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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht
Autoren: Robin T. Popp
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öffnete.
    Da war niemand.
    Sie atmete tief durch und schlich den Flur entlang bis zu ihrem Schlafzimmer. Als sie den Lichtschalter betätigte,wurde es wenigstens gleich hell. Eilig schaute sie sich im Zimmer um, ob auch wirklich keiner da war, bevor sie in die Küche lief und ein Messer aus dem Messerblock zog. Dann drehte sie sich zum Wohnzimmer, das nur durch einen offenen Tresen von der Küche getrennt war, und sah – nichts.
    Hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Verwirrung, kehrte sie abermals ins Bad zurück. Der Dampf hatte sich aufgelöst, die Schrift war verschwunden und mit ihr der einzige Beweis, dass der Angriff keine bloße Einbildung gewesen war.
    Seufzend trottete sie ins Schlafzimmer zurück, legte das Messer und das Haarspray ab, behielt jedoch beides in Reichweite. Nachdem sie sich angezogen hatte, wollte sie ihre schmutzige Kleidung in den Wäschekorb werfen, als ihr die Informationen einfielen, die sie bei ihrem Treffen von Lenny bekommen hatte. Sie durfte sie nicht verlieren, denn sie bildeten ihre Story.
    Sie holte das gefaltete Blatt aus ihrer Hosentasche und wollte es auf die Kommode legen, als sie bemerkte, dass es die falsche Farbe aufwies. Sie hatte alles auf einem weißen Blatt notiert, nicht auf einem gelben. Mit wachsender Panik faltete sie es auseinander und starrte auf eine leere Seite.
    Sekunden später hatte sie sich ihre Handtasche geschnappt und rannte aus der Wohnung, ohne zu wissen, wohin sie wollte. Entweder wurde sie wahnsinnig, oder Preston war weit gefährlicher, als sie dachte.
     
    Nick trieb in einem schwarzen Nichts und war zufrieden. Hier gab es keinen Schmerz, keine Sorgen. Zirpende Grillen untermalten eine Symphonie sonstiger Geräusche, die die Dämmerung mit sich brachte: das Huschen von Mäusen, das kehlige Quaken von Fröschen, das sanfte Rascheln derBlätter über ihm – und dann war da noch angestrengtes Atmen zu vernehmen. Seines.
    Die Augen zu öffnen kostete Nick Blackhawk größere Anstrengung, als er vermutet hatte. Mehrmals musste er blinzeln, ehe er begriff, dass die dämmrigen Konturen um ihn herum nichts mit seinem Sehvermögen zu tun hatten. Die Sonne ging unter, und immer weniger Licht drang durch das Laub über ihm.
    Wie lange war er weggetreten gewesen? Seine Erinnerungen an den Mann, mit dem er gekämpft hatte, waren vage und distanziert, im Gegensatz zu jenen an die Frau. Sie war ihm so real erschienen, und er hatte sich auf eine Weise von ihr angezogen gefühlt, als wäre sie ein Teil von ihm. Umso mehr hasste er den Gedanken, sie könnte nichts weiter als ein Produkt seines vernebelten Gehirns sein. Am liebsten würde er gleich wieder in jenes Nichts abdriften, aus dem er eben erwacht war, denn er sehnte sich danach,
sie
wiederzufinden. Dabei wusste er, dass es unmöglich war. Ihm fehlte die Zeit.
    Plötzlich war er wieder im Hier und Jetzt, und ihm fiel ein, weshalb er überhaupt in den Wald gekommen war.
    Der Abgeordnete Stan Gentry saß im Bewilligungsausschuss, und seine gegenwärtigen Ermittlungen machten jemanden sehr nervös. Nervös genug sogar, dass er bereit war, dafür zu töten.
    Als erstmals ein Anschlag auf Stan verübt worden war, war ihm klargeworden, dass er Schutz brauchte. Das Problem bestand lediglich darin, dass er nicht wusste, wem er trauen konnte. Seine Feinde waren mächtige Männer mit ihrerseits mächtigen Freunden. Stan brauchte mithin jemanden, den die Regierung nicht kontrollieren konnte. Und deshalb engagierte er Nick.
    Nick unterrichtete die Elitetruppen des Militärs in Überlebenstraining. In seiner Eigenschaft als Jäger und Stratege genoss er es, sich den größten Herausforderungen zu stellen, mit denen Mutter Natur aufwartete. Noch größere indes fand er in der Stadt, wenn er Unschuldige schützte, Vermisste suchte und Kriminelle jagte. Und aus diesem Grund hatte er seine eigene Sicherheitsfirma in New York City gegründet.
    Nach Wochen, in denen er sich um Stans Sicherheit kümmerte und mehrere Anschläge vereitelte, hatte Nick einen Plan entwickelt, wie er die Attentäter mittels eines öffentlich angekündigten Jagdausflugs in sein Wunschterrain lockte: vierhundert Morgen Wildnis außerhalb der Stadt, die zu Nicks Dorf gehörten, Los Paseantes de Espíritu, die Geistwanderer.
    Als Angehöriger einer Spezies menschlicher Chamäleons verfügte Nick unter anderem über die Fähigkeit, die Gestalt beinahe jedes Lebewesens anzunehmen. Entsprechend eignete er sich wie kaum ein anderer dafür,
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