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Schweinefleisch ist nicht Haram

Schweinefleisch ist nicht Haram

Titel: Schweinefleisch ist nicht Haram
Autoren: Mehmet Akyazi
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aufreißen. Eigentlich hab ich viele Alternativen, aber ich musste mir jetzt eine gescheitere Antwort überlegen.
    „Das Wasser kann ohne Fische auskommen, aber kein Fisch ohne Wasser.“
    Damit war sie erst einmal beschäftigt. Währenddessen schaute ich wieder aus dem Fenster, vielleicht war es doch hoch genug?
    „Du meinst also, ich wäre das Wasser und würde ohne dich auskommen, du aber nicht ohne mich, weil du der Fisch bist?“, fragte sie mich.
    „Nein, ich mein damit, dass ein Paar ohne Hochzeit auskommt, aber keine Hochzeit ohne ein Paar.“
    „Ach so, du willst also nicht?“
    „Genau!“
    „Aber warum, wir sind doch wie füreinander bestimmt.“
    „Sibel, die Anzahl unserer kurzfristigen Trennungen ist höher als die Anzahl der Korruptionsvorwürfe gegen Berlusconi.“
    „Aber wir haben immer wieder zu uns zurückgefunden.“
    „Ja und Berlusconi findet auch immer wieder zur Politik zurück, aber das heißt ja nicht, dass es gut ist.“
    „Aber ich liebe dich!“
    Jetzt richtete sich die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste auf uns, ich musste gescheit aus der Sache raus.
    „Wir reden später drüber.“
    „Nein, jetzt! Warum willst du mich nicht heiraten?“
    Alle blickten mich böse an, als ob ich ein sehr schlechter Mensch wäre, der dieses willige Mädchen nicht heiraten möchte.
    „Schau mal, ich hab kein Geld.“
    „Dann geh arbeiten!“
    „Ich studiere noch.“
    „Dein Studium wirst du eh nie schaffen!“
    Die Diskussion mit ihr machte einfach keinen Sinn. Man kann einfach einem türkischen Mädchen nicht erklären, warum Hochzeit nicht in Frage kommt. Das ist so, als wenn man versucht, einem Deutschen vom Biertrinken abzuraten. Aus diesem Grund tat ich so, als ob mein Handy klingelte.
    „Ja, bitte? Ich komme sofort! Du Sibel, ich muss ganz dringend weg!“
    „Was ist denn passiert?“, fragte sie mich neugierig. Wieder musste ich mir eine gescheite Ausrede einfallen lassen.
    „Das neue GTA ist doch früher erschienen als geplant!“
    Natürlich war das keine gute Ausrede, aber irgendwie hatte ich andere Jugendliche bei McDonalds ebenfalls dazu bewegt, den Laden zu verlassen. Als ich dann wieder zu Hause war, fing mein Handy an zu klingeln. Sibel rief die ganze Zeit an, und als ich ranging, ging die Diskussion um ihre Hochzeitsträume weiter. Wie eine Klette hing sie mit ihrem Hochzeitswunsch an mir. Mal erzählte sie mir, wie sie von ihrem Brautkleid träumte. Mal erzählte sie von unserem großen Haus mit vielen Kindern. All so einen Mist will ich aber gar nicht, ich will nicht so enden! Ich möchte keinen Stock im Arsch haben und irgendwelche Blagen anschreien, weil sie mir die Sicht zum Fernseher versperren. Ich möchte keine Frau haben, die immer fragt, wo ich war und warum ich nach anderen Frauen rieche. Ich möchte keinen Bürojob, wo ich ein Bild meiner Familie auf meinem Tisch stehen habe, obwohl der Anblick zu Hause mir schon völlig ausreicht. Und vor allem möchte ich keinen Opel Zafira! Also ging ich zum Arzt und holte mir einen Schein, den ich Sibel zeigte.
    „Hier, schau: „HIV negativ“ Ich habe Aids.“
    Sibel fing an zu weinen und rannte davon, jetzt waren wir wohl wieder einmal getrennt. Das ist einfach unglaublich, wie schnell die Menschen sich dir gegenüber verändern können. Aber mal schauen, wie lange sie braucht um festzustellen, dass „HIV negativ“ eigentlich was Positives bedeutet.

Schweinefleisch ist nicht Haram
    Als ich mit meiner Freundin Sibel durch die Innenstadt spazierte, sprach uns plötzlich ein Mann im Anzug an.
    „Hey, solche Leute wie Sie suchen wir!“
    Wir blieben stehen und richteten unsere gesamte Aufmerksamkeit auf ihn, normalerweise werden wir nicht gesucht.
    „Sie sind eine sehr attraktive Person, wollen Sie nicht Model werden?“
    Sibels Gesicht wurde schnell rot, wahrscheinlich weil sie von mir nie solche Komplimente bekam und ihr die ganzen Wörter fremd waren. So attraktiv war sie aber auch nicht, sie sah halt aus wie eine normale Türkin ohne Kopftuch. Ich weiß aber auch nicht, ob ich so was wie eine Modelkarriere so gut finden würde, vielleicht bildet sie sich ja was darauf ein und macht dann wieder Schluss mit mir.
    „Wir bieten Ihnen einen Job an, wo Sie 15 Euro die Stunde bar auf die Hand bekommen.“
    „Sofort!“, sagte Sibel und klammerte sich an dem Mann fest.
    „Ich meine doch nicht Sie, ich meine den jungen Mann neben Ihnen.“
    Er legte mir seine Hand auf die Schulter und gab mir seine Visitenkarte. Jetzt
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