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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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Jeder Atemzug brannte in ihrem Hals, so dass sie fürchterlich husten musste, während ihr Tränen und Blut über das Gesicht strömten. Sie bemerkte es kaum. Als sie schließlich wagte, die Augen zu öffnen, sah sie alles verschwommen und körnig wie durch ein Sichtschutzglas.
    Den Kopf zu bewegen schmerzte, doch in Mai keimte Hoffnung. War der Angriff vorbei?
    Auf einmal packten sie Hände am Hals und drückten zu. Während ihre Kräfte schwanden, regte sich Verbitterung in ihr. Der Kerl hatte offenbar nur darauf gewartet, dass sie wieder zu sich kam, um sie endgültig zu erledigen.
    Dann schoss aus dem Nichts eine große Gestalt quer durch das Zimmer auf den Angreifer zu und warf ihn um. Obwohl es weh tat, den Kopf zu drehen, musste Mai wissen, was vor sich ging. Wie durch einen Schleier sah sie zwei Männer miteinander ringen. Sie wollte sich aufrappeln und ihrem Retter helfen, doch sie schaffte es nicht.
    Kurz darauf bemerkte sie, wie der schwarzgekleidete Einbrecher zur Tür hinausrannte und sie allein mit ihrem Retter ließ.
    Er kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die Wärme seiner Berührung breitete sich umgehend in ihr aus. Sie blickte zu ihm auf und wünschte, sie könnte ihn deutlicher erkennen. »Geht es?«, fragte er sanft.
    Mai schaute sich um und richtete den Blick angestrengt auf die Tür. Ihr Retter schien sie wortlos zu verstehen.
    »Es ist vorbei. Er ist weg.«
    »Danke.« Sie versuchte, sich aufzusetzen, was ihr jedoch nur mit seiner Hilfe gelang. Als sie ihn durch ihre geschwollenen Lider ansah, glaubte sie, ihn zu erkennen. Vielleicht war er ein neuer Mieter und sie ihm schon im Flur begegnet. Sie wünschte bloß, sie könnte ihn klarer sehen. »Woher wusstest du, dass ich Hilfe brauche?«
    »Ich habe dich rufen gehört.«
    Sie musste geschrien haben, als der Kerl sie bei den Haaren packte, dachte Mai. »Was für ein Glück für mich, dass du zu Hause warst!« Sie reichte ihm die Hand. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht.«
    »Nein. Ich würde mich an dich erinnern.« Seine Stimme war tief und sinnlich. Bei ihrem Klang durchfuhr Mai ein wohliges Kribbeln. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Eine seltsam intime Geste für jemanden, den sie eigentlich gar nicht kannte. Sie konnte seine Züge nur unscharf ausmachen, dennoch war sie von ihm fasziniert. Etwas an diesem Mann, dessen Bild sie nur sehr schummrig sah, zog sie an.
    Als er langsam seinen Kopf neigte, kam es Mai gar nicht in den Sinn, zurückzuweichen. Seine Lippen berührten ihre sanft, vorsichtig. All ihr Schmerz sank in den Hintergrund, und die Sehnsucht, die sie vorhin empfunden hatte, verwandelte sich in rohes, heißes Verlangen.
    Doch genauso plötzlich, wie er erschienen war, verschwand der Fremde wieder und ließ Mai allein auf dem Fußboden zurück.
    Vor lauter Enttäuschung wollte sie weinen. Sie begriff nicht, wie er sie so schnell verlassen konnte – es sei denn, siewar vorübergehend bewusstlos gewesen. Ja, das war die einzig logische Erklärung. Doch wenn dem so war, wieso lief er dann einfach weg? Um einen Notarztwagen zu rufen vielleicht?
    Sie wartete, dass er wiederkam.
    Und wartete.
    Ihr schien es, als läge sie stundenlang mit geschlossenen Augen da, bis ihr schließlich klarwurde, dass er nicht zurückkehren würde.
    Während sie ihre Kräfte sammelte, um sich zu bewegen, dachte sie an den Überfall. Falls Preston den Mann angeheuert hatte, der sie angriff, hatte er einen Riesenfehler gemacht. Nicht bloß würde sie die Polizei rufen und ihn anzeigen, nein, sie würde überdies noch ihre Story fertig schreiben. Von diesen Mistkerlen ließ sie sich nicht einschüchtern! Bei Gott, sie hatte es schon mit Dämonen aufgenommen! Glaubten die ernsthaft, Menschen könnten ihr Angst einjagen?
    Sobald sie sich ein wenig besser fühlte, hockte sie sich auf alle viere und krabbelte ins Bad. Dort hievte sie sich zum Sitzen hoch, den Rücken an die Wanne gelehnt. Sie musste erst einmal verschnaufen. Im Dunkeln blickte sie auf, so gut sie es mit dem einen zugeschwollenen Auge konnte. Der Lichtschalter war außer Reichweite.
    Mit einer Hand hielt sie sich am Waschtisch fest und zog sich mühsam hoch. Ohne Licht sah ihr Spiegelbild gar nicht so furchtbar aus, wie es sich anfühlte. Ihr Gesicht war weniger blutig, als sie sich vorgestellt hatte. Vielmehr …
    Sie schaute genauer hin. Etwas stimmte nicht. Nun streckte sie ihren Arm aus und betätigte den Lichtschalter. Was zur Hölle war hier los? Da war kein
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