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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Problem ist nur, dass sich die
beiden Voraussetzung nicht mit dem Ziel vereinbaren lassen. Wenn nämlich der
Reichtum sämtlicher Mitspieler vom stetigen Zuwachs abhängig ist, ist das
Ziel selbstredend unmöglich zu realisieren – ganz einfach, weil menschliche
Gruppierungen immer in sich abgeschlossen sind.«
    »Das weiß ich alles, komm zur Sache. Worauf willst du
eigentlich hinaus?«
    Vebjørn betrachtete das abweisende Profil seines Sohnes.
»Ich erkläre dir, warum ich dir damals dein Cola-Spiel verdorben habe. Aus
demselben Grund ist das Pyramidenspiel auf der ganzen Welt verboten – es
liegt im Spiel selbst begründet, dass sich die einen auf Kosten der anderen
bereichern. Wer als Letzter einsteigt, verliert zwangsläufig seinen
Einsatz.«
    »Und dieses Verbrechen vergleichst du mit dem
Aktienmarkt?«
    »Ich spreche von Moral. Du kannst gerne mit Aktien handeln,
solange du dich und andere nicht verleitest, an einen Zustand zu glauben, der
nicht existiert. Jeder Aktienkauf geschieht in der Hoffnung auf Wertsteigerung.
Man setzt voraus – wie beim Pyramidenspiel –, dass es eine unbegrenzte
Nachfrage gibt. Aber diese Voraussetzung ist unmöglich mit ewiger
Wertsteigerung zu vereinbaren. Die als Letzte kommen, machen zwangsläufig
Verluste. Man kann sich fragen, warum nicht auch die Börse weltweit verboten
ist. Der Grund dafür ist ebenso offensichtlich: Leute wie ich, in meiner
Position, brauchen die Börse. Dort holt sich die Wirtschaft das Geld, wenn wir
es brauchen. Da wir Menschen bezahlen und ihnen Arbeit geben, ist das auch zum
Besten der Gesellschaft. Der Gewinn der Gemeinschaft – also der jeweiligen
Machthaber –, durch den Erhalt der Börse als Institution, wird immer
schwerer wiegen als der unglückliche Verlust einzelner Spekulanten. Die
Unternehmen, deren Anteile die Spekulanten an der Börse erwerben, benötigen
das Geld, das durch Erweiterung des Aktienkapitals und den Anreiz zu Emissionen
generiert wird. Für die Gemeinschaft ist die andere Seite des Börsenhandels
– also dass Spekulanten sich gegenseitig Aktien verkaufen –, bloß
uninteressantes Parasitentum. Die Spekulanten fressen sich gegenseitig. Einige
werden fetter, andere mager. Und so werden Reichtum und Fett bei der Börse
über den Tisch geschoben. So ist es immer gewesen. Die Parasiten, die die
Börse tragen, sind im Großen und Ganzen dieselben, die die Wirtschaft
ankurbeln, wenn nötig. Nur wenn ein Crash entsteht, also die Voraussetzungen
kippen und die Verluste kommen, kann es für die jeweiligen Machthaber
unangenehm werden, wenn die Parasiten sich gegenseitig Auffressen. Dieses
Unbehagen entsteht, weil die Wirtschaft – also die Gemeinschaft –, die
Börse auf lange Sicht braucht. Bei einem Crash ist es das logische Ziel der
Gemeinschaft, dass die Wirtschaft und die Spekulanten so weit wie möglich
verschont bleiben. Ein hoch entwickelter Finanzmarkt – wie der in Norwegen
– versucht bei einem Crash, die Verluste auf so viele wie möglich zu
verteilen. Man sollte also glauben, dass die Parasiten darunter leiden müssen.
Nicht aber an der modernen Börse. Während des Spekulantenbooms vielleicht,
als die Überhitzung der Börse noch etwas Neues und Unbekanntes war, da
mussten die Spekulanten dran glauben, als die Börse zusammenbrach. Für viele
war das hart, aber auch gerecht. Jeder Händler spekuliert auf Risiko. Dann ist
es nur gerecht, wenn das Risiko zuschlägt. Aber leider ist das heute nicht
mehr so. Heutzutage werden die Spekulanten bei einem Crash verschont. Es gibt
an der modernen Börse nämlich noch gewichtigere Akteure. Den Verlust tragen
heute die Kleinsparer, die entweder auf eigene Faust oder mit Aktienfonds
handeln. Wie ist denn der Crash vom letzten Jahr an der Wall Street behoben
worden? Die Amerikanische Zentralbank hat den Banken Kredite gewährt, damit
sie die Aktien kaufen konnten, die in Panik veräußert wurden. Und von wem
haben die Banken sie gekauft? Sie haben den Kleinsparern Millionen Aktien unter
Wert abgekauft. Gewöhnliche Arbeiter, die in der Hoffnung auf eine bessere
Leibrente oder eine sichere Pension ihr Erspartes in Aktien investiert hatten:
die gleichen Leute also, die beim Pyramidenspiel die Opfer sind. Die sind es
doch, für die die Verluste nach einem Crash wirklich eine Rolle spielen. Für
sie steht wirklich etwas auf dem Spiel. Für dich – oder Erling Sachs – ist
ein solcher Verlust doch nur Luft. Wenn ihr
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