. Mit unseren noch vor Leidenschaft glühenden Körpern schmiegten wir uns in unserem Bett aneinander und verschmolzen zu einem einzigen
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