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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo
Autoren: Michael Connelly
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durchsuchen. Ich bin draußen geblieben. Da lag eine Eisenstange hinten drin. Ich hab’ sie genommen und ihm auf die Finger geschlagen. Meadows’ Finger. Damit jemand merkte, daß es Mord war. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch der Knochen. So laut, daß ich dachte, Rourke hätte es vielleicht gehört …«
    »Was war mit Sharkey?« fragte Bosch.
    »Sharkey«, sagte sie nachdenklich, als spräche sie den Namen zum ersten Mal aus.
    »Nach der Vernehmung habe ich Rourke gesagt, daß Sharkey unsere Gesichter oben am Damm nicht gesehen hatte. Sharkey war sogar der Meinung, ich wäre ein Mann gewesen, der da im Wagen saß. Aber ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe erwähnt, daß wir erwogen hatten, ihn zu hypnotisieren. Obwohl ich dich davon abhalten konnte und dir vertraut habe, daß du es nicht ohne mich tun würdest, wollte Rourke sich nicht auf dich verlassen. Also hat er das mit Sharkey gemacht. Nachdem man uns an den Tatort gerufen und ich ihn gesehen hatte, habe ich …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, aber Bosch wollte alles wissen.
    »Hast du was?«
    »Später habe ich ihn zur Rede gestellt und gesagt, ich würde alles auffliegen lassen, weil er vollkommen den Verstand verloren hätte. Er könnte doch nicht unschuldige Leute umbringen. Er erklärte mir, die Sache wäre nicht mehr aufzuhalten. Franklin und Delgado wären im Tunnel und nicht mehr zu erreichen. Sie hatten die Funkgeräte abgestellt, als sie das C-4 reinbrachten. Es war zu unsicher. Er sagte, man könne sie nicht aufhalten, ohne noch mehr Blut zu vergießen. Dann, am nächsten Abend, wurden wir fast überfahren. Ich bin sicher, das war Rourke.«
    Sie sagte, seitdem hätten die beiden ein unterschwelliges Spiel aus beiderseitigem Argwohn und Mißtrauen gespielt. Der Einbruch in das Beverly Hills Safe & Lock ging wie geplant vonstatten, und Rourke brachte Bosch und alle anderen davon ab, hinunterzusteigen und ihn aufzuhalten. Er mußte Franklin und Delgado weitermachen lassen, selbst wenn keine Diamanten mehr in Trans Box waren. Rourke konnte auch nicht riskieren, selbst hinunterzusteigen, um sie zu warnen.
    Eleanor schließlich beendete das Spiel, als sie Bosch in den Tunnel folgte und Rourke erschoß, seine Augen hatten sie angestarrt, als er in das schwarze Wasser glitt.
    »Und das ist die ganze Geschichte«, sagte sie leise.
    »Mein Wagen steht da drüben«, sagte Bosch, als er von der Bank aufstand. »Ich fahr dich zurück.«
    Sie gingen zu seinem Wagen, und bevor sie einstieg, bemerkte Bosch, daß ihr Blick auf die frische Erde von Meadows’ Grab fiel. Er fragte sich, ob sie vom Federal Building aus zugesehen hatte, wie der Sarg in die Erde gelassen worden war. Als er zum Ausgang fuhr, sagte Harry: »Wieso konntest du nicht auf sich beruhen lassen, was deinem Bruder passiert ist? Es war eine andere Zeit, ein anderes Land. Wieso konntest du es nicht ruhen lassen?«
    »Du weißt nicht, wie oft ich mich das gefragt habe und wie oft ich keine Antwort darauf wußte. Ich weiß es noch immer nicht.«
    Sie standen vor der Ampel am Wilshire, und Bosch überlegte, was er machen sollte. Und wieder las sie seine Gedanken, spürte seine Unentschlossenheit.
    »Willst du mich jetzt mitnehmen, Harry? Es könnte schwierig werden, das alles zu beweisen. Sie sind alle tot. Es könnte so aussehen, als hättest du dazugehört. Willst du das riskieren?«
    Er sagte nichts. Die Ampel sprang um, und er fuhr hinunter zum Federal Building, wo er am Straßenrand vor dem Rasen mit den Flaggen hielt.
    Sie sagte: »Falls es dir irgend etwas bedeutet: Das zwischen dir und mir war absolut nicht eingeplant. Ich weiß, du wirst niemals wissen, ob es stimmt, aber ich wollte dir sagen …«
    »Tu’s nicht«, sagte er. »Sag kein Wort mehr dazu.«
    Ein paar beklemmende Augenblicke vergingen.
    »Läßt du mich gehen?«
    »Ich glaube, es wäre das beste, Eleanor, wenn du dich selbst stellen würdest. Besorg dir einen Anwalt und dann stell dich. Sag ihnen, du hattest mit den Morden nichts zu tun. Erzähl ihnen die Geschichte von deinem Bruder. Es sind vernünftige Leute, und sie werden es nicht an die große Glocke hängen, um einen Skandal zu vermeiden. Der Staatsanwalt wird wahrscheinlich nicht auf Mord plädieren. Das FBI wird sich fügen.«
    »Und was ist, wenn ich mich nicht stelle? Verrätst du es ihnen?«
    »Nein. Wie du gesagt hast: Ich stecke zu tief mit drin. Die würden niemals glauben, was ich ihnen erzähle.«
    Er dachte lange nach. Was er als
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