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Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Schwarzer Nerz auf zarter Haut

Titel: Schwarzer Nerz auf zarter Haut
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit.«
    »Doktor! Lassen Sie die Witze! Lady Anne ist der Schlüssel zur britischen Gesellschaft. Wenn sie die ›Ozeanic‹ lobt, haben wir die Luxuskabinen immer ausgebucht.«
    Am abend kam auch Ulrich Renner an Bord. Ein Playboy reinster Sorte, dessen Vater so dumm war, ein Vermögen zu hinterlassen. Ein eleganter Mann; sein Blick fiel sofort auf Margret Goltz, die an der Reling stand und auf die Gangway hinunterblickte.
    »Mein Liebster«, sagte Ulrich Renner in seiner Kabine und drückte dem Steward 50 Mark in die Hand. »Ich wünsche, daß jeden Abend ein Korb mit frischen Früchten und eine Flasche Sekt auf Eis in meiner Kabine stehen.«
    »Sehr wohl.« Der Steward verstand.
    Es gehörte zum Handwerkszeug des Lebemannes, stets Erfrischungen zur Hand zu haben. Die Nächte auf einem Schiff haben ihre besonderen Gesetze.
    Fast gleichzeitig mit Franz Hergarten traf auch ein Heinz Niehoff auf der ›Ozeanic‹ ein. Er war Architekt aus Hannover und belegte die Kabine 9. Auf der Gangway stießen Hergarten und Niehoff sich an, lächelten sich zu, entschuldigten sich und kamen gemeinsam an Bord.
    Lisa trat vom Fenster zurück, an dem sie mit einer eisernen Geduld gesessen hatte. Die alte Dame, mit der sie die Kabine teilte, war weggegangen. Sie hatte erfahren, daß in der Nähe, auf dem gleichen Deck, die Schiffskapelle lag, der Andachtsraum. Nun war sie gegangen, um für eine gute Überfahrt zu beten.
    Er ist allein gekommen, dachte Lisa verwirrt. Wieso das? Wo ist das Mädchen? Wenn sie als Mann und Frau reisen, gehen sie doch nicht getrennt.
    Sie setzte sich an den Tisch, knipste die Stehlampe an und blätterte nervös in dem buntgedruckten Tagesprogramm der ›Ozeanic‹.
    Von draußen hörte sie jetzt Jubel und Händeklatschen. Hunderte Stimmen klangen auf, die Bordkapelle spielte ›Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus …‹, Hunderte Arme winkten, ein Knirschen ging durch den stählernen Riesenleib des Schiffes, die Turbinen liefen an, 25.000 PS wurden lebendig, in die Herzen von 400 Besatzungsmitgliedern und 1.010 Passagieren fuhr jenes wonneträchtige Gefühl, von jetzt an einem Abenteuer entgegenzufahren. Auf der Kommandobrücke standen die drei Minister neben Kapitän Selbach und winkten mit den Hüten, die Fahnen knatterten, ein Jubel umgab das weiße Schiff. Und dann löste sich die ›Ozeanic‹ vom Kai und glitt zu ihrer ersten Fahrt hinaus auf das Meer.
    »Es ist ein merkwürdiges Gefühl, abzufahren und zu wissen, nicht wiederzukommen«, sagte die alte Dame hinter Lisa.
    Lisa schrak zusammen, sie hatte nicht gehört, daß jemand in die Kabine gekommen war. Sie hatte auf den weggleitenden Kai gestarrt und die jubelnden Menschen auf dem ›Steubenhöft‹.
    »Ja«, sagte sie leise. »Ja, da haben Sie recht … Es ist merkwürdig, nicht wiederzukommen.«
    Franz Hergarten hatte gleich nach dem Eintreten in seine Luxuskabine Nr. 12 das Wichtigste getan. Er nahm aus dem Koffer die schwarze Aktenmappe mit den Berechnungen und Plänen und schloß sie in den Safe ein. Der Oberzahlmeister selbst hatte ihm den Tresorschlüssel überreicht und gezeigt, wo der Safe eingebaut war. Er befand sich, entgegen aller traditionellen Plätze für Tresors, nicht hinter einem Bild in der Wand, sondern war in den Fußboden eingelassen und durch einen dicken Veloursteppich unsichtbar gemacht.
    »Wer weiß von der Lage des Safes?« fragte Dr. Hergarten, als der Oberzahlmeister ihm den Schlüssel gab.
    »Die Ingenieure, die das Schiff bauten, und ich. Und nun Sie, als erster Benutzer. Selbst der Kapitän weiß es nicht. Das Fach ist also garantiert sicher.«
    Das beruhigte Hergarten ungemein. Nachdem er seine Tasche im Fußboden versenkt hatte, schob er den Teppich wieder darüber, badete und rasierte sich, zog einen Smoking an und ging die breite Treppe hinunter zum Salondeck. An den gläsernen Flügeltüren des großen Hamburg-Salons traf er auf Graf Sepkinow, der in den Saal lugte. Drei Schritte seitlich von ihm stand stramm in seiner roten Livree einer der Lakaien.
    »Ich glaube, wir sind Nachbarn«, sagte Sepkinow und verbeugte sich knapp. »Kabine 10. Sepkinow.«
    Dr. Hergarten lächelte amüsiert. »Hergarten. Kabine 12.«
    »Wissen Sie, daß Sie mir die Nummer 12 weggeschnappt haben? Sie ist größer und schöner. Ich habe alles geboten, aber es war nichts zu machen! Dafür müssen Sie jetzt mit mir an die Bar, Doktor.« Graf Sepkinow strich über seinen silberweißen Bart. »Darf ich Sie zu einem Glas Sekt
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