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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -
Autoren: C. Bertelsmann
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Soldaten werden anfangs stets mit Respekt empfangen, aber schon nach kurzer Zeit sind viele Bürger nicht besonders unglücklich darüber, wenn die Soldaten wieder in ihre Kasernen zurückkehren. Selbst durch diese unmittelbare Unterstützung für die im Katastrophengebiet lebende Bevölkerung gelingt es nicht, Ansehen der Armee und Respekt vor den Leistungen der Bundeswehrsoldaten zu fördern. Gründe für ein Scheitern dieser Art positiver Öffentlichkeitsarbeit liefern häufig gedankenlose Politiker.
    Ein Beispiel: Ein Soldat berichtete über seinen Einsatz beim Elbehochwasser 2002 im Raum Dömitz, wo ein Ministerpräsident durch äußerst dumme Entscheidungen die Soldaten zum Gespött der Bevölkerung machte. Dieser Soldat und sein Team – wie jeden Tag damit beschäftigt, die Dämme sicher zu halten oder sicher zu machen – wurden von einem Blitzbesuch des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern überrascht. Der zeigte sich von der Leistung der Soldaten durchaus angetan, äußerste aber in einem Punkt Kritik und verlangte diesbezüglich bis zu seinem baldigen zweiten Besuch Änderungen: Er wolle dann keine schweißverklebten T-Shirts mehr im Einsatz sehen; man solle sich doch bitte eine Lösung einfallen lassen, der Öffentlichkeit kein so abstoßendes Bild unserer Truppen zu präsentieren … Und was geschah daraufhin? Es ist kaum zu glauben und löste eine Welle der Heiterkeit aus: Die Soldaten mussten bei der Arbeit künftig Uniform tragen, die natürlich viel wärmer als ein T-Shirt ist, und verrichteten ihre Aufgabe nun unter noch schweißtreibenderen Bedingungen, dafür aber ansehnlich.
    Ein Beispiel, das eher zum Schmunzeln anregt. Ganz anders liegen die Dinge bei einem lebensgefährlichen Job irgendwo auf der Welt: Wer bei der Erfüllung eines Auftrags unablässig von Gewalt umgeben ist, der hat ein Anrecht auf Akzeptanz, Anerkennung und auch Respekt vonseiten jener, die ihm den Auftrag erteilt haben. Allerdings können Respekt und Anerkennung nur auf dem Boden ausreichender und wahrheitsgetreuer Information wachsen. Und genau daran mangelt es in Deutschland. Es gibt nur unzureichende oder gar falsche Informationen darüber, wie das Leben jener Soldaten aussieht, die vom deutschen Parlament in eine kriegerische Auseinandersetzung geschickt wurden.
    Nun können sich berechtigterweise der Leser wie auch die gesamte Öffentlichkeit die Frage stellen, warum wir kein realistischeres Bild, warum wir nicht die ungeschminkte Wahrheit, dafür aber so offensichtlich nach der einen oder anderen Seite gefärbte Fakten aus der Truppe oder den Einsatzländern erhalten. Die Antwort ist einfach: Kaum eine Institution innerhalb der Bundeswehr funktioniert so gut wie ihre Presseinformationsstelle. Die dort tätigen Presseoffiziere verfassen ihre Berichte nicht etwa aufgrund der Faktenlage, sie bekommen Anordnungen und Vorgaben, wie die Realität in jeder einzelnen Nachricht den erwünschten Ergebnissen anzupassen ist. Diese Schilderung der Tatsachen ist dann so lange aufrechtzuerhalten, bis eine anderslautende Weisung eine neue Sicht der Dinge verlangt.
    Eine Soldatin schrieb, dass es eindeutige Vorgaben durch die Pressestelle der Bundeswehr gebe, was und wie über den Krieg in Afghanistan berichtet werden dürfe: »Die Diskussion über die Bezeichnung Krieg ist mir nicht entgangen. Als Soldatin des Bereichs Presse & Öffentlichkeit kann ich dazu ergänzen, dass uns beim Umgang mit den Medien vorgegeben wird, dass der offizielle Sprachgebrauch des BMV g [Bundesministerium der Verteidigung, d. Verf. ] zu nutzen ist. In diesem Fall ›militärische Operationen‹, andernfalls erfolgen bei Verstößen disziplinarische Maßregelungen.« Zum Beispiel dürfe das Wort »Krieg« nicht auftauchen, auch »getötete Soldaten« oder »Gefallene« seien »Unwörter«. Es gehe darum, stets die Gefährdungslage im Einsatzgebiet »herunterzukochen«. Andere Mails deckten auf, wie Anschläge auf Einrichtungen der Bundeswehr in der Berichterstattung zu einfachen »Unfällen« gemacht worden waren, ja, dass bei Anschlägen getötete Soldaten bedauerlicherweise ihr Leben bei einem »Unfall« lassen mussten.
    Ein Fallschirmjäger, der bei Gefechten gerade drei Kameraden verloren hatte, schrieb: »Es tut uns hier echt weh, wenn die Medien die falschen Hintergründe der Todesumstände unserer Kameraden wiedergeben. Wir haben dabei sehr einschneidende Erfahrungen gemacht, umso mehr tut es weh, wenn vieles verleugnet wird oder
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