Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Karl Olsberg
Vom Netzwerk:
damit einhergehenden bürokratischen Aufwand aufzuhalsen, aber einfach so laufen lassen konnte er ihn auch nicht, falls sich der Verdacht bestätigte. Aber vielleicht hatte er ja Glück, und der Typ war einfach nur durchgeknallt. »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht genau? Wie wollen Sie etwas melden, von dem Sie gar nicht wissen, was es ist?«
    »Ich habe … Anhaltspunkte«, sagte Langen und starrte Sikorsky auf eine Weise an, die ihm eine Gänsehaut verursachte. Entweder war der Mann wirklich vollkommen verrückt, oder er hatte schreckliche Angst und einen guten Grund dafür.
    »Was für Anhaltspunkte?«
    |48| »Ich bin Mathematiker. Ich habe alles genau analysiert.«
    »Analysiert? Was denn?«
    »Den Text.«
    Der Polizeimeister verlor allmählich die Geduld. »Was für einen Text? Können Sie vielleicht versuchen, mir in zusammenhängenden Sätzen zu erklären, von was Sie eigentlich reden?«
    Statt der Aufforderung zu folgen, legte Langen ein zerknittertes Papier auf den Tresen. Es war mit einer Art Gedicht bedruckt:
    Arglist, Verschwörung und hinterhältiger Anschlag:
    Die große Stadt wird prompt und überraschend
    angegriffen.
    Menschenfleisch, für den Tod zu Asche gemacht,
    Schloss, Palast im Flammenmeer.
     
    Gleißendes Feuer wird man am Himmel erblicken,
    Wolke lässt zwei Sonnen erscheinen.
    Sogleich schießt eine große, ausschlagende Flamme
    hervor,
    während der Himmel so übermäßig donnern wird.
     
    Überall in der Umgebung der großen Stadt,
    bei den Schwaben und den umliegenden Orten
    übrigbleiben wird lebendiges Feuer und versteckter Tod,
    in den schrecklichen Kugeln, entsetzlich.
     
    Spektakulärer Tod, der Stolze entkommt.
    Durch verborgenes Feuer, durch Hitze, großer Ort
    entzündet sich.
    Die große Stadt wird sehr verwüstet,
    lange Zeit wird unbewohnt sein.
    |49| »Sehen Sie? Es ist ganz deutlich, oder? Dabei ist dieser Text über vierhundert Jahre alt!«
    »Woher haben Sie das?«
    »Ich sagte doch schon, ich habe es selbst analysiert. Wie Sie sicher wissen, hat Nostradamus über tausend vierzeilige Verse geschrieben, Prophezeiungen, die er in Zenturien zu je hundert Versen gruppiert hat. Seit Jahrhunderten versuchen die Menschen, einen Sinn aus diesen Versen herauszulesen. Doch der Text blieb immer rätselhaft und unverständlich. Das liegt daran, dass Nostradamus ihn verschlüsselt hat. Das ist seit langem bekannt, aber niemandem ist es bisher gelungen, den Code zu knacken. Auch ich habe Jahre gebraucht, bis ich dahintergekommen bin. Dabei ist es im Grunde ganz einfach: Man muss die Zeilen einfach nur umsortieren, und zwar nach einer ganz bestimmten mathematischen Formel. Die Zeilen, die Sie da lesen, stehen ursprünglich nicht in dieser Reihenfolge. Erst, nachdem ich sie umgeordnet hatte, wurde mir klar, was Nostradamus vor so langer Zeit gesehen hat. Und das Erstaunlichste daran ist, dass man mit derselben mathematischen Regel auch die exakten Daten bestimmen kann, wann die Voraussagen eintreffen werden. Ich habe das für verschiedene Ereignisse überprüft, und es ist wirklich verblüffend. Er hat die Französische Revolution auf den Tag genau vorhergesagt, den Friedensvertrag von Versailles, den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Und nun das hier. Das … das Datum, an dem die Katastrophe eintritt, die Nostradamus hier beschreibt, ist genau heute in drei Wochen!«
    Die Worte des Mannes waren über Sikorsky hereingebrochen wie ein Platzregen. Jetzt durchströmte ihn eine gewisse Erleichterung. »Nostradamus! Sie reden von diesem angeblichen Propheten?«
    »Ja, richtig. Sehen Sie, er gibt den Ort der Katastrophe ziemlich präzise an: ›Die große Stadt‹, ›bei den Schwaben‹, |50| ›Schloss, Palast im Flammenmeer‹. Es kann sich eigentlich nur um Stuttgart handeln.«
    »Hören Sie, das hier ist die Polizei und nicht das Diskussionsforum für esoterische Kaffeesatzleserei!«, sagte der Polizeimeister in, wie er fand, noch relativ freundlichem Tonfall. »Gehen Sie ins Internet, da finden Sie bestimmt Gleichgesinnte, mit denen Sie Ihre Theorien austauschen können!«
    Langen starrte ihn an, als könne er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. »Aber … aber Sie müssen doch etwas
tun
! Haben Sie das nicht gelesen? ›Gleißendes Feuer wird man am Himmel erblicken. Wolke lässt zwei Sonnen erscheinen.‹ Und dann hier: ›Übrigbleiben wird lebendiges Feuer und versteckter Tod, in den schrecklichen Kugeln, entsetzlich.‹ Das ist ganz eindeutig die präzise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher