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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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gestolpert. Josephina hatte ihn erkannt, trotz seines Zustands, und war stehen geblieben.
    Ehrfurcht hatte sie erfüllt. Dort vor ihrer – ihrer! – Nase befand sich einer der berüchtigten Herren der Unterwelt. Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihm helfen sollte, wo sie sich doch kaum selbst helfen konnte, doch sie war entschlossen gewesen, es zumindest zu versuchen. Was auch immer sich dazu als nötig erwies.
    Eine Menge hatte sich als nötig erwiesen.
    Sie blickte zu ihm hinüber. „Du bist meine erste und einzige Möglichkeit, mir meinen neuerdings größten Wunsch zu erfüllen“, gestand sie. „Etwas, das ich definitiv nicht allein schaffe. Und sobald du aufwachst, werde ich die Einlösung deines Versprechens brauchen.“
    Und dann …
    Sie seufzte und verstummte. Zaghaft strich sie ihm mit den Fingerspitzen über die Stirn.
    Selbst im Schlaf zuckte er noch zusammen. „Nicht“, drohte er. „Ich vernichte dich, Stück für Stück. Dich und deine gesamte Sippschaft.“
    Das war keine Wichtigtuerei, keine leere Drohung. Er würde dafür sorgen, dass es genau so geschah, und vermutlich würde er dabei noch lächeln.
    Vermutlich? Ha! Definitiv. Wie ein typischer Herr der Unterwelt eben.
    „Kane“, sagte sie, und wieder wurde er ruhig. „Ich glaube, es wird Zeit, aufzuwachen. Meine Familie ist da draußen, und die wollen mich zurückhaben. Auch wenn für mich in diesem Abgrund tausend Jahre vergangen sind, war es für sie nur ein einziger Tag. Und da ich nicht nach Séduire zurückgekehrt bin, sindwahrscheinlich Fae-Soldaten auf der Jagd nach mir.“
    Und um ihrer kleinen Schüssel Frühstückselend das Sahnehäubchen aufzusetzen, machte die Phönix definitiv Jagd auf sie, wild entschlossen, sie zu ihrer Sklavin zu machen und das Unrecht zu rächen, das Josephina ihr auf der Flucht angetan hatte.
    „Kane.“ Sanft rüttelte sie ihn an der Schulter. Seine Haut war unglaublich weich und glatt, zugleich jedoch fiebrig heiß, die Muskeln darunter so fest und hart wie Granaten. „Du musst bitte die Augen aufmachen.“
    Lange Wimpern schossen nach oben und enthüllten gold-smaragdfarbene Iris, die glasig und trüb wirkten. In der nächsten Sekunde fühlte sie, wie sich Männerhände um ihren Hals schlossen und sie auf den Rücken geworfen wurde. Die Matratze federte, selbst unter ihrem mickrigen Gewicht. Doch sie setzte sich nicht zur Wehr, als Kane sich auf sie rollte, sie mit seinem Körper regelrecht festnagelte. Er war schwer und sein Griff um ihre Kehle so hart, dass sie den Rosenduft nicht einatmen konnte, den sie mittlerweile mit ihm assoziierte. Ein seltsamer Geruch an einem Mann – einer, den sie nicht recht einordnen konnte.
    „Wer bist du?“, fuhr er sie an. „Wo sind wir?“
    Er hat mich direkt angesprochen. Mich!
    „Antworte.“
    Sie versuchte es, scheiterte jedoch.
    Dann lockerte er den Griff um ihre Kehle.
    So. Schon besser. Tief einatmen. Und wieder ausatmen. „Zunächst einmal bin ich deine zutiefst beeindruckende und wundervolle Retterin.“ Da mit dem Tod ihrer Mutter auch der einzige Mensch gestorben war, der ihr Komplimente machte, hatte sie beschlossen, sich eben selbst bei jeder Gelegenheit welche zu machen. „Lass mich los, dann klären wir alles andere.“
    „Wer?“, beharrte er und drückte wieder fester zu.
    In ihrem Sichtfeld blitzte es schwarz auf. Ihre Lungen brannten, lechzten nach Luft, doch noch immer leistete sie keinen Widerstand.
    „Weib.“ Erneut verringerte er den Druck ein wenig. „Antworte. Jetzt.“
    „Höhlenmensch. Freilassen. Jetzt“, gab sie zurück, während sie nach Atem rang.
    Würdest du wohl bitte dein Mundwerk im Zaum halten? Du willst ihn doch nicht verscheuchen.
    Abrupt riss er sich von ihr los und kauerte sich am anderen Ende des Betts zusammen. Wachsam behielt er sie im Blick, beobachtete, wie sie sich langsam aufsetzte. Eine heiße Röte lag auf seinen Wangen, und sie fragte sich, ob ihm sein Handeln peinlich war oder ob er bloß darum kämpfte, die Schwäche zu verbergen, die immer noch durch seine Adern strömte.
    „Du hast fünf Sekunden, Weib.“
    „Sonst was, Krieger? Tust du mir weh?“
    „Ja.“ Entschlossen. Selbstbewusst.
    Wie süß. Wäre es sehr seltsam, wenn sie ihn fragte, ob er ihr T-Shirt signieren könnte? „Weißt du nicht mehr, was du mir versprochen hast?“
    „Ich habe dir gar nichts versprochen“, entgegnete er. Doch auch wenn sein Tonfall von Sicherheit erfüllt war, spiegelte sich Verwirrung in seinen Zügen
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