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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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Flammen, aber das Wasser konnte das Feuer nicht löschen, sondern nur in Schach halten. Dann drehte er sich um und ging entschlossen auf den Wald zu, ohne sich noch einmal umzudrehen. Bald darauf wurde er von der Dunkelheit verschluckt.

[home]
1
    A m Montagmorgen wälzte sich der Nebel wie weiße Wattewellen über das Land. Die beiden Kinder sahen kaum die Hand vor den Augen, als sie über den Schulhof gingen. Sie orientierten sich aus dem Gedächtnis, doch schon bald wurden ihre Schritte vorsichtig und tastend. Der Junge blieb ein Stück hinter dem Mädchen und hielt seine Tasche umklammert. Plötzlich blieb er stehen und sagte ängstlich: »Du darfst mir aber nicht weglaufen.«
    Auch das Mädchen hielt inne. Der Nebel kondensierte in ihren Haaren, und sie wischte sich die Tropfen von der Stirn, während sie geduldig auf ihren Bruder wartete, der den Ranzen auf seinen Rücken zu setzen versuchte. Er hatte Türkisch gesprochen, was er nur selten tat und eigentlich nie mit ihr. Er rang mit den Schultergurten, und sie ging einen Schritt auf ihn zu, half ihm aber nicht. Als er endlich fertig war, nahm er ihre Hand. Sie blickte sich um und sah nichts außer Nebel und Dunkelheit. Sie sagte: »Jetzt guck doch, was du getan hast.«
    »Was habe ich denn getan?«
    Er umklammerte ihre Hand und hörte sich kleinlaut an.
    Sie entschied sich aufs Geratewohl für eine Richtung, trat mutig ein paar Schritte ins Nichts und blieb wieder stehen. Der Junge drückte sich an sie.
    »Sind wir verloren?«
    »Idiot.«
    »Bei Mama war es hell.«
    »Gleich ist es auch hier hell.«
    »Was bedeutet
verloren?
«
    Sie antwortete ihm nicht, sondern versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Der Schulhof war nicht groß, sie mussten bloß weitergehen.
    »Wir dürfen nicht mit Fremden mitgehen. Egal, was geschieht, wir dürfen nicht mit Fremden mitgehen, oder?«
    Seine Stimme klang weinerlich, und sie zog ihn ein paar unentschlossene Schritte hinter sich her, bis sie plötzlich vor sich einen dunklen Umriss wahrnahm und darauf zuging.
    Der Junge ließ ihre Hand los, als sie den Haupteingang erreichten, und stürmte vor ihr her ins Gebäude. Er hatte schon vergessen, dass er eben noch den Tränen nahe gewesen war.
    Kurz darauf trafen sie sich auf dem Gang vor der Turnhalle. Das Mädchen saß lesend auf einer Bank, als der Junge mit einem Ball angerannt kam.
    »Spielst du mit mir Fußball? Du kannst das so gut!«
    »Hast du deine Sachen ordentlich aufgehängt und die Tasche an ihren Platz vor dem Klassenzimmer gestellt?«
    Er riss die Augen weit auf und nickte bestätigend, wie die Glaubwürdigkeit selbst.
    »Geh hoch und tu, was ich dir gesagt habe.«
    Ohne Widerspruch zog er ab, kam aber gleich darauf wieder und brachte seine Bitte erneut vor.
    »Ich muss erst noch etwas lesen. Geh schon mal rüber, ich komme dann.«
    Skeptisch blickte er auf das Buch. Es war dick.
    »Kommst du auch wirklich bald?«
    »Wenn ich mit dem Kapitel fertig bin. Es dauert nicht lange.«
    Er verschwand in der Halle. Kurz darauf hörte sie das Klatschen und Abprallen des Balles. Sie las weiter, ließ sich von der Lektüre forttragen, schloss mitunter die Augen und träumte, selbst eine Figur in dieser Geschichte zu sein.
    Der Junge riss sie aus ihren Träumen.
    »Es ist nicht genug Platz zum Spielen«, rief er ihr aus der Halle zu.
    »Warum nicht?«
    »Weil da Männer hängen.«
    »Dann spiel um sie herum.«
    Plötzlich stand er vor ihr. Sie hatte ihn nicht kommen gehört.
    »Ich mag diese Männer nicht.«
    Das Mädchen schnupperte prüfend in die Luft.
    »Hast du gepupst?«
    »Nein, aber ich mag keine toten Männer. Die sind aufgeschnitten.«
    Sie stand verwirrt auf und ging zur Tür der Turnhalle. Ihr Bruder folgte ihr.
    Fünf Männer hingen an Seilen von der Decke herab. Sie waren nackt und starrten sie an.
    »Die sind doch eklig, oder? Das stimmt doch, oder?«
    »Ja«, antwortete sie und schloss die Tür.
    Dann legte sie ihren Arm um den Jungen.
    »Können wir jetzt Fußball spielen?«
    »Nein, das können wir jetzt nicht. Wir müssen einen Erwachsenen finden.«

[home]
2
    K riminalhauptkommissar Konrad Simonsen genoss seine Ferien. Er saß oben im Panoramazimmer des Sommerhäuschens, rauchte seine vierte Zigarette zu seiner vierten Tasse Kaffee, während er durch das überdimensionale Fenster auf die heraneilenden Stratuswolken schaute und an nichts dachte.
    Die athletische junge Frau, die nach ihrer morgendlichen Joggingrunde
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