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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch
Autoren: Nicci French
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Angst ertrinken. Reglos blieb sie in den Flammen dieses Feuers sitzen, bis der Morgen kam.
    Viele Kilometer entfernt schenkte Jim Fearby sich ein Glas Whisky ein. Die Flasche war nur noch knapp zu einem Drittel gefüllt. Höchste Zeit, eine neue zu besorgen. Es war wie beim Sprit: Man musste dafür sorgen, dass der Tank immer mindestens zu einem Viertel voll war, sonst ging einem womöglich das Benzin aus. Er zog den alten Zeitungsausschnitt aus seiner Brieftasche und faltete ihn auf dem Schreibtisch auseinander. Er kannte ihn auswendig. Der Text war für ihn wie ein Talisman, er konnte ihn auch dann noch sehen, wenn er die Augen schloss.
    Monster »möglicherweise nie wieder auf freiem Fuß«
    James Fearby
    Im Hattonbrook Crown Court kam es gestern zu dramatischen Szenen, als der des Mordes an Hazel Barton überführte George Conley für seine Tat zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. Richter Lawson erklärte Conley, 31: »Es handelt sich hierbei um ein abscheuliches Verbrechen. Trotz Ihres Schuldbekenntnisses haben Sie keinerlei Reue gezeigt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie auch in Zukunft eine Gefahr für Frauen darstellen und es möglicherweise niemals unbedenklich sein wird, Sie auf freien Fuß zu setzen.«
    Als Richter Lawson Conley abführen ließ, wurden bei den Angehörigen des Opfers, die auf den öffentlichen Rängen saßen, Rufe laut. Draußen vor dem Gericht äußerte Hazels Onkel Clive Barton gegenüber Reportern: »Hazel war unser schöner junger Liebling. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich, und er hat es ihr genommen. Ich hoffe, er verrottet in der Hölle.«
    Die blonde, achtzehnjährige Schülerin Hazel Barton wurde im Mai dieses Jahres im Dorf Dorlbrook unweit ihres Elternhauses erdrosselt aufgefunden. Ihre Leiche lag neben der Straße. George Conley wurde in unmittelbarer Nähe des Tatorts festgenommen. Er hatte Spuren an der Leiche hinterlassen und legte innerhalb weniger Tage ein Geständnis ab.
    In seiner Stellungnahme nach der Urteilsverkündung sprach Detective Inspector Geoffrey Whitlam der Familie Barton erneut sein Beileid aus: »Wir können höchstens erahnen, durch welche Hölle die Angehörigen gegangen sind. Ich kann nur hoffen, dass die rasche Aufklärung des Verbrechens durch unsere gründlichen Ermittlungen für sie einen gewissen Schlussstrich bedeutet.« Er dankte auch seinen Kollegen. »Ich bin der festen Überzeugung, dass es sich bei George Conley um einen gefährlichen Sexualstraftäter handelt, der hinter Gitter gehört, und ich möchte mich bei den Leuten aus meinem Team dafür bedanken, dass sie ihn dorthin gebracht haben.«
    Es heißt, Hazel Barton sei allein nach Hause gegangen, weil ihr Bus nicht gekommen sei. Eine Sprecherin von FastCoach , dem örtlichen Busunternehmen, kommentierte: »Der Familie von Hazel Barton gilt unser aufrichtiges Beileid. Wir bemühen uns nach Kräften, unseren Kunden einen effektiven Service zu bieten.«
    Unter der Schlagzeile waren zwei Fotos abgedruckt. Bei dem einen handelte es sich um eine von der Polizei stammende Aufnahme von Conley. Sein großes Gesicht sah darauf fleckig aus. Er hatte einen Bluterguss an der Stirn, und sein linkes Auge wirkte schief. Das zweite Bild war ein Familienfoto von Hazel Barton, offenbar ein Urlaubsfoto, denn sie trug darauf Shorts und ein buntes T-Shirt, und hinter ihr war das Meer zu sehen. Sie lachte, als hätte der Fotograf gerade einen Witz gemacht.
    Fearby las seinen sieben Jahre alten Bericht noch einmal genau durch, wobei er den Zeigefinger die Zeilen entlanggleiten ließ. Er nahm einen Schluck von seinem Whisky. Kaum ein Wort in dem Bericht entsprach der Wahrheit. FastCoach bot seinen Kunden keinen effektiven Service. Außerdem handelte es sich um Fahrgäste, nicht um Kunden. Whitlam hatte nicht gründlich ermittelt. Sogar die Zeile mit seinem eigenen Namen erschien ihm falsch. Nur seine Mutter hatte ihn jemals James genannt. Das Unzutreffendste von allem aber war die Überschrift – die nicht von ihm stammte und die er schon damals auf keinen Fall so formuliert hätte. Der arme alte Conley war vieles, aber kein Monster, und wie es nun aussah, würde er sehr wohl freikommen.
    Fearby faltete den Ausschnitt sorgfältig zusammen und steckte ihn zurück in seine Brieftasche, hinter seinen Presseausweis. Ein kostbares Relikt.

4
    A ls Sasha am Donnerstagmorgen um Viertel vor neun eintraf, war Frieda gerade damit fertig, die Pflanzen auf ihrer kleinen Terrasse zu gießen. Sie
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