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Schwarzbuch ÖBB

Titel: Schwarzbuch ÖBB
Autoren: Weiss Hans
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ist im gesamten Zug nur eine einzige Toilette benutzbar.« In Linz werde man das jedoch in Ordnung bringen. Kurz nach Linz hieß es dann, »das Toiletten-Problem konnte leider noch nicht gelöst werden«. Man werde sich jedoch in Salzburg darum kümmern. Inzwischen hatte sich vor der einzigen Toilette eine lange Schlange von Wartenden gebildet. Der Aufenthalt in Salzburg änderte allerdings nichts an der Situation. Ab diesem Zeitpunkt gab es auch keine Durchsagen mehr und keine Entschuldigungen. Erst am Zielbahnhof Feldkirch bot sich die Möglichkeit, eine funktionierende Toilette aufzusuchen.
Scheißhäusln putzen
    Ein hochrangiger ÖBB -Manager mit Verantwortung für über tausend Mitarbeiter – nennen wir ihn für diese Geschichte Ulrich K. – wurde vor etwa sieben Jahren damit beauftragt, das Toiletten-Problem endgültig zu lösen. Eines Tages erhielt er einen Anruf seines Vorgesetzten, der erklärte: »Auftrag von oben! Du machst jetzt WC !« Ulrich K. fragte irritiert: »Was heißt das? Bin ich degradiert? Muss ich jetzt Scheißhäusln putzen?« – »Nein, Du musst dich um die Toiletten in den Reisezügen kümmern!«
    Ulrich K. wurde darüber informiert, dass es um ein österreich-weites Problem ging und die obersten Bosse die ÖBB -Werkstätten verdächtigten, an den zahlreichen Ausfällen schuld zu sein. Er sträubte sich, diese Aufgabe zu übernehmen, denn schließlich hatte er noch nie mit Toiletten zu tun gehabt – außer sie selber zu benutzen. Außerdem dachte er an das bevorstehende Maturatreffen seiner Klasse. Er würde gefragt werden, was er mache. Wahrheitsgemäß müsste er antworten: »Ich bin bei den ÖBB für die Scheißhäusln zuständig.« Na, das würde ein Lachkonzert geben.
Oberkümmerer K.
    Aber alles Sträuben half nichts. Es war eine Anordnung von ganz oben. Und weil Ulrich K. ein sehr gründlicher Mensch war, ging er das Problem systematisch an. Er fasste seine Erhebungen schriftlich zusammen und überschrieb das Papier sarkastisch mit dem Titel »Oberkümmerer K. «. Woraufhin er eine Rüge erhielt: »Warum steht da nicht Projektleiter Ulrich K. ?«
    Jedenfalls hatte er herausgefunden, dass es kein technisches Problem gab, sondern ein menschliches. Fast immer ging es darum, dass die Spülwassertanks nicht mit Wasser nachgefüllt wurden. Oder dass die vollen Abwassertanks nicht entleert wurden. Das war aber kein Problem der Werkstätten, sondern der Arbeitsorganisation – niemand war dafür verantwortlich. Als Ulrich K. das Ergebnis seiner Untersuchung bei einer Besprechung hochrangiger ÖBB -Manager präsentierte, schenkte ihm außer seinem obersten Chef Stefan Wehinger niemand Glauben.
Nicht wesentlich verbessert
    Wehinger war der Meinung, dass man das überprüfen müsse, und vereinbarte eine gemeinsame Begehung am Westbahnhof. Dort ließen sie sich von einem ÖBB -Bediensteten demonstrieren, wie die Entsorgung eines vollen Toilettentanks mit Hilfe einer Pumpe funktionierte. Im Winter, bei starkem Schneefall, gab es allerdings keine Möglichkeit, mit der Pumpe zum Waggon zuzufahren. In diesem Fall mussten die Züge mit vollem Abwassertank abfahren. Das war einer der wesentlichen Gründe, warum viele Toiletten nicht benutzt werden konnten.
    Wehinger ordnete die Anschaffung von neuen Entsorgungsanlagen an, die auch im Winter funktionierten. Die Toiletten-Situation hat sich seither aber nicht wesentlich verbessert, weil die organisatorischen Abläufe und Zuständigkeiten innerhalb der ÖBB nur sehr schwer veränderbar sind und deshalb kaum verändert wurden. Laut Ulrich K. gibt es beim Einlaufen eines Zuges in den Zielbahnhof zeitlich oft keine Möglichkeit, den betreffenden Wagen in eine Werkstätte zu stellen. Und so kommt es eben, dass nach wie vor viele unbenutzbare Toiletten unterwegs sind.
Elegant gelöst
    Bei der Deutschen Bahn hat man dieses Problem längst gelöst: Da werden in den Abstellgruppen defekte Toiletten sofort ausgetauscht. Dadurch muss nicht der ganze Waggon in die Werkstätte. Die Österreicher haben so etwas bis jetzt noch nicht geschafft.
    Die private WEST bahn GmbH hat das mit Hightech gelöst. Da wurde bei jeder Toilette eine Kompostanlage installiert, um die Fäkalien biologisch abzubauen. Am Ende bleibt reines Wasser übrig, das problemlos während der Fahrt abgelassen werden kann. Das Entsorgungsintervall der Feststoffe beträgt mehrere Wochen.

2. Auf einer Lok Richtung Süden
    Im März 2013 bietet mir ein ÖBB -Insider an, auf dem Führerstand einer
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