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Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch
Autoren: Stefanie Hasse
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verfügt, sehe ich es als eine Ehre an, dich, liebe Victoria Ried, in sämtlichen Richtungen der Telepathie ausbilden zu dürfen.« Sie lächelte mir zu, als wäre sie soeben meine Mutter geworden. Malte hatte sich derweil hinter Mike positioniert. Die anderen verließen den Raum.
    Nun folgte das Ritual, das den Ausbilder an den Schützling und umgekehrt binden sollte. Es war ein starkes Band, das ein Leben lang bestehen sollte.
    Im Anschluss daran hatten wir noch Zeit, unsere Mentoren besser kennen zu lernen. Selena war ehrlich und aufrichtig glücklich darüber, wieder eine Telepathin ausbilden zu dürfen. Scheinbar war schon lange niemand mehr mit diesem Talent ausgestattet worden.
    Ich fand sie sehr sympathisch und mir machte die Ausstrahlung von Macht, die mich im ersten Moment beinahe umgehauen hatte, auch keine Angst mehr. Sie war eine starke Frau, von der ich viel lernen konnte. Und darauf freute ich mich.
    Wie ich bereits in diesem ersten Gespräch von ihr erfuhr, hatten die meisten von uns eine schwach ausgeprägte telepathische Fähigkeit, die aber nur bei Menschen, oder auch noch nicht ausgebildeten Mondkindern wie uns, funktionierte. Aus diesem Grund konnte Malte mich so gut lesen. Im Zuge der Ausbildung lernten auch die Nicht-Telepathen, sich gegen diese Art Gedankenleserei abzuschotten. Wenngleich ihre Kraft meist nicht gegen die mentalen Fähigkeiten richtiger Telepathen bestehen konnte.
    Jemand wie Selena konnte anderen zudem bewusst ihre Gedanken mitteilen.

Die Ausbildung
     
    Wir vier Neulinge verbrachten etliche Nächte mit unseren Ausbildern. Danach trafen wir uns immer noch im Gemeinschaftsraum, ohne dass auch einer der Eltern unsere Abwesenheit bemerkt hätte. Dies lag an der Befähigung, die Menschen um uns herum im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln stehen zu lassen. Niemand war in der Lage, sich an unsere nächtlichen Ausflüge zu erinnern.
    Wir mussten nicht schlafen. Wir konnten es, jedoch brachte es uns nicht die Erholung, die man erwarten würde. Die Nacht, und somit der Kontakt zu unserem Gott, ließ unsere Kraftreserven wieder aufladen. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, den Mond als Gott zu bezeichnen. Anfangs kam mir schon der Gedanke falsch vor. Es passte einfach nicht zu meiner katholischen Erziehung. Aber nun, da ich unsere ganze Gesellschaft besser kennenlernte, ein Teil davon war, fiel es mir immer leichter. Es war tatsächlich so, dass allein der Anblick des Mondes mich ehrfürchtig erschaudern ließ. Tief Gläubige anderer Religionen fühlten dies oftmals beim Betreten ihrer Gotteshäuser. Im Gegenzug dazu war unser Gott tatsächlich präsent.
    Tagsüber führten wir unser normales Leben, Nacht für Nacht setzten wir unsere Ausbildung fort. Meine Eltern hätten meine Abwesenheit im Ernstfall nur für einen Traum gehalten, den sie spätestens am nächsten Vormittag vergaßen.
    Sobald wir uns abends von zuhause davonschleichen konnten, trafen wir uns mit unserem jeweiligen Ausbilder. Er zeigte uns, wie wir unsere Gabe kontrollieren konnten, was bei der Gedankenleserei gar nicht so einfach war. Im Anschluss an die Fachausbildung folgte jede Nacht noch gemeinsamer Unterricht. Diese Grundausbildung aller Kinder des Mondes bestand aus dem Erlernen der einfachen Magie wie Zaubertränke brauen - in Theorie und Praxis, Kräuterkunde - eine Art Biologie für Fortgeschrittene, der Verteidigung mit Hilfe der »weißen Magie« und Geschichte.
    Geschichte hatte ich schon tagsüber in der Schule gerne, aber das hier war anders. Wir erfuhren die wahren Hintergründe von dem, was in den menschlichen Geschichtsbüchern stand. Von den Ägyptern bis Pompeji. Beinahe überall hatte die Gemeinschaft ihre Finger im Spiel, was mir natürlich anfangs Probleme mit dem Geschichtsunterricht tagsüber bereitete. Bei einer Arbeit über die Antike konnte ich es mir gerade noch verkneifen, den Liebesgott Eros als Meister der Telepathie zu enttarnen. Seine Macht war so stark, dass er anderen seinen Willen aufzwingen konnte, egal wie gut diese sich abschotteten. Was übrigens nicht nur bei Liebe und Hass funktionierte.
    Wir lernten auch viel über einzelne Kinder des Mondes und ihre Gaben. So konnten wir uns eine Übersicht verschaffen, welche Möglichkeiten der Gemeinschaft offen standen. Kontrolle des Feuers, der Gewässer oder auch der recht neuen Begabung, Elektronen fließen zu lassen. Klang sehr nach Physikunterricht, war aber aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Elektronen bedeuteten
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