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Schweinefleisch ist nicht Haram

Schweinefleisch ist nicht Haram

Titel: Schweinefleisch ist nicht Haram
Autoren: Mehmet Akyazi
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stand Sibel blöd da. Damit ihre Enttäuschung nicht noch größer wurde, versuchte der Mann, sie wieder etwas aufzumuntern:
    „Natürlich sind Sie auch attraktiv, aber wir haben mehr Interesse an Migranten, die außergewöhnlich attraktiv erscheinen, Sie sehen mehr aus wie eine Durchschnittstürkin ohne Kopftuch.“
    Jetzt erst wurde mir der Wert meines eigenen Aussehens klar, noch nie war ich mir dessen wirklich bewusst gewesen. Ich sah wirklich nicht schlecht aus, hatte leicht Ähnlichkeit mit Robert De Niro in seinen jungen Jahren. In der Beziehung mit Sibel war ich also die ganze Zeit der Schöne und sie das Biest. Warum habe ich eigentlich meine Ansprüche nie höher gesetzt?
    „Ich erwarte Ihren Anruf!“, wollte sich der Mann bereits von uns verabschieden.
    „Was ist das denn genau für ein Job, für was soll ich denn da modeln?“, fragte ich noch im letzten Moment.
    „Wir sind ein vielseitiges Unternehmen, das mit vielen anderen Firmen kooperiert.“
    „Das hab ich mir schon gedacht, aber was für ein Unternehmen sind Sie denn genau?“
    „Wir sind ein Unternehmen, das attraktive Personen wie Sie sucht, und dafür geben wir Ihnen 15 Euro bar auf die Hand. Natürlich können Sie jederzeit aus dem Geschäft aussteigen, aber jetzt muss ich wirklich los!“
    Sein Handy klingelte, er ging ran und verschwand dann schnell wieder. Ich schaute Sibel an, sie war gerade mit ihren Gedanken in einer ganz anderen Welt.
    „Was meinst du dazu?“, fragte ich sie.
    „Mir doch egal, mach was du willst!“
    Anscheinend war sie immer noch frustriert, weil sie nicht ausgewählt wurde. Ich hielt ihre Hand fest und versuchte, sie ein wenig aufzumuntern:
    „Hey Sibel, du bist die hübscheste Durchschnittstürkin, die ich kenne.“
    Sie begann wieder zu lächeln, doch dann begann sie auch wieder den Mund aufzureißen:
    „Ich will aber nicht, dass du modelst!“
    „Warum?“
    „Du wirst dann die ganze Zeit fotografiert, von vielen Mädchen angemacht und sie nehmen dir das Geld weg!“
    „Und was ist so schlimm daran?“
    Mit ihrer gefälschten Gucci-Tasche aus der Türkei schlug sie auf mich ein.
    „Du gehörst nur mir, verstanden? Keine anderen Mädchen, keine Modelkarriere, sonst keine Sibel!“
    Mit diesem Satz hatte sie mir die Trennung sehr leicht gemacht. Erstens war ich nicht ihr Eigentum, denn in unserer Gesellschaft dürfen nur Männer über Frauen Besitz ergreifen, und zweitens wollte ich schon immer reich, erfolgreich und sexy werden. Nach dieser unspektakulären Trennung ging ich nach Hause und versuchte, im Internet etwas über dieses Unternehmen herauszufinden, leider gab es nicht viel darüber. Lediglich die Adresse von dem Ort konnte man finden und diese war ausgerechnet in der Nähe des Rotlichtmilieus von Duisburg. Die ganze Sache schien doch etwas heikel zu sein. Ich bin nämlich ein starker Gegner von jeglicher Prostitution und besonders von meiner eigenen. Außerdem gab es bereits reichlich deutsch-türkische Konkurrenz in der Pornoszene, neben Hakan Serbes und Sahin K würde ich bestimmt ganz alt aussehen. Der Mann im Anzug sah aber seriös aus und außerdem meinte er, ich könnte jeder Zeit wieder aufhören, also rief ich ihn einfach mal an.
    „Ich hab Ihren Anruf erwartet, bitte kommen Sie zu unserem Studio, die Adresse schicke ich Ihnen als SMS, wir sehen uns dann morgen!“, sagte er am Telefon und legte wieder auf.
    „Studio“ klang schon mal gut und die Adresse war auch nicht identisch mit der, die ich im Internet gefunden hatte. Ich nahm also die Sache ernst und machte mich bereit für den nächsten Tag. Als ich dann am nächsten Tag zur Adresse fuhr, stellte ich fest, dass sich dort ein Riesenschlachthof befand. Jetzt kamen mir noch kränkere Gedanken als vorher, vielleicht wollten die mich nur locken, um mir meine Organe rauzuschneiden und sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. In dem Augenblick wäre es mir doch lieber gewesen, wenn sie Sibel anstatt mich ausgesucht hätten. Der Mann im Anzug empfing mich aber bereits vor dem Hof.
    „Wären wir dann bereit? Wir müssen dich kurz in die Garderobe schicken und dich etwas schminken.“
    „Warum schminken?“
    „Natürlich damit du noch attraktiver aussiehst, ach übrigens musst du hier unterschreiben. Das ist so bisschen Vertragskram, du klagst uns nicht an, wir klagen dich nicht an, du bekommst dein Geld und wir unseres.“
    Was soll‘s dachte ich mir, hab ja eh nichts zu verlieren außer meine Ketten. Ich wurde also zur Garderobe
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