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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien
Autoren: Stefan Wolf
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wehte ihr voran.

    „Der Nachtisch roch schon so
aufdringlich“, sagte Tim. „Aber dein Duftwässerchen stellt ihn in den
Schatten.“
    „Brauchst ja nicht hinzuriechen, wenn’s
dir nicht gefällt“, erwiderte sie; und ein scharfer Blick stach unter den
falschen Wimpern hervor.
    „Meine Nase hält’s aus.“
    „Was nicht nach Abenteuer riecht — und
nach Kriminalfall, ist nichts für dich, was?“
    Sie brachte ihr Stahlroß in
Startposition und saß auf.
    „Fährst du in die Stadt?“ fragte er.
    „Geht dich das was an?“
    „Ich habe denselben Weg. Und wenn ich
dich begleite, kann ich die Fliegen vertreiben, die dich verfolgen.“
    „Frag noch mal an, wenn du fünf Jahre
älter bist.“
    „So war das nicht gemeint, Fräulein
Tümmel. Für mich gibt’s nur Gaby.“
    „Ich brauche keine Begleitung, Herr
Carsten.“
    Sie fuhr ab, wobei sie sehr aufrecht im
Sattel saß. Der Gesundheitslenker ließ das zu. Die Pinkjacke flatterte ein
bißchen. Eine Duftwolke blieb zurück.
    Keine Begleitung, dachte Tim. Klarer
Fall. Sie ist verabredet. Deshalb hat sie sich einbalsamiert mit Parfüm. Klarer
Fall. Detlef Knobel fährt ab auf den Duft. Vermutlich ein Nasenmensch, der
Küchengerüche nicht mag. Was gab’s denn vorhin? Richtig: Zwiebelsuppe und dann
Heringseintopf. Wenn Claudia ihre Finger im Spiel hatte bei der Herstellung,
dann muß sie jetzt natürlich mit Knock-out-Parfum überdecken. Seife allein
reicht da nicht.
    Grinsend holte er seinen Rennesel ans
Tageslicht.
    Die Zubringerallee, die sich bei
Durchschnittstempo 20 Minuten lang stadtwärts dehnt, war umhüllt von anderen
Düften.
    Auf den Feldern zu beiden Seiten hatten
Bauern Dung ausgebreitet.
    Claudia strampelte kraftvoll, aber
nicht allzu schnell. Tim ließ ihr 200 Meter Vorsprung. Er war eingestellt auf
die Begegnung mit Knobel. Mit einem so schnellen Erfolg hatte der
TKKG-Häuptling nicht gerechnet - obwohl, gradlinig gedacht, nichts dagegen
sprach.
    Waren Karl und Klößchen auf ihrem
Posten?
    Jetzt endeten die Felder. Die ersten
Häuser der Stadt. Rechts neben der Straße parkte der Anhänger eines
Möbeltransporters. Daß er der Umzugsfirma SCHNELLBRINGER gehörte, war in
Riesenlettern ( Buchstaben ) auf der Plane zu lesen.
    Claudia radelte vorbei.
    Kaum hatte sie etwas Abstand, schossen
Karl und Klößchen auf ihren Rädern hinter dem Hänger hervor.
    „He, Leute!“ Tim rief gedämpft.
    Sie hatten ihn nicht bemerkt und
hielten jetzt an.
    Klößchen kaute an einem Schoko-Riegel,
der noch aus dem Mundwinkel hervorragte.
    Karl hatte seinen Paperweight-Katalog
auf dem Gepäckträger festgeklemmt.
    „Habt ihr mitgekriegt, wie sie riecht?“
fragte Tim. „Schwül wie ein islamischer Harem ( Frauenhaus ). Das ist ein
hundertprozentiger Hinweis darauf, daß sie sich mit ihrem Macker trifft. Tussis
wie Claudia duften sich zu solchem Anlaß immer so ein.“
    „Ich hab’s gerochen“, nickte Klößchen.
„Bin schon ganz verwirrt in der Nase. Vorhin hatte Claudia Küchenhände. Ist dir
übrigens aufgefallen, daß ich keine Extraportion genommen habe? Zur Zeit fühle
ich mich gehemmt. Es geht ja nicht an, daß man jemanden anschwärzt und dann
nahrungsmäßig ausbeutet.“
    „Claudia Tümmel ist es völlig wurscht“,
erwiderte Tim, „wie viel du futterst. Beeilen wir uns! Sonst verlieren wir den
Anschluß.“
    Die 18jährige radelte, ohne sich
umzublicken.
    Die Jungs ließen ihr Vorsprung,
verhielten manchmal hinter einer Ecke oder vor der Einmündung einer Straße.
    Tim, der voranrollte, machte sich Gedanken.
    Sie wirkt unbekümmert, stellte er fest.
Weiß sie nicht, wer Knobel ist? Oder fühlt sie sich sicher?
    „Und wenn sie nur zum Frisör will?“
meinte Klößchen.
    „Dann haben wir mit Zitronen
gehandelt“, sagte Karl.
    „Frisör — das halte ich für
unwahrscheinlich.“ Tim verlangsamte, weil Claudia abbog in die Möggenbruckner
Straße und den Kopf etwas drehte, als wollte sie nach hinten schauen. „Was soll
der denn noch runterschneiden von dieser Rettichfrisur.“
    Die Möggenbruckner mündete auf einen Platz
gleichen Namens. Er war verkehrsberuhigt. Autos durften hier nur 30 km/std
fahren, und deshalb wichen die Fahrer ihm nach Möglichkeit aus.
    Ringsum gediehen Geschäfte, kleine
Boutiquen kamen und gingen. Ein Café hatte in letzter Zeit dreimal den Besitzer
gewechselt. Aber der derzeitige — ein Italiener — war schon bekannt geworden
für den besten Espresso der Stadt und ein herrliches Tiramisu ( Süßspeise ).
    Die
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