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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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gestern verflogen.
    „Du lügst. Niemand hat an dem einen Tag eine Fähigkeit und am nächsten nicht mehr.“
    „Ich lüge nie – außer bei den wenigen Gelegenheiten, wenn ich’s doch tue. Aber das ist nie Absicht, und jetzt gerade sag ich die absolute Wahrheit.“ Sie hob die rechte Hand. „Ich schwör’s.“
    Er verzog den Mund. „Wie lange bin ich schon hier?“
    „Sieben Tage.“
    „Sieben Tage“, wiederholte er und rang dabei nach Luft.
    „Genau. Die meiste Zeit über haben wir ‚inkompetente Ärztin und undankbarer Patient’ gespielt.“
    Ein düsterer Gesichtsausdruck verzerrte seine Züge. Und, oh, war das ein Furcht einflößender Anblick. Die Bücher wurden ihm nicht gerecht. „Sieben Tage“, sagte er noch einmal.
    „Ich versichere dir, ich hab mich nicht verzählt. Im Kalender meines Herzens hab ich die Sekunden angestrichen.“
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Du bist ganz schön neunmalklug, was?“
    Augenblicklich begann sie zu strahlen. „Wirklich? Findest du?“ Das war das erste Kompliment von jemand anderem als ihr selbst seit dem Tod ihrer Mutter, und sie würde es in ihrem Herzen bewahren. „Danke. Würdest du sagen, dass ich hochintelligent bin, oder bin ich bloß leicht überdurchschnittlich?“
    Er ließ den Unterkiefer sinken, als wollte er etwas sagen, doch es kam kein Ton heraus. Seine Lider schlossen sich … öffneten sich … schlossen sich wieder, und sein muskulöser Körper begann zu schwanken. Gleich würde er umkippen, und wenn er auf dem Fußboden landete, würde sie ihn nie wieder aufs Bett gewuchtet kriegen.
    Josephina stürzte nach vorn und streckte die behandschuhten Finger nach ihm aus. Obwohl er bereits kippte, schlug er ihre Arme fort, als wollte er jedem Kontakt ausweichen. Kluger Mann (so klug, wie er sie fand?). Und so fiel er und krachte mit einem dumpfen Geräusch auf den Teppich.
    Als sie hastig vom Bett krabbelte, um zu ihm zu eilen – was auch immer sie da ausrichten wollte, sie hatte keine Ahnung –, flog die Tür des Motelzimmers auf, sodass Holzsplitter in alle Richtungen flogen. Ein hochgewachsener,muskelbepackter Krieger mit dunklen Haaren stand auf der Schwelle, die Züge in Schatten getaucht. Er strahlte pure Bedrohlichkeit aus. Vielleicht, weil er zwei Dolche in der Hand hielt – die bereits blutverschmiert waren.
    Ein weiterer Krieger trat hinter ihn, blond und mit … Großer Gott . In seinem Haar hatten sich menschliche Überreste verfangen.
    Die Männer ihres Vaters hatten sie gefunden.

2. KAPITEL
    Kane kämpfte gegen eine Woge von Schmerz, Erniedrigung und Versagen an. Voll ausgebildet war er erschaffen worden, ein Krieger bis ins Mark. Über die Jahrhunderte hatte er in zahllosen Schlachten gekämpft. Feind um Feind hatte er erschlagen und so einige blutige Wunden davongetragen – doch immer war er mit einem Lächeln aus dem Kampf hervorgegangen. Er hatte gekämpft, und er hatte gewonnen, und andere hatten dafür gelitten, dass sie es gewagt hatten, auf ihn loszugehen. Und trotzdem lag er hier, auf dem Fußboden in einem dreckigen Motel, zu schwach, um sich zu regen. Der Gnade einer wunderschönen, zerbrechlichen Frau ausgeliefert, die ihn in seinen schlimmsten Momenten gesehen hatte: in Ketten, misshandelt und aufgeschlitzt nach einer weiteren Folterrunde.
    Er wollte diese Bilder aus ihren Gedanken löschen, und wenn er dafür in ihren Kopf greifen und sie mit einem Skalpell herausschneiden müsste.
    Und dann würde er sie auch aus seinem Kopf schneiden. Die Jäger, die ihm die Schuld gaben für jedes Desaster, das sie je erlebt hatten. Ihre Bombe. Eine Reise in die Hölle. Der Angriff einer Horde von Dämonenlakaien, die sämtliche Jäger getötet und Kane verschleppt hatten. Tag um Tag dieselbe Qual.
    Eiserne Fesseln. Das tropfende Geräusch von Blut. Befriedigtes Grinsen, blutbefleckte Zähne. Überall Hände. Suchende Münder. Leckende Zungen.
    Im Hintergrund ein leiser Soundtrack. Schmerzerfülltes Stöhnen – von ihm. Lustvolles Stöhnen – ganz sicher nicht von ihm. Das Klatschen von Fleisch auf Fleisch. Kratzende Nägel, die sich immer tiefer gruben. Bellendes Gelächter.
    Grauenvolle Gerüche drangen in seine Nase. Schwefel. Erregung. Schmutz. Altes Kupfer. Schweiß. Der stechende Gestank der Angst.
    Eine brutale Emotion nach der anderen prasselte auf ihn ein. Ekel, Zorn, das Gefühl absoluter Vergewaltigung. Kummer, Erniedrigung, Trauer. Hilflosigkeit. Panik. Noch mehr Ekel.
    Er stöhnte, ein tragisches
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