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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein
Autoren: P.G. Wodehouse
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Eindruck, daß das Tier ihm freundlich zunicke, und es wäre natürlich eine Frage der Höfichkeit gewesen, dieses Nicken zurückzugeben. In Momenten seelischen Aufruhrs neigen wir jedoch allzu leicht dazu, die kleinen, alltäglichen Höfichkeiten zu vergessen. Er stand also da und starrte, während sein Unterkiefer lose an seiner Aufhängung herunterklappte. Die Seelenruhe, auf die wir vor einem Moment angespielt haben, war von dem heilsamen Gedanken bewirkt worden, daß er zwar geistige Qualen durchstehen mußte, weil er von einem Butler auf seinen Platz verwiesen worden war, aber doch zumindest befreit war von Schweinen jeglicher Provenienz. Und jetzt waren sie in sein Leben zurückgekehrt, größer und schöner denn je.
      Er zeigte mit einem zitternden Finger darauf.
      »W – w – wa . . . ?«
      Er hatte die Absicht gehabt, »Was?« zu sagen, aber das Wort wollte sich einfach nicht artikulieren. Gally warf ihm einen fragenden Monokelblick zu.
      »W – w – w . . . ?«
      »Ich hatte einmal einen Hund, der genau solche Geräusche von sich gab, und zwar immer, wenn ihm schlecht wurde«, sagte Gally. »Er hieß Towser. Parsloe legte ihn an dem Abend, als er in einem Rattenwettbewerb gegen seinen Hund Banjo antreten sollte, mit einem verstohlen verabreichten Zwiebelrostbraten rein. Ich muß Ihnen das einmal genau erzählen, wenn wir ein wenig mehr Muße haben, denn es wird Ihnen einen guten Einblick verschaffen, wie weit dieser Mann zu gehen bereit ist, wenn er sein Boot vor dem Sturm laufen läßt. Wir haben jetzt keine Zeit dazu. Es ist eine längere Geschichte, und wir müssen die Kaiserin ins Haus bringen, bevor der Feind entdeckt, daß sie hier ist, und ihr ein Leid antut. Ihr Leben wäre keinen Pfennig wert, wenn Parsloe wüßte, wo sie ist. Er hätte seine Gorillas mit abgesägten Gewehrläufen auf ihrer Spur, bevor sie einmal mit dem Schwanz wedeln könnte.«
      Jerry war immer noch benommen.
      »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte er. »Warum nennen Sie sie Kaiserin?«
      »Und warum sollte ich sie nicht Kaiserin nennen? Ach, ich verstehe. Ich habe vergessen, es Ihnen zu erzählen. Das wollte ich gerade tun, bevor Sie anfngen, Geräusche zu machen wie mein Hund Towser, wenn er dabei war, sich zu übergeben. Es ist ganz einfach. Es ist die Kaiserin, die ich hier habe. Als ich in Matchingham angekommen war und mich zum Stall geschlichen hatte, war sie das erste, was ich erblickte. Parsloe hat sie mit einer List, für die man widerwillige Bewunderung empfnden muß, direkt auf seinem Grundstück, ja, im Schweinestall versteckt, wo niemand auch nur im Traum daran gedacht hätte, sie zu suchen. Natürlich waren meine Gedanken in Richtung einsame Nebengebäude und unterirdische Gewölbe gegangen, und ich nahm nicht einen Moment lang an, daß der Mann sie praktisch überhaupt nicht verstecken würde. Es ist natürlich dasselbe Prinzip wie in Edgar Allan Poes ›Der entwendete Brief‹,, und wie gesagt, man empfndet einen ungern zugegebenen Respekt. Ich habe sie natürlich gleich mitgenommen und hierhergebracht. Wir dürfen aber keine Zeit mit Herumstehen und Reden verlieren. Ist Beach hier?«
      »Ja, er schläft im Wohnzimmer.«
      »Dann wollen wir ihn nicht stören«, sagte Gally rücksichtsvoll. »Der gute Mann soll seinen Schlaf bekommen. Wir bringen sie durch die Hintertür hinein.«
      Obwohl es Jerry sehr viel länger erschien, rieb sich Gally schon ein paar Minuten später mit einem zufriedenen Lächeln die Hände.
      »Und jetzt«, sagte er, »wollen wir Clarence von dem glücklichen Ausgang in Kenntnis setzen. Falls Sie auch nach Blandings kommen und ein Wort mit Penny wechseln möchten, nehme ich Sie gerne mit.«

    Was immer ein Architekturkritiker vom ästhetischen Gesichtspunkt gegen Sunnybrae einzuwenden gehabt hätte, und das war beträchtlich, er hätte notgedrungen einräumen müssen, daß der Ort hervorragend situiert war, um von dort nach Blandings Castle zu gelangen. Lediglich eine Meile guter Straße trennte die beiden Häuser, und folglich verstrichen nicht viel mehr als ein paar Minuten, bis Gallys Wagen erneut vor Sunnybrae vorfuhr, dieses Mal mit Lord Emsworth auf dem Beifahrersitz. Lord Emsworth, den Gallys Neuigkeiten tief bewegt hatten, hatte von Beginn der Fahrt an vor Aufregung und Ekstase gefogen. Er fog immer noch, als sie das Wohnzimmer betraten, und hörte mit dem Fliegen erst auf, als er im festen Glauben, Beach zu erblicken, unvermutet
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