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Schwarze Sonne

Schwarze Sonne

Titel: Schwarze Sonne
Autoren: Marco Sonnleitner
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vergitterten Fensterlöchern, die grellen Neonlampen, das Grau in Grau, der Geruch nach Putzmitteln und Metall. Von Sekunde zu Sekunde fühlte sich der Zweite Detektiv kleiner, lebloser, schuldiger. Jeder Schritt verfolgte einen mit seinem hohlen Nachhall, jede Tür, die zuschlug, klang wie ein Beil, das aufs Schafott fiel. Dazu die Wärter in ihren akkuraten Uniformen, ihre strengen Blicke, die Waffen an ihren Gürteln. Hier drin konnte man gar nicht anders als sich wie ein Schwerverbrecher vorkommen.
    »Da rein! Setzt euch an den zweiten Tisch von links!«, befahl ihnen ein besonders frohgemutes Exemplar von Wärter und schickte sie in einen weiß gekachelten Raum. Peter hatte langsam den Eindruck, dass hier nur arbeiten durfte, wer nicht lachen konnte.
    »Dem möchte man aber auch nicht in einer dunklen Gasse begegnen«, raunte Bob Peter zu. Ihm ging es ganz ähnlich wie seinem Freund.
    Sie nahmen an einem schlichten Holztisch Platz, um den herum sechs Stühle standen. Kurz darauf öffnete sich auf der anderen Seite des Raumes eine Tür. Denzel kam herein. Er steckte in einem blauen Overall, hatte Handschellen umgelegt und wurde von einem Wärter zu ihrem Tisch geleitet.
    Justus musterte den Schwarzen, während er näher kam. Er schätzte ihn auf etwa 50 Jahre. Sein kurzes, schwarzes Haar begann an den Seiten schon zu ergrauen. Dennoch machte er einen fast Ehrfurcht gebietenden Eindruck mit seinen gut 1,90 Metern und den weit über 200 Pfund, auf die ihn Justus taxierte. Aber trotz seiner imposanten Erscheinung wusste der Erste Detektiv augenblicklich, wieso Bob den Mann bisher so in Schutz genommen hatte. Denzel Hopkins strahlte so viel Herzlichkeit, Güte und Aufrichtigkeit aus, dass man sofort Vertrauen zu ihm fasste. Justus musste sich fast zwingen, seine detektivische Neutralität und Unvoreingenommenheit zu bewahren.
    »Goldie, mein Schatz!« Denzel küsste seine Tochter auf die Wangen. »Du kannst ja gar nicht genug von mir bekommen, hm?« Er setzte sich und der Wärter stellte sich hinter seinen Stuhl. Er würde jedes Wort mithören, das gesprochen wurde. »Bob!« Jetzt erst bemerkte Denzel den dritten Detektiv. »Schön, dich zu sehen!«
    Bob stellte Justus und Peter vor. Dann erklärte Goldie ihrem Vater, warum sie hier waren, dass die drei ??? ihnen helfen wollten, dass sie alles unternehmen würden, um ihn hier rauszuholen.
    Denzel lächelte müde. »Das ist nett von euch, Jungs, wirklich. Aber viel Hoffnung habe ich ehrlich gesagt nicht. Die Beweise sprechen gegen mich. Und ich bin nicht gerade jemand, dem man vor Gericht ohne Weiteres glauben wird.«
    Justus sah ihn nachdenklich an. »Sie meinen, weil Sie nicht besonders reich sind und weil Sie sich keinen Anwalt leisten können, der Sie vertritt?«
    Denzel zog einen Block und einen Kugelschreiber zu sich heran, die vor ihm auf dem Tisch lagen, und begann, gedankenverloren zu zeichnen. Ein bitterer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Das auch«, sagte er wie nebenbei. »Aber machen wir uns doch nichts vor. Das Hauptproblem ist«, er zögerte, malte einen Kreis, »dass ich schwarz bin. Arm, schwarz und nicht besonders schlau. Keine guten Voraussetzungen vor Gericht. Zumindest nicht bei einer solchen Beweislage.«
    Peter wollte das so nicht stehen lassen. »Aber wenn Sie es doch nicht waren! Das kann man doch nicht einfach ignorieren!«
    Denzel stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Oh doch, ich fürchte, das kann man. Und das wird man.« Der Kreis bekam eine Umrahmung, ein filigranes Gespinst von Linien.
    »Lassen Sie uns doch alles noch einmal durchgehen«, meinte Justus. »Wann genau soll das Bild gestohlen worden sein?«
    Denzel malte den Kreis aus. »Vorgestern Nacht zwischen zwei und vier Uhr.«
    Bobs Blick fiel auf das Blatt Papier. Er runzelte die Stirn. An irgendetwas erinnerte ihn das, was Denzel da zeichnete.
    »Und wo waren Sie zu der Zeit?«, fragte Justus.
    »Zu Hause.«
    Bob drehte den Kopf, um Denzels Zeichnung besser sehen zu können. An was erinnerte es ihn nur?
    »Kann das jemand bestätigen? Haben Sie ein Alibi für die Zeit?«
    »Nein. Goldie war bei ihrer Großmutter. Ich war in dieser Nacht allein zu Hause.«
    Die schwarze Sonne mit den Schmetterlingsflügeln! Das war es! Die schwarze Sonne von dem Mendelstein-Bild! Aber wenn Denzel … »Ähm«, machte Bob, »Denzel, sag mal. Das Bild, das du gestohlen haben sollst. Hast du das eigentlich gesehen? Weißt du, um welches Bild es sich dabei handelt?«
    Denzel hob nicht einmal
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