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Schwarze Pest aus Indien

Schwarze Pest aus Indien

Titel: Schwarze Pest aus Indien
Autoren: Stefan Wolf
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wünschte ihr eine gute Reise.
    Elsa Kranig dankte und legte auf.
    Grinsend striegelte Beize mit den Fingern
seinen Schnauzbart.
    Großartig! Das hat geklappt! Diese
dumme Pute reiste nach Wien. Er würde eine leere Wohnung vorfinden. Oder
bewohnte die Frau ein Haus? Egal — so oder so, er hatte wiedermal leichtes
Spiel. Niemand würde ihn behindern, wenn er dort heute nacht zum Einbrechen
ging.

3. Heute abend zum Schloßkonzert
     
    Nach dem Mittagessen im
Internatsspeisesaal begleitete Tim seinen dicken Freund zum Fahrradschuppen.
    Klößchen kaute noch und hatte einen
prallen Bauch unter dem Bund seiner Jeanshose. Wie angenehm wäre es, sich jetzt
aufs Bett zu strecken und die Zimmerdecke anzugähnen!
    Aber Tim wußte, weshalb er Klößchen
begleitete — um bei dem Wort zu bleiben.
    „Himmel-Sack-Zement-du-Schnecke!“
fluchte der TKKG-Häuptling. „Schlaf nicht im Stehen ein! Ich habe dir gesagt,
du sollst dich nicht so vollhauen. Weil jetzt die ganze Körperenergie im Magen
gebraucht wird. Aber du sollst radeln. Zack, zack! Karl wartet am Stadtrand.
Wenn Claudia Eile schiebt, geht sie euch durch die Lappen. Wehe, die Beschattung
läuft schief — wegen deiner Pomadigkeit.“
    Klößchen maulte. „Bin ja schon
unterwegs, du Sklaventreiber!“
    Als er auf dem Drahtesel saß, schob Tim
ihn an.
    Klößchen rollte durchs Tor auf die
Zubringerallee, die bekanntlich zur nahen Großstadt führt, in der buchstäblich
alles möglich ist: sogar eine Rush Hour ( Stoßzeit ) ohne Verkehrschaos —
wenn man großes Glück hat.
    Tim blickte seinem Freund nach, wandte
sich dann zum Hauptgebäude.
    Claudia Tümmel hatte heute nicht im
Speisesaal bedient. Sie arbeitete in der Küche und wurde dort sicherlich noch
eine Weile gebraucht. Aber dann! Traf sich die Küchenhelferin wieder mit dem
schönen Detlef Knobel?
    Sie hatte kein Auto, wie Tim wußte; und
ihre grünlackierte Tretmühle stand noch auf ihrem Platz.
    Tim sah auf die Uhr, hoffte, daß Dr.
Heilmann schon sprechstundenbereit war, und tigerte zum ,Grauen Reaktor’
hinüber, einem neuerbauten Nebengebäude, in dem sich — ebenerdig — das
Dienstzimmer der Schulschwester befand.
    Angekommen in dem häßlichen, aber
zweckdienlichen Gebäude, pochte Tim an die Tür der Schulschwester.
    „Komm rein, Tim“, antwortete Dr.
Heilmann von drinnen. Der TKKG-Häuptling trat über die Schwelle.
    „Können Sie durch die Tür gucken, Herr
Doktor?“
    „Das nicht, aber durchs Fenster. Ich
war nebenan.“
    Er deutete über die Schulter in den
Nebenraum. Das war notwendig als Erklärung. Denn die hofseitigen Fenster des
Schulschwester-Dienstzimmers hatten so dicke Milchglasscheiben, daß man
unmöglich erkennen konnte, wer von draußen nahte. Anders der Nebenraum mit
seinen Klarsichtscheiben.
    Tim grinste und zog sein rotes
Sweat-Shirt über den Kopf, legte dann auch das T-Shirt ab.
    Sein muskulöser Oberkörper war noch so
braun wie im Juli. Auch Ende Dezember würde das nicht anders sein. Die Bräune
gehörte zu Tim wie das Blau seiner Augen und die dunklen Locken.
    „Na, wie geht’s der Rippe?“ Der Arzt
winkte ihn näher. „Tadellos. Man könnte eine Eva draus machen.“
    „Aber, aber! Wenn das der
Religionslehrer hört!“
    Dr. Heilmann lächelte. Er hatte
Fältchen um die Augen, trug eine Hornbrille, war Mitte Dreißig und allseits
beliebt. Er imponierte als Mensch und als Wissenschaftler. Arzt war er aus
Leidenschaft, nicht wegen des hohen Verdienstes, und sein Interesse galt der
Forschung, wie alle hier wußten. Heilmann war nämlich Mitarbeiter am ,Institut
für Tropenkrankheiten und asiatische Seuchen’. Diese Einrichtung in der
hiesigen Großstadt hatte Weltruhm erlangt mit seinen Forschungsergebnissen; und
Heilmann hatte maßgeblichen Anteil.
    Während der Doktor Tims Rippe untersuchte
— und auch gleich Herz und Lunge abhorchte — , klingelte das Telefon.
    „Das könnte für mich sein“, meinte er
lächelnd. „Hoffentlich kein Notfall in meiner Praxis. Nein, noch nicht anziehen,
Tim. Ich will mir noch die Wirbelsäule ansehen. Bei deinem Sportprogramm muß
man auf alles achten.“
    Tim unterdrückte sein Seufzen, stemmte
die Fäuste auf die Hüftknochen und wartete.
    Heilmann nahm den Hörer ab und meldete
sich.
    „Ja, Liebling“, sagte er dann. „Wie?
Ach, du dickes Ei! Diese Monsunschädel! Können die in Kalkutta kein Deutsch?
Natürlich, Liebling!“ Er lachte. „Es sind Inder. Aber sie müßten in der Lage
sein, die richtige Adresse zu
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