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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition)
Autoren: Horst Eckert
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Kohle?»
    «Außerdem kann es sein, dass der Täter ahnt, was ich vorhabe, und ich bin ohne Waffe.»

79

    Vincent tigerte durch die Wohnung. Allmählich verlor er den Glauben daran, in diesen vier Wänden das Geld zu finden. Wo zum Teufel blieb Dominik nur?
    Vincents Handy piepste, eine SMS der Kriminaltechnik: Das Reifenprofil zeigt weitgehende Übereinstimmung. Wo können wir das Fahrzeug untersuchen?
    Die Sonne schien durch die Fenster, es wurde warm. Vincent öffnete die Balkontür und trat an die frische Luft.
    Zweiter Stock. Häuser im gleichen Stil bildeten ein Karree. Unten kreischten Kinder, der Lärm brach sich an den Mauern.
    Sein Blick fiel auf den kleinen Baum im Kübel. Er sah vertrocknet aus, obwohl es noch vor kurzem stark geregnet hatte.
    Vincent schoss eine Idee durch den Kopf. Er klemmte den Topf zwischen die Füße und packte den Stamm. Er zerrte, doch die Pflanze schien sich festzukrallen. Er trat auf die Kante des Pflanzgefäßes, ruckte und zog mit voller Kraft. Endlich gab der Baum nach, und der Wurzelballen löste sich.
    Nichts kam zum Vorschein. Keine Tüte voller Geld. Nur Erdkrümel und ein paar Asseln, die vor dem Tageslicht flohen.
    Verärgert verließ Vincent die Wohnung, wischte über Schloss und Türknauf und stieg die Treppe hinab. Dass Dominik immer noch nicht aufgetaucht war, nahm er als weiteres Zeichen: Ich verschwende hier nur meine Zeit.
    Vincent fiel ein, dass Osterkamp heute Abend Bescheid bekommen wollte. Im Unterschied zur Polizeibehörde war dem Baulöwen an seiner Arbeit gelegen. Auch die Tochter buhlte um ihn. Chef des operativen Geschäfts. Das Vierfache. Ich würde mich ernsthaft freuen .
    Vincent fischte nach seinem Handy, um zu erfahren, welche Ausrede Dominik hatte. Er stellte die Verbindung zu ihm her – und brach sie sofort wieder ab.
    Unten fiel die Haustür ins Schloss. Ein leises Pfeifen drang an Vincents Ohr. Die Melodie hatte er heute schon einmal gehört: Neunundneunzig Luftballons .
    Vincent presste sich gegen die Wand und lauschte.
    Die Schritte entfernten sich nach unten. Ein Schlüsselbund klapperte, Türangeln ächzten.
    Der Keller.
    Vincent folgte den Geräuschen bis zum Fuß der Treppe, wo gerade eine Stahltür ins Schloss fallen wollte. Er stoppte sie und zog sie etwas auf. Modriger Geruch schlug ihm entgegen. Er spähte ins Dunkle.
    Nur eine grünliche Notlampe glomm an der Wand. Irgendwo wurde ein Verschlag aufgesperrt. Vincent betrat den Gang und versuchte, kein Geräusch zu machen.
    Am anderen Ende wurde ein Deckenstrahler angeknipst, in Streifen fiel das Licht durch Holzlatten. Vincent schlich sich heran.
    In der hintersten Kammer kniete Ingo Ritter vor einem Regal, zerrte einen großen Karton hervor und hob den Deckel. Holzwolle quoll hervor, Ingo hob einen Flachbildschirm heraus, darunter kam eine gelbe Tasche zum Vorschein.
    Es war ein wasserdichter Sack, wie ihn Segler benutzten, das Ende umgeschlagen und festgezurrt. Er diente dazu, etwas Wertvolles aufzubewahren, das nicht feucht oder schimmelig werden durfte.
    Vincent aktivierte die Kamerafunktion seines Handys und steckte es in die Außentasche des Hawaiihemds. Dort würde es zwar kein Bild aufnehmen, aber den Ton.
    Er klopfte gegen den Türrahmen des Verschlags. «Hallo, Ingo.»
    Der Leiter der Drogenfahndung wich zurück, das große gelbe Ding gegen die Brust gedrückt.
    «Gib mir den Beutel!»
    «Was machst du hier, Vinnie?»
    «Das weißt du ganz genau.»
    «Wohnungsbesichtigungen gibt es bei mir aber nur nach telefonischer Terminabsprache.»
    «Bei Castorp hast du auch nicht vorher angerufen, oder?»
    Ingo schwieg, aber sein Gesicht war in Bewegung geraten. Er biss sich auf die Lippe, blinzelte, etwas zuckte an seiner Schläfe.
    Vincent streckte die Hand aus. «Komm schon, gib her.»
    «Halbe-halbe. Ein faires Angebot.»
    «Es muss deprimierend sein, oder?»
    «Was meinst du?»
    «Wenn sich ein Traum vom großen Reichtum in Luft auflöst.»
    «Tut er das?»
    «Zwischen dir und der Zukunft liegen zwei Morde. Du weißt, was lebenslänglich bedeutet. Mach’s nicht noch schlimmer, als es ist.»
    «Ich hab das nicht bloß für mich getan.»
    «Sondern für die Armen dieser Welt. Ist klar.»
    «Wir könnten Blümchen einen Teil abgeben. Es ist genug für uns alle da.»
    Ingo löste den Verschluss, riss den Sack weit auf und ließ Bündel von Scheinen sehen.
    Mehr Violett als Gelb .
    «Millionen, Vinnie. Shit, ey, das ist Kohle, die es gar nicht gibt! Keiner kommt uns auf die Spur.
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