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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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ging Nikolaus ein Licht auf. Er hatte den Mann nicht gleich erkannt. Andere Umgebung, andere Situation, dazu noch das Tuch auf der Stirn. »Ihr seid derjenige, der mich heimlich verfolgt hat.«
    Franz nickte wieder. Seine Stimme war leise und etwas stockend. Das Sprechen kostete ihn Kraft. »Leider hattet ... hattet Ihr mich schnell entdeckt.«
    »Warum habt Ihr mich verfolgt?«
    »Ich wollte wissen, ...« Er hustete und schloss für einen Moment die Augen. Dann sprach er weiter: »Ich wollte wissen, warum mein Bruder sterben musste. Ihr ... Ihr schient mir der Einzige, der keine vorgefasste Meinung hatte und der ohne eine Verpflichtung gegenüber den hohen Herren war. Und ... und Ihr habt die unschuldigen Arbeiter verteidigt.«
    »Warum habt Ihr nichts unternommen?«
    Franz Albrecht lachte kurz auf, aber sein Lachen ging in Husten über.
    Gesine beugte sich über ihn und wischte ihm den Schweiß ab. »Du musst dich schonen. Ich weiß gar nicht, ob diese Aufregung jetzt nötig ist.«
    »Doch, doch, Liebchen.« Zu Nikolaus gewandt antwortete er: »Ein Tagelöhner und Säufer wie ich wird doch nicht ernst genommen. Mir hätte ... hätte doch niemand eine Antwort gegeben. Ich bin ein Nichts. Ich existiere für die da oben doch gar nicht.«
    Nikolaus nickte. Der Arme hatte leider recht. Von einigen Leuten wird man nur dann akzeptiert, wenn man einen bestimmten Namen hat oder ein gewisses Amt bekleidet. »Ihr seid mir also noch länger nachgeschlichen?«
    Franz lächelte. »Nachdem Ihr mich gleich zu Anfang bemerkt hattet, war ich viel vorsichtiger. Aber ... aber in der Kneipe, als Ihr da mit der Lise gesprochen habt, habt Ihr jemanden aufgescheucht. Ihr wart ihnen schon zu nah auf die Pelle gerückt.«
    »Wem denn?«
    »Heinrich von Buschfeld und Peter Kirn.«
    Plötzlich wurde Nikolaus einiges klar. »Dann haben die mich überfallen.«
    »Genau.«
    »Und Ihr ...«
    »Ich habe versucht, Euren Hals zu retten. Hat ... hat doch geklappt. Oder?« Wieder ging sein Lachen in Husten über.
    Als sich Franz beruhigt hatte, bedankte sich Nikolaus herzlich für die uneigennützige Hilfe. Der alte Tagelöhner hatte ihm das Leben gerettet. »Das werde ich Euch nie vergessen. Sagt mir, wie kann ich es Euch vergelten?«
    »Kommt noch, kommt noch. Ich werde Euch noch früh genug daran erinnern.«
    Und noch etwas wurde dem jungen Mann nun klar. »Die Burschen haben Euch verletzt, als Ihr mir geholfen habt.«
    Der Kranke im Bett nickte. Er schlug das Bett zur Seite, sodass man nun einen Verband sah, der um seinen Bauch gewickelt war. »Das Schwein hat mich hier an der Seite erwischt. Ein Stück tiefer, und ... und es wär gleich Schluss gewesen. Leider hat sich die Wunde aber entzündet. Wenn ich Glück habe, überlebe ich es noch.«
    »Dann stammen die Blutflecke bei Eurer Schwester von Euch.«
    Anstatt Franz antwortete Gesine: »Er kam zu mir, weil er nicht wusste, wo er Hilfe bekommen konnte. Da Helena bei ihrer Tante hier im Kloster übernachtete, war ich mir sicher, dass wir nur hier die nötige Hilfe bekommen konnten.«
    »Deshalb seid Ihr seit dem Abend wie vom Erdboden verschluckt.«
    Sie nickte.
    »Und da Eure Ziehtochter und Schwägerin Euch geholfen hat, hat auch sie sich in der Stadt rar gemacht.« Nikolaus schaute die junge Frau fragend an.
    Helena bejahte.
    Nikolaus erzählte nun, dass heute Vormittag der Italiener gefangen genommen worden war, weil er die Freunde von Helenas Brüdern hatte vergiften lassen. Die drei Zuhörer waren höchst erstaunt. Natürlich hatten sie davon noch nichts wissen können.
    Franz meldete sich zu Wort: »Dieser Vittorio war ein ganz schlauer Kerl. Irgendetwas hatte er für Konstantin besorgt. Etwas ... sehr Wertvolles.«
    »Ihr wisst dann sicherlich auch, dass Euer Bruder Herrmann ebenfalls in dieses Geschäft verwickelt war?«
    Er nickte schwach. »Natürlich ließ sich Herrmann solch ein Geschäft nicht entgehen. Mit wenig Aufwand viel ...« Er blickte zu Helena hinauf, die verlegen zu Boden blickte. »... viel erreichen. Er hat mir sogar noch erzählt, dass er dem alten Junk ein ... ein Geschäft vorgeschlagen hatte.«
    »Wann hat er Euch das erzählt?«
    »Zwei oder drei Tage vor seiner Hochzeit. Dafür, dass er Junk etwas verraten hat, hat der seine Zustimmung zur Heirat gegeben.«
    Nikolaus beobachtete die junge Witwe aus den Augenwinkeln. Sie kämpfte mit den Tränen.
    »Was konnte das gewesen sein?«
    Franz lächelte. »Herrmann war ein schlauer Fuchs. Das, was er da mit Konstantin und
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