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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo
Autoren: Michael Connelly
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Das Blut. Sie wollten ihn unter den Tisch kehren, als zählte er nicht.
    »Da wäre noch ein Viertes«, sagte er. »Ein Junge.«
    Als die Geschichte von Sharkey zu Ende war, ließ Bosch den Wagen an und fuhr Bremmer den Weg hinunter zu seinem eigenen Wagen. Die Fernsehreporter hatten den Friedhof verlassen, und ein Mann in einem kleinen Bagger schob Erde in Meadows’ Grab. Ein anderer Mann stützte sich daneben auf seine Schaufel und wartete.
    »Ich werde wahrscheinlich einen Job brauchen, wenn Ihre Geschichte erscheint«, sagte Bosch, nachdem sie den Totengräbern eine Weile zugesehen hatten.
    »Sie werden nicht als Quelle genannt. Außerdem, wenn ich die Militärakten bekomme, sprechen die für sich selbst. Ich werde die Presseleute beim Department dazu bringen, das andere zum Teil zuzugeben, damit es aussieht, als käme es von denen. Und gegen Ende der Geschichte wird stehen: › Detective Harry Bosch verweigerte jede Aussage.‹ Wie klingt das?«
    »Ich werde wahrscheinlich einen Job brauchen, wenn Ihre Geschichte erscheint.«
    Bremmer sah den Detective lange an.
    »Gehen Sie rüber zum Grab?«
    »Vielleicht. Wenn Sie mich allein lassen.«
    »Ich geh’ schon.« Er öffnete die Tür und stieg aus, dann beugte er sich herein. »Danke, Harry. Das wird eine gute Sache. Da werden Köpfe rollen.«
    Bosch sah den Reporter an und schüttelte traurig den Kopf. »Nein, werden sie nicht«, sagte er.
    Bremmer sah ihn betreten an, und Bosch schickte ihn mit einer Handbewegung weg. Der Reporter schloß die Tür und ging zu seinem eigenen Wagen. Bosch machte sich keine falschen Vorstellungen von Bremmer. Der Reporter wurde weder von tiefer Entrüstung noch von seiner Rolle als Wachhund der Öffentlichkeit getrieben. Alles, was er wollte, war eine Story, die kein anderer Reporter hatte. Daran dachte Bremmer, und vielleicht an das Buch, das daraus entstand, den Fernsehfilm, das Geld und den Ruhm. Das motivierte ihn, nicht die Entrüstung, die Bosch getrieben hatte, ihm die Geschichte zu erzählen. Bosch wußte und akzeptierte es. So war er nun mal.
    »Köpfe rollen nie«, sagte er zu sich selbst.
    Er sah zu, wie die Totengräber ihre Arbeit beendeten. Nach einer Weile stieg er aus und ging hinüber. Ein kleiner Blumenstrauß lag neben der Flagge, die im weichen, orangefarbenen Boden steckte. Die Blumen stammten von der Veteranenvereinigung. Bosch wußte nicht, was er empfinden sollte. Vielleicht eine Art sentimentaler Zuneigung oder Reue. Meadows war unter der Erde, diesmal endgültig. Bosch fühlte nichts dabei. Nach einer Weile sah er vom Grab auf hinüber zum Federal Building. Er begann, in diese Richtung zu gehen. Er kam sich vor wie ein Geist, der dem Grab entstiegen war und Gerechtigkeit wollte. Oder vielleicht auch nur Rache.

    Falls sie von Boschs Besuch überrascht war, ließ Eleanor Wish sich nichts anmerken. Er hatte dem Wachmann im ersten Stock seine Marke gezeigt, und der hatte nur auf den Fahrstuhl gedeutet. An Feiertagen war hier keiner an der Rezeption, also hatte er die Nachtglocke gedrückt, und jetzt stand Eleanor an der Tür. Sie trug verwaschene Jeans und eine weiße Bluse. An ihrem Gürtel steckte keine Waffe.
    »Ich hab’ mir schon gedacht, daß du kommst, Harry. Warst du bei der Beerdigung?«
    Er nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle. Sie hielt die Tür auf und sah ihn lange an, die Augenbrauen zu diesem liebenswerten, fragenden Blick hochgezogen, der typisch für sie war. »Also, willst du reinkommen oder den ganzen Tag da draußen stehen bleiben?«
    »Ich dachte, wir könnten ein Stück gehen. Uns allein unterhalten.«
    »Ich muß meine Key Card holen, damit ich wieder reinkomme.« Sie hatte sich schon abgewandt, da drehte sie sich wieder um. »Ich denke, du hast es noch nicht gehört, denn es wurde noch nicht veröffentlicht. Man hat die Diamanten gefunden.«
    »Was?«
    »Ja. In irgendwelchen öffentlichen Schließfächern in Huntington Beach. Irgendwo bei Rourke waren Quittungen gefunden worden. Heute morgen kam der Gerichtsbeschluß, und sie wurden geöffnet. Ich hab’ es über Funk gehört. Sie sagen, es wären Hunderte von Diamanten. Man wird einen Schätzer brauchen. Wir hatten recht, Harry. Diamanten. Du hattest recht. Die anderen Sachen haben sie auch gefunden, in einem zweiten Schließfach. Rourke hatte noch nichts verschwinden lassen. Die Besitzer kriegen ihr Zeug zurück. Es wird eine Pressekonferenz geben, aber ich möchte bezweifeln, daß sie sagen werden, wem die Fächer
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