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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Hemd ganz aus.
    »Antworte. Wo warst du?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du lügst. Wo warst du?«
    »Ich sage doch, ich habe keine Ahnung. Vielleicht irgendwo
essen oder lesen, vielleicht habe ich geschrieben. Ja, ich habe
geschrieben.«
    »Anders, ich bezahle deine Wohnung.«
    Bette Lines wütendes Gesicht verzerrte sich zu einer
nervösen, aufgebrachten, unsicheren Fratze. Er flüsterte: »Wenn du
wüsstest, wie leid ich diesen Satz bin.«
    »Verzeihung, aber so ist es doch. Ich bezahle deine
Schulden, deine Wohnung, ich gebe dir zu essen.«
    »Und wenn schon?«
    »Da kann ich doch wohl ein wenig Zuvorkommenheit
erwarten.«
    »Du willst ficken, das ist die Wahrheit. Und du wirst
gefickt, also halt’s Maul.«
    Bette Line Sachs erbleichte zusehends. Es zitterte um ihre
Lippen.
    Anders zog sich das Hemd wieder an. »Ich gehe.«
    »Geh nicht. Ich habe es nicht so gemeint, Anders.«
    Er drehte sich um.
    Sie erhob sich vom Stuhl. »Ich will nicht, dass es so ist«,
flüsterte sie, »so vulgär.«
    »Dann trennen sich unsere Wege.«
    »Nein!«
    »Doch. Deine verdammte Eifersucht nervt mich. Du kommst hier
rein, respektierst meinen Bereich nicht, mein Privatleben, und das tust du, wie
es dir gerade passt, du willst mein Leben kontrollieren, du bist schlimmer als
jede Mama.«
    »Ich verspreche, damit aufzuhören.«
    »Außerdem trinkst du zu viel.«
    Sie, plötzlich wütend: »Warum sagst du das?«
    »Weil es wahr ist. Der Suff macht uns vulgär. Es ist noch
nicht einmal zwölf Uhr, und du bist schon beschickert. Du fährst betrunken
Auto.«
    »Nein, deswegen bin ich nicht so. Du machst andere Frauen
an.«
    Anders starrte Bette Line bloß kalt an und sagte:
    »Und wenn schon?«
    Blickkontakt. Er: herausfordernd. Sie: unsicher. »Das ist
nicht richtig von dir.«
    »Es geht dich nichts an, was ich tue oder lasse.«
    »Doch!«
    »Warum?«
    »Weil ich deine Schulden bezahle, du … du …
Scheißkerl.« Das letzte Wort spuckte sie aus. Mit geballten Fäusten stand
sie vor ihm, und er schüttelte den Kopf, hoffnungslos, grinsend.
    »Siehst du«, flüsterte er, »wir sind vulgär, und wir
können nicht damit leben, vulgär zu sein. Der Suff ist daran schuld. Ich
bitte dich: Hör auf, meine Schulden zu bezahlen. Hör auf, meine Wohnung zu
bezahlen. Was kümmern dich meine Schulden, wenn sie mich selbst einen feuchten
Kehricht interessieren?«
    Sie sank auf einen Stuhl, blinzelte, trocknete sich mit den
Fingern die Wangen. Unter ihren Augen hinterließ die Wimperntusche schwarze
Streifen.
    Plötzlich tat sie ihm leid. »Siehst du das nicht?«,
flüsterte er. »So kann es nicht weitergehen, wir können uns nicht immer
weiter auf diese Weise gegenseitig demütigen.«
    »Ich bin zu alt«, murmelte sie, »und du hältst mich zum
Narren.«
    »Nein«, flüsterte er zurück. »Du bist toll, aber ich
will keine Beziehung mit dir haben. Ich bin ganz ehrlich zu dir. Ich will mich
an niemanden binden.«
    Er legte die Arme um sie.
    Ihre Lippen suchten seinen Mund, murmelten: »Verlange nicht
von mir zu gehen, lass uns ins Bett gehen, lass mich hierbleiben.«
    Er schaute auf die Uhr. »Nicht den ganzen Tag«, sagte er,
und hätte sich auf die Zunge beißen mögen. Ihre Hand strich an seinem
Schenkel hinauf. »Komm«, flüsterte sie, »komm.«

39
    Per Ole schlug sein Tagebuch zu, erhob sich und steckte die
Telefonleitung wieder ein. Sofort begann das Telefon zu läuten. Er schaute auf
die Uhr. Es war Mittagszeit. Das Telefon stand nicht still. Per Ole schaute es
missbilligend an, ehe er nachgab und den Hörer abnahm. Es war – ausgerechnet
– Jim Klafstad.
    »Per Ole, es ist einfach zu schrecklich! Ich habe Millionen
verloren. Aber das ist unwichtig. Hier geht es um die Welt. Dieser Tag wird
Black Monday genannt werden! Der Dow Jones ist innerhalb von ein paar Stunden
über zwanzig Prozent gefallen. Das ist mehr als beim Crash von 1929. Hier in
Oslo sinken die Kurse auch. Der Index ist über fünfzehn Prozent
runtergegangen. Das ist ein Crash, Scheiße noch mal, Per Ole!«
    »Na und?«
    »Na und? Wir haben einen beschissenen Börsencrash!«
    »Den haben wir seit Jahren vorausgesehen, Jim. Entspann
dich. Wir sprechen uns, mach’s gut.«
    Per Ole schlug sein Tagebuch wieder auf und las durch, was er
soeben geschrieben hatte:
    Am heutigen Tag befindet sich die Weltwirtschaft in einem
Tal. Es ist Montag, der 19. Oktober 1987. Es ist 70 Jahre, 6 Monate und 11 Tage
her, dass die Frauen in St. Petersburg den
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