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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma
Autoren: Brent Weeks
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wie eine Hülle, wie eine riesige Rüstung. Kip konnte nicht sehen, wie die Soldaten und der Rotwandler sich Gaspar näherten, aber er sah einen Feuerball von der Größe seines Kopfes auf den Farbwicht zuschießen. Er traf ihn an der Brust, wo der Feuerball zerplatzte und Flammen in alle Richtungen warf.
    Gaspar rammte sich hindurch, und flammendes rotes Luxin klebte an seiner grünen Rüstung. Er war prachtvoll, schrecklich, mächtig. Er rannte, seinen Trotz herausschreiend, auf die Soldaten zu und verschwand aus Kips Gesichtsfeld.
    Kip floh, während die zinnoberrote Sonne den Nebel in Brand setzte.

2
    Gavin Guile beäugte schläfrig die Papiere, die unter seiner Tür durchgeschoben wurden, und fragte sich, wofür Karris ihn diesmal bestrafte. Seine Räume belegten die Hälfte des oberen Stockwerks der Chromeria, aber die Panoramafenster waren geschwärzt, damit er, wenn er überhaupt schlief, ausschlafen konnte. Das Siegel des Briefes pulsierte so sanft, dass Gavin nicht erkennen konnte, aus welcher Farbe es gewandelt worden war. Er setzte sich im Bett auf und weitete die Pupillen, um so viel Licht wie möglich zu sammeln.
    Ultraviolett. Oh, verdammte Schei …
    Zu allen Seiten versanken die bis zur Decke reichenden geschwärzten Fenster im Boden, und das weiße Licht der Morgensonne durchflutete den Raum. Da er seine Augen so weit aufgerissen hatte, wurde Gavin von Magie überschwemmt. Es war mehr, als er fassen und festhalten konnte.
    Licht explodierte in alle Richtungen aus ihm heraus, durchlief ihn in aufeinanderfolgenden Wellen von Ultraviolett abwärts. Das Infrarot war das letzte und wogte wie eine Welle aus Flammen durch seine Haut. Er sprang aus dem Bett, sofort schweißgebadet. Aber da alle Fenster offen waren, fegte der kalte Wind des Sommermorgens durch den Raum und machte ihn frösteln. Er stieß einen schrillen Schrei aus und sprang zurück ins Bett.
    Karris musste seinen Aufschrei gehört haben und quittierte den Erfolg ihrer rüden Methode, ihn zu wecken, mit ihrem unverkennbaren Lachen. Sie war keine Ultraviolette, also musste ihr ein Freund bei ihrem kleinen Streich geholfen haben. Ein schneller Schuss von ultraviolettem Luxin auf die Kontrollschalter des Raums schloss die Fenster und stellte deren Filterwirkung auf halbe Stärke. Gavin streckte eine Hand aus, um seine Tür aufzusprengen, dann hielt er inne. Diese Befriedigung würde er Karris nicht gönnen. Die Arbeit des Laufburschen für die Weiße war ihr offensichtlich zugewiesen worden, um sie Demut und Ernst zu lehren. Bisher war das Unternehmen ein spektakulärer Fehlschlag gewesen, obwohl die Weiße immer ein tiefgründigeres Spiel spielte. Trotzdem konnte Gavin sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich erhob, zur Tür ging und die Post, die Karris unter der Tür hindurchgeschoben hatte, auflas.
    Er öffnete die Tür. Auf einem kleinen Tisch direkt davor stand sein Frühstück auf einem Tablett. Es war jeden Morgen das gleiche: zwei kleine Laibe Brot und ein heller Wein in einem durchsichtigen, gläsernen Becher. Das Brot bestand aus Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Dinkel und war ungesäuert. Ein Mann konnte allein von diesem Brot leben. Tatsächlich lebte ein Mann von diesem Brot. Nur nicht Gavin. Tatsächlich drehte sich ihm beim Anblick des Brotes der Magen um. Er könnte natürlich ein anderes Frühstück bestellen, aber das tat er niemals.
    Er brachte es hinein und legte die Post neben das Brot auf den Tisch. Einer der Briefe war ungewöhnlich – ein zusammengefaltetes Blatt, aber weder von dem persönlichen Briefpapier der Weißen noch von dem offiziellen, steifen weißen Briefpapier der Chromeria. Auf der Außenseite hatte das Postbüro der Chromeria als Absender lediglich » ST Rekton« vermerkt: Rekton in der Satrapie Tyrea. Der Name kam ihm bekannt vor; vielleicht war es eins der Städtchen in der Nähe der Getrennten Felsen? Aber dort hatte es früher so viele Städte und Dörfer gegeben. Wahrscheinlich bettelte jemand um eine Audienz, obwohl diese Briefe eigentlich aussortiert werden sollten, um sie getrennt zu bearbeiten.
    Trotzdem, eins nach dem anderen. Er brach beide Brotlaibe und überzeugte sich davon, dass nichts darin verborgen war. Dann nahm er eine kleine Flasche mit blauer Farbe aus einer Schublade und tröpfelte ein wenig davon in den Wein. Er ließ den Wein im Becher kreisen, um die beiden Flüssigkeiten zu vermischen, und hielt das Glas gegen den granitblauen Himmel eines Gemäldes, das er zu
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