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Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen
Autoren: Gena Showalter
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„Du bist in Sicherheit.“
    Sofort wurde er ruhiger, und erleichtert stieß sie den Atem aus.
    Als sie ihn gefunden hatte, war er in der Hölle auf einen Felsblock gefesselt gewesen, den Brustkorb weit aufgerissen, die Rippen gespreizt und nach außen ragend, die Hand- und Fußgelenke durchgenagt bis auf ein paar zerfledderte Sehnen und Bänder.
    Er hatte ausgesehen wie ein Stück Fleisch beim Schlachter.
    Ich hätte gern zwei Pfund Rumpsteak und ein Pfund Gehacktes vom Nackenstück.
    Ekelhaft. Echt ekelhaft. Du widerst mich an. Über die Jahre hatte sie so viel Zeit allein verbracht, dass Selbstgespräche für sie die einzige Möglichkeit geworden waren, sich zu amüsieren … und traurigerweise auch die einzige Art von Gesellschaft für sie waren. Ich hätte vier Pfund Schweinerücken bestellt.
    Ihn zu finden, war – trotz seines Zustands – das Beste, was ihr je im Leben passiert war. Er war ihr Ticket in die Freiheit. Oder wenigstens … zur Akzeptanz?
    Prinzessin Synda, ihre Halbschwester und die allerüberbeste Frau, die das Volk der Fae je hervorgebracht hatte, war keine Herrin der Unterwelt, dennoch trug sie den Dämon der Unverantwortlichkeit in sich. Offenbar hatte es mehr Dämonen als freche, Büchsen stehlende Krieger gegeben, weshalb die übrig gebliebenen Wesen auf die Insassen des Tartarus verteilt worden waren – eines unterirdischen Gefängnisses für Unsterbliche. Syndas Ehemann war damals einer dieser Insassen gewesen, und bei seinem Tod hatte sich der Dämon auf unerklärliche Weise in ihrem Inneren eingenistet.
    Als der König der Fae davon erfahren hatte, waren umfassende Nachforschungen zu allen Details des Falls angestellt worden – und zu einer möglichen Lösung. Bisher jedoch ohne Ergebnis.
    Ich könnte Kane zu einer Sitzung des Hohen Rats der Fae mitbringen und mit ihm angeben. Könnte dafür sorgen, dass er der Versammlung alle möglichen Fragen beantwortet. Und vielleicht würde mein Vater mich dann sehen, und zwar wirklich sehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
    Sie ließ die Schultern zusammensacken. Nein, dahin gehe ich nie mehr zurück.
    Josephina war schon immer die Prügelmagd der königlichen Familie gewesen, und so würde es auch immer sein. Allein dazu bestimmt, die Strafen zu erdulden, die Synda, der Geliebten, zustanden.
    Und Synda stand immer eine Strafe zu.
    Letzte Woche hatte die Prinzessin in einem Tobsuchtsanfall die königlichen Stallungen niedergebrannt, und mit ihnen alle darin eingesperrten Tiere. JosephinasStrafe? Eine Fahrkarte ins Endlose – ein Portal in die Hölle.
    An jenem Ort war ein Tag wie tausend Jahre und ein Jahrtausend wie ein Tag, also war sie hinabgestürzt in einen schwarzen Abgrund, eine scheinbar endlose Ewigkeit lang. Sie hatte geschrien, doch niemand hatte sie gehört. Sie hatte um Gnade gefleht, doch keinen hatte es interessiert. Sie hatte geweint, doch nirgendwo Halt gefunden.
    Dann war sie zusammen mit einem anderen Mädchen mitten in der Hölle gelandet.
    Es war mehr als eine überraschende Erkenntnis, dass sie gar nicht wirklich allein gewesen war.
    Das Mädchen hatte sich als Phönix entpuppt, eine Rasse, die von den Griechen abstammte. Jeder reinblütige Krieger unter ihnen besaß die Fähigkeit, von den Toten aufzuerstehen, ein ums andere Mal, und wurde mit jeder Erweckung stärker – bis ihn der endgültige Tod ereilte und keine körperliche Erneuerung mehr möglich war.
    Kane begann von Neuem, sich hin und her zu wälzen und zu stöhnen.
    „Ich lass nicht zu, dass dir was geschieht“, versprach sie ihm.
    Und wieder beruhigte er sich.
    Wenn die Phönix doch nur halb so gut auf sie reagiert hätte. Bei ihrem Anblick war Josephina purer Hass entgegengeschlagen, ein Hass, der weit über das hinausging, was die Kinder der Titanen – wie Josephina – und die Kinder der Griechen üblicherweise füreinander empfanden. Trotzdem hatte die Phönix nicht versucht, sie zu töten, sondern ihr sogar erlaubt, ihr auf der Suche nach dem Ausgang durch die Höhle zu folgen, ohne dass sie ihre eigenen schwindenden Kräfte beanspruchen musste. Genau wie Josephina hatte sie einfach nur rausgewollt.
    An scharlachrot bespritzten Wänden waren sie vorbeigestolpert, in der Lunge den Übelkeit erregenden Gestank von Schwefel. Ein Grunzen und Stöhnen hatte ihre Ohren belagert und sich zu einer grauenvollen Sinfonie vereint, auf die ihre im Endlosen abgestumpften Sinne nicht vorbereitet gewesen waren. Dann waren sie über den verstümmelten Krieger
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