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Schwarzbuch ÖBB

Titel: Schwarzbuch ÖBB
Autoren: Weiss Hans
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Fekter von der ÖVP eine geheime Besetzungsliste für hochrangige Management-Positionen zusammenstelle, um sie dem Herrn Ostermayer von der SPÖ zuzustellen – der das öffentlich allerdings dementierte –, dann könne man sehen, wie solche Dinge nach wie vor geregelt werden.
Die WESTbahn
    Ein Freund von Walter Kaiser arbeitet bei der Konkurrenz – der von den ÖBB viel geschmähten WEST bahn GmbH . Bei den ÖBB ist es so, dass manche Arbeitsabläufe sehr stark aufgesplittert sind. Da gibt es beispielsweise einen Spezialisten, der nur Scheiben putzt, oder einen, der nur bei Tanks Wasser nachfüllt.
    Bei der WEST bahn ist es meist so, dass die Arbeit von demjenigen erledigt wird, der vor Ort ist. Beispielsweise müssen bei der WEST bahn die Lokführer selbst den Führerstand oder die Stirnscheiben reinigen und Wasser nachfüllen. Solche Kleinigkeiten führen dazu, dass weniger Personal benötigt wird und der Betrieb wirtschaftlicher ist.
    Bei der WEST bahn wissen die Mitarbeiter: Wenn die Einnahmen fehlen, ist ihre Arbeit gefährdet. Bei den ÖBB erhalten die Mitarbeiter auch dann ihren Lohn, wenn es keine Arbeit für sie gibt. Laut Walter Kaiser sind bei den ÖBB derzeit sehr viele Lokführer unbeschäftigt, weil die Gütersparte – die Rail Cargo Austria – angeblich nicht mehr so viele Aufträge hat. Die sind deshalb so niedrig, weil die Rail Cargo Austria aufgrund der aufgeblähten Betriebsstruktur mit den privaten Güterverkehrsfirmen nicht konkurrieren kann.
Geld spielt keine Rolle
    Der ehemalige ÖBB -Bedienstete Walter Kaiser kann an zwei kleinen Beispielen erklären, wie das System ÖBB funktionierte. An seinem Standort im Süden Österreichs sollte Anfang dieses Jahrtausends ein nicht genutzter, etwa dreißig Quadratmeter großer Raum im Bahnhofsgebäude zu einem Aufenthaltsraum für die Beschäftigten umgebaut werden. Es ging darum, eine Zwischenmauer aufzustellen, eine Fensteröffnung herauszuschlagen, einen neuen Boden zu legen und alles auszumalen. Für diese Arbeiten wurde bei der ÖBB -internen Bauabteilung ein Angebot eingeholt. Der Kostenvoranschlag lag bei etwa 450.000 Schilling. Walter Kaiser: »Ich hab gedacht, die spinnen!«
    Er schickte das Angebot an die Zentrale nach Wien. Und weil er damals selber gerade ein Haus baute, legte er zum Vergleich eine Kostenaufstellung für seinen Rohbau bei. Die beiden Summen waren ungefähr gleich hoch.
Zum halben Preis
    Das nächste Angebot der ÖBB -Bauabteilung war zwar um 100.000 Schilling billiger, aber immer noch ein Wucherpreis. Deshalb holte er bei einem ortsansässigen Handwerker einen Kostenvoranschlag ein. Und siehe da: Der Umbau kostete einen Bruchteil dessen, was die ÖBB -Bauabteilung forderte. Die ÖBB machten Kaiser jedoch einen Strich durch die Rechnung und entschieden, dass die ÖBB -Bauabteilung beauftragt werden müsse – egal, wie viel das kostet. Walter Kaiser gab sich immer noch nicht geschlagen und schlug vor, dass er selbst den Umbau durchführen werde – zum halben Preis der ÖBB -Bauabteilung. Auch das wurde abgelehnt.
    Walter Kaiser vermutet, dass es den ÖBB einfach nur darum ging, intern irgendeine Förderung hin und her zu schieben, um so einen Bereich der ÖBB mit einem anderen zu subventionieren.
Prinzip Langsamkeit
    Der Ex-ÖBBler Kaiser erzählt ein anschauliches zweites Beispiel: Eine Zeitlang war er Fahrdienstleiter eines größeren Bahnhofs in Westösterreich. Sein Dienstraum sollte neu ausgemalt werden. Der ÖBB -Maler kam um neun Uhr vormittags.
    Als Erstes zog er sich langsam um und begann nach einer ausgiebigen Jause schließlich zu malen. Das dauerte ungefähr eine Stunde – bis zur Mittagszeit. Danach malte er wieder eine Stunde lang, zog sich um und fuhr weg. Er habe einen sehr weiten Weg nach Hause, erklärte er.
    Insgesamt benötigte er vier Tage, bis der Raum ausgemalt war. Walter Kaiser stellte ihn wegen der extremen Langsamkeit zur Rede und erhielt zur Antwort: »Ich weiß, dass ich bei den ÖBB ein lockeres Leben habe – aber das ist ganz in Ordnung. Es ist eben so!« In Kaisers Stimme schwingt unüberhörbar Empörung mit, als er davon erzählt und hinzufügt: »Das war einfach Tachinieren!«
Die Toilettenfrage
    Ein ständiges Ärgernis bei den ÖBB sind verschmutzte oder nicht benutzbare Toiletten. Das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen. Am 4. Februar 2011 fuhr ich untertags in der ersten Klasse des Railjets von Wien nach Feldkirch. Kurz nach der verspäteten Abfahrt kam eine Durchsage: »Leider
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