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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien
Autoren: Stefan Wolf
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persönliche Angaben von Ihnen, drei Kopfhaare, falls Sie
die haben, und einige Schweißtropfen auf einem Papiertaschentuch. Dann...“
    „Verzeihung, Herr Jenseits“, fiel Elsa
ihm ins Geschwafel. „Ich möchte nur wissen, ob es bei Ihnen eine Dame mit Namen
Marianne gibt.“
    „Nein. Gibt’s hier nicht.“
    „War unter dieser Ihrer Telefonnummer
vielleicht mal eine Marianne erreichbar, die an einem bestimmten Montag mit dem
Intercity von Nürnberg hierher fuhr?“
    „Woher soll ich das wissen!“ erwiderte
er barsch. „Bin ich ein... äh... Ich meine, ich wohne hier seit drei Jahren.
Seitdem habe ich diese Nummer.“
    „Besten Dank, Herr Himmel.“
    Sie legte auf.
    Ihre Katzenaugen funkelten wie in alten
Zeiten, als sie noch im Polizeipräsidium Dienst tat.
    Wie vermutet, dachte sie. Dieser Robert
Winter ist ein Ganove. Per Anruf kundschaftet er aus, welche alleinstehende
Frau sich hinter dem Namen, der Adresse verbirgt. Ein mieser Kerl! Einer, der
weibliche Anschlüsse abklopft, ob es etwa auch einen Mann unter der Adresse
gibt. Wenn nicht — Elsa lächelte grimmig — folgt früher oder später der
Einbruch.
    Nun — für diesen Typ hatte sie einen
Köder ausgelegt. Bis Sonntagabend verreist, hihihi! Vonwegen! Sie würde hier
sein und warten. Sicherlich — normalerweise wäre sie heute abend mit dem
Nachtzug nach Wien gereist, um ihre Freundin Fini zu besuchen. Aber das eilte
nicht.
    Elsa suchte Finis Rufnummer heraus,
rief die Freundin an und sagte ihr, daß sie erst am Montag käme. Worum es ging,
verriet sie nicht. Fini jammerte trotzdem. Sie hatte Theaterkarten für
Samstagabend besorgt. Fürs Burgtheater.
    „Tut mir leid, aber ich kann nicht eher
weg“, sagte Elsa. „Du findest doch sicherlich jemanden, der dich begleitet,
damit die zweite Karte nicht verfällt.“
    „Dann muß ich den Burschi mitnehmen“,
erwiderte Fini. „Aber der schläft immer ein — spätestens im zweiten Akt — und
schnarcht dann so laut.“
    Burschi hieß in Wirklichkeit
Karl-Josef, war Medizinalrat und seit elf Jahren mit Fini verheiratet.
    Elsa lachte. „Stoß ihn in die Rippen, wenn
er schnarcht. Tschüs, Fini. Bei mir hat’s geläutet.“
    Elsa ging in die Diele und spähte durch
den Spion.
    „Gaby!“ Sie hatte die Haustür geöffnet
und umarmte die Tochter ihrer Freundin. „Um Himmels willen! Wir waren ja
verabredet. Das habe ich ganz vergessen. Weil’s bei mir im Moment drunter und
drüber geht.“
    „Macht doch nichts, Tante Elsa.“ An
diese Anrede hatte die Ex-Inspektorin sich gewöhnt. „Wenn’s nicht paßt, komme
ich ein anderes Mal.“
    „Daß du kommst, paßt mir immer. Herein
mit dir! Den Tee kochen wir zusammen. Schade, daß du jetzt erst hier bist. Du
hättest mir helfen können. Im Keller ist die Waschmaschine übergelaufen.“
    „Ein Glück, daß ich jetzt erst komme!“
lachte Gaby. „Vom Aufwischen kriegt man rauhe Hände.“
    „Ich reiß dir die Ohren ab“, drohte
Elsa.
    Im Terrassenzimmer, durch das die
Mittagssonne eine breite Bahn zog, kräuselte sich Rauch aus dem Aschenbecher.
Die schlanke Damenzigarre kokelte vor sich hin.
    „Aha!“ sagte Gaby. „Du rauchst nicht
mehr. Gratuliere! Ein toller Entschluß. Du weißt ja, mein Papi — der Emil —
hat’s schon vor zehn, nein, zwölf Jahren aufgegeben. Seitdem kann er jede
Treppe hochsprinten — bis in den sechsten Stock. Und du?“
    „Du wirst nicht nur jeden Tag hübscher,
wie dein Freund Tim immer sagt, sondern auch — und das sage ich jetzt, deine
Nenntante — Tag für Tag frecher.“
    „Ich denke doch nur an deine
Gesundheit.“
    Lächelnd marschierte Gaby in die Küche,
wo sie den Teekessel auf setzte.
    Später saßen sie in den kostbaren, mit
heller Seide bezogenen Sesseln. Der cremefarbene indische Teppich war fast zu
schade zum Drauftreten. Elsa nahm braunen Zucker in ihren Tee, Gaby entschied
sich für weißen Kandis.
    Elsa strich ihren türkisfarbenen
Mohairpullover glatt. Er hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen.
    „Bevor ich dir zeige, weshalb ich dich
eingeladen habe“, sagte Elsa, „erzähl’ erst mal, wie es deinen Freunden geht.“

    „Die TKKG-Bande schwimmt immer oben“,
berichtete Gaby. „Du weißt ja, wie umtriebig wir sind. Ruhe haben wir
eigentlich nur nachts. Was aber nicht immer für die Jungs gilt. Willi — das ist
unser Dicker, Klößchen genannt — pennt auch im Unterricht. Ansonsten hält Tim
ihn auf Trab. Karl und Klößchen“, Gaby sah auf die Uhr, „haben jetzt gerade mit
einer
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