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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr
Autoren: Eric van Lustbader
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befeuchtete seine Lippen mit der Zungenspitze. »Sie blickte auf den Swimmingpool und glaubte, wir hätten ihn mit pinkfarbenem Champagner gefüllt.«
    »Was wir ja auch schon mal getan haben.«
    »Ein wahrlich schockierender Genuß«‚ gab Antonio zu.
    »Aber nicht so schockierend wie bei der anderen Gelegenheit«‚ sagte Heitor.
    Antonio nickte. »Nicht annähernd. Dona quiekte, warf ihre Klamotten ab und sprang in das blutige Wasser des Swimmingpools«
    »Ihr strammer, gebräunter Körper inmitten des Blutes. Was haben wir gelacht.«
    »Allerdings«, sagte Antonio. »Ach‚ mein Bruder,
la vida es muy buena
, wenn alles so läuft, wie es laufen soll. Das Leben meint es gut mit uns.«
    In diesem Augenblick sagte Heitor, der die Lincoln Road durch die Fensterscheibe beobachtete: »Ich sehe ihn.«
    »Er haut ab, oder?« fragte Antonio mit angehaltenem Atem und ohne den Kopf zu wenden.
    Heitor blickte über die grauhaarige Frau, die ihren Milchkaffee und das Gebäck genoß, hinweg und beobachtete den Mann aus den Augenwinkeln. »Wie vorausgesagt. Deine Information war richtig.«
    »Jetzt ist er ein sehr gefährlicher Mann.«
    »Das sind andere auch«, sagte Heitor.
    Antonios bernsteinfarbene Augen schienen sich zu weiten, als wäre er aus einem Traum gerissen worden. »Nur Arbeit ohne Vergnügen würde uns dumm machen.«
    »
Madre de mentiras
, wenn du in Rätseln sprichst, stimmt mit der Ordnung der Welt irgend etwas nicht«, antwortete Heitor.
    Antonio lachte. »Exakt mein Gedanke.« Die Zwillinge wandten sich um und verließen, Geistern gleich, den Club.
    *
    Nachdem er die Computerdaten des Boneyards gefunden und auf einer Floppy-Diskette, die er jetzt bei sich trug, gespeichert hatte, schlenderte Robin Garner gemächlich die Lincoln Road hinab. Garner, ein FBI-Agent, hatte sich mit der extremen Vorsicht einer Sonde, die um die Peripherie eines Dunklen Sterns kreist, in die Einflußsphäre der Bonita-Zwillinge eingeschlichen. Das war jetzt achtzehn Monate her. Nach etlichen Schwierigkeiten hatte er, vom Zufall begünstigt, Zugang gefunden. Seinen Anweisungen gemäß hatte er jetzt am Rand des komplizierten Netzes der Zwillinge zu verharren. Unternimm nichts, hatte ihn sein Mittelsmann gewarnt, dann schöpfen die Bonitas auch keinen Verdacht. Warte ab und beobachte.
    Garner war durch seine Ausbildung bei der ACTF ein erfahrener Beobachter geworden. Die Anti-Cartel Task Force war eine halboffizielle Abteilung des Justizministeriums, für die er sich im Zwielicht und in den korrupten Milieus der Verbrecherorganisationen abrackerte. Sie war gegründet worden, um den alarmierenden Anstieg der staatsübergreifenden kriminellen Aktivitäten zu unterbinden. Analysen der Regierung hatten ergeben, daß es sich dabei um einen weltweiten Trend handelte, der sowohl ein Symbol der neuen Weltordnung in der ökonomischen Politik war als auch eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellte. Durch den unmittelbaren Zugang zu Informationen waren die Handlungen aller Regierungen wie auch die aller kriminellen Organisationen - miteinander verknüpft. Ihm persönlich bot die ACTF eine Tätigkeit, in die er sich hineinknien konnte, weil es ein wichtiger Job war.
    Garner hatte also abgewartet, alles beobachtet und war schließlich wie die Bonita-Zwillinge zu einer Art Spinne geworden. Es war gar nicht so schwierig gewesen. Warum auch? Was Scharfsinn und Tarnung betraf, war er ein Naturtalent. Als er im Alter von zwölf Jahren festgestellt hatte, daß er ganz anders als die anderen Jungen war, hatte er erkannt, daß er besser dran wäre, wenn er abwarten würde. Und zwei Jahre später, als ihm ein körperliches Erlebnis die Gewißheit gebracht hatte, homosexuell zu sein, war ihm klargeworden, daß er lernen mußte, noch geduldiger zu sein. Seine Eltern gehörten nicht zu den Menschen, die einen alternativen Lebensstil gutheißen würden, und er war kein Rebell, der sich ohne Rücksicht auf andere outete. Die Familie war ihm wichtig und zu dieser Zeit sogar wichtiger als seine sexuellen Vorlieben. Wenn ihn das in den Augen bestimmter Leute zu einem Feigling machte, dann war es eben so.
    Als Schwuler hatte man in South Beach Vorteile. Da man besser homo- oder bisexuell war, um hier wirklich dazuzugehören, paßte Garner gut nach SoBe. Außerdem schien er so eine geringere Bedrohung für die Macho-Zwillingsbrüder zu sein. Die Erfahrungen der Vergangenheit, als er in seiner eigenen Familie den Maulwurf gespielt hatte, hatten seine
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