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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma
Autoren: Brent Weeks
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nicht. Hatte ihn nie gebraucht, aber alle schienen sich wohler zu fühlen, wenn sie dachten, er brauche irgendeine Art von Krücke, um mit so viel Licht fertigzuwerden. Er wurde auch niemals lichtkrank. Das Leben war einfach nicht gerecht.
    »Irgendwelche besonderen Wünsche?«, fragte er.
    Wie genau das Prisma das Ungleichgewicht der Magie in der Welt wahrnahm, war immer noch ein Rätsel. Verbrämt durch religiösen Unfug des Sinnes, dass das Prisma direkt mit Orholam und daher mit allen Satrapien in Verbindung stehe, hatte sich niemals jemand mit dem Thema beschäftigt, bevor Gavin zum Prisma geworden war. Selbst die Weiße war beinahe angstvoll gewesen, als sie danach gefragt hatte, und sie war die dreisteste Frau, die Gavin jemals begegnet war.
    Nicht dass sie große Fortschritte gemacht hätten, aber vor langer Zeit hatten er und die Weiße einen Handel geschlossen: Sie würde ihn intensiv studieren und er zu diesem Zweck mit ihr zusammenarbeiten, und als Gegenleistung würde sie ihm gestatten zu reisen, ohne dass Schwarzgardisten ihn auf Schritt und Tritt begleiteten. Meistens funktionierte es. Manchmal konnte er es sich nicht verkneifen, sie aufzuziehen, da es schien, als hätten sie in den sechzehn Jahren, seit er zum Prisma geworden war, nichts dazugelernt. Wenn er es zu weit trieb, brachte sie ihn natürlich hier herauf und sagte, sie müsse untersuchen, wie das Licht sich durch seine Haut bewegte. Also würde er ausgleichen müssen. Im Freien. Im Winter. Nackt.
    Nicht angenehm. Da Gavin nun einmal Gavin war, hatte er ziemlich genau ermittelt, wo die Grenze war. Kaiser der Sieben Satrapien, wahrhaftig.
    »Ich möchte, dass Ihr anfangt, den Schwarzgardisten zu erlauben, ihre Arbeit zu tun, Lord Prisma.«
    »Ich meinte, was das Ausgleichen der Farben betrifft.«
    »Sie trainieren ihr Leben lang, um uns zu dienen. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel. Und Ihr verschwindet, jede Woche. Wir sind übereingekommen, dass Ihr ohne sie reisen könnt, aber nur in Notfällen.«
    Uns zu dienen? Das war wohl ein wenig komplizierter.
    »Ich lebe gefährlich«, sagte Gavin. Sie stritten ständig über dieses Thema. Zweifellos fand die Weiße, dass er, wenn sie hier nicht einen klaren Standpunkt vertrat, auf mehr Freiheit drängen würde. Zweifellos hatte sie recht. Gavin sah die Weiße energisch an. Die Weiße sah Gavin energisch an. Die Schwarzgardisten waren sehr, sehr still.
    Wärst du auch so mit ihnen umgegangen, Bruder? Oder hättest du sie einfach mit deinem Charme dazu gebracht, sich zu unterwerfen? Alles in meinem Leben dreht sich um Macht.
    »Nichts Besonderes heute«, sagte die Weiße. Gavin begann.
    Ein Prisma verfügte im Wesentlichen über zwei einzigartige Fähigkeiten, die es vor allen anderen Wandlern auszeichneten. Zunächst einmal konnte es ohne äußere Hilfsmittel Licht in dessen Einzelfarben zerlegen und wandeln. Ein normaler Rotwandler konnte nur mit seinem Bereich von Rot wandeln; bei einigen war dieser Spektralbereich breiter, bei anderen schmaler. Um zu wandeln, musste er etwas Rotes sehen – rote Felsen, Blut, einen Sonnenuntergang, eine Wüste, was auch immer. Oder er konnte, wie man vor langer Zeit herausgefunden hatte, eine rote Brille tragen, die das weiße Licht der Sonne so filterte, dass nur noch Rot übrig blieb. Auf diese Weise erlangte man weniger Macht, aber es war besser, als ganz und gar von der jeweiligen Umgebung abhängig zu sein.
    Die gleichen Einschränkungen galten für jeden Wandler: Die Monochromaten, die die Mehrheit aller Wandler stellten, konnten nur Licht einer einzigen Farbe wandeln; Bichromaten, die etwas seltener waren, konnten mit zwei Farben wandeln. Im Allgemeinen waren es Farben, die aneinandergrenzten, wie Rot und Orange oder Gelb und Grün. Polychromaten – jene, die drei oder mehr Farben beherrschten – waren die kleinste Gruppe, aber selbst sie konnten nur Farben wandeln, die sie sahen. Einzig das Prisma brauchte niemals eine farbige Brille. Einzig Gavin konnte Licht in sich selbst zergliedern.
    Das war bequem für Gavin, aber es half niemandem sonst. Was ihnen half, war dies: Wenn er oben auf der Chromeria stand und Licht durch seine Augen strömte, seine Haut mit jeder Farbe des Spektrums füllte und aus jeder Pore blutete, konnte er das Ungleichgewicht in der Magie der ganzen Welt fühlen.
    »Im Süden, wie zuvor«, sagte Gavin. »Tief in Tyrea, wahrscheinlich in Kelfing, benutzt irgendjemand Infrarot, und zwar in großen Mengen.« Hitze und Feuer
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