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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt
Autoren: Maya Trump
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seine Probleme vor anderen ausbreitete – ich würde es am Schluss auch nicht tun. Als mir Marek kurz über die Schulter blickte, sagte ich: „Als nächstes schreibe ich mein Testament um und ich werde Dich als Haupterben einsetzen.“
    Marek blickte mich erschrocken an: „Aber sie werden alle über mich herfallen und sagen, ich sei dir nur beigestanden, um zu erben.“
    „Ich weiß, dass es da böse Neider geben wird, aber daraus darfst du dir nichts machen. Mein Ehemann wird sowieso seinen Pflichtteil erhalten und das ist genug.“ Ich hatte von meinem Vermögen, das mir mein leiblicher Vater hinterlassen hatte, so gut wie nichts verbraucht. Deshalb sagte ich zu Marek: „Du kannst diese Pflichtteile an meine Mutter und an Salman von meinem Vermögen auszahlen, ohne dass du die kleine Villa oder das Hotel verkaufen musst. Aber wenn ich erst nicht mehr da bin, kannst du damit machen was du willst.“
    Marek saß noch immer stumm auf dem Sofa und starrte mich an. Er schüttelte mit dem Kopf und antwortete: „Arven, das kann ich nicht annehmen.“
    Ich antwortete: „Doch, ich werde dafür sorgen, dass du kannst! Dieses Testament werden wir sofort bei einem Notar hinterlegen, damit es auch rechtskräftig ist.“ Die Sache mit Ivan hatte mich gewarnt. Man musste alles regeln, so lange noch Zeit dazu war. Und bei mir wurde sie langsam wirklich knapp. Die Angelegenheit hatte mich so angestrengt, dass ich mich wieder ins Bett legen wollte. Marek half mir und rief die Schwester, um den Tropf wieder anzuschließen. Sie sagte, indem sie mir leicht über die Wange strich:
    „Frau Martinez, sie sollten heute nicht mehr aufstehen. Das ist zu viel für sie. Meine Schmerzen waren auch fast unerträglich und nur durch meine Betriebsamkeit wurde ich etwas davon abgelenkt. Es machte auch keinen Sinn für mich, dauernd zu jammern. Ich wusste, dass es von nun an immer schlimmer wurde. Die Angst, schon bald nur noch dahinzudämmern, steckte tief in mir.
    Ich hatte vor, meinen Grabstein zu gestalten und festzulegen, welchen Sarg ich wollte und welchen Blumenschmuck. Auch die Musik während der Beerdigung bereitete mir noch Kopfzerbrechen. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab und ich grübelte darüber nach, warum Salman mich ausgerechnet mit Marnie betrogen hatte. Ich hätte auch gerne gewusst, wie die Frau aussah, die jetzt ein Kind von ihm bekam. Als ob das jetzt noch eine Rolle spielte. Alle würden froh und glücklich weiterleben und ich würde in ihrer Erinnerung irgendwann nur noch ein Schatten sein, den sie dann auch vergessen würden.
    Jetzt, mit Marek an meiner Seite, fürchtete ich mich nicht mehr so sehr vor dem Sterben, nur die Zeit, bis es so weit war, erschien mir unerträglich.
    Ich wagte Marek nicht zu sagen, dass ich gar keine Lust mehr hatte, dieses Haus zu verlassen. Beim Aufstehen waren meine Beine ziemlich steif und in den Zehen hatte ich kaum mehr ein Gefühl. Sie sahen auch irgendwie blau aus. Auch meine Fingerspitzen waren ziemlich taub. Mir wäre beinahe die Kaffeetasse aus der Hand gefallen, als ich sie aufnehmen wollte.
    Beim Zähneputzen hatte ich auch festgestellt, dass meine Zunge einen schwarzen Belag hatte. Und, obwohl ich mit Mundwasser gespült hatte, blieb ein fader Geschmack zurück. Der Zerfall hatte an allen Stellen eingesetzt und es würde so weitergehen.
    Ich wollte Marek für seinen Beistand auf jeden Fall belohnen, denn es war kein Spaß, mit anzusehen, wie ich langsam aber sicher dahinsiechte. Er war stark, er würde es ertragen.
    Am nächsten Vormittag kam meine Mutter. Als sie an die Türe klopfte, begann mein Herz wie wild zu schlagen. Marek sah meine Panik in den Augen und nahm meine Hand.
    „Sei ganz ruhig“, sagte er, „ich bin doch bei dir.“
    Meine Mutter kam mit kleinen tapsigen Schritten an mein Bett. Ich war noch immer am Tropf. Ihr Gesicht war grau und ihre Augen schienen gleich überzulaufen. „Mein armer Liebling“, sagte sie und schon sprudelten ihre Tränen in Sturzbächen über ihr Gesicht. „Was haben sie nur mit dir gemacht?“
    Ich blickte Marek hilfesuchend an. Man hatte doch nichts mit mir gemacht! Ich war eben krank. Wollte sie das nicht verstehen? Marek sagte zu meiner Mutter:
    „Frau Lassnig, Arven ist sehr krank. Sie muss diese Infusion wegen der Schmerzen bekommen. Meine Mutter schüttelte den Kopf.
    „Wenn sie in Berlin in der Mayo-Klinik geblieben wäre, hätte man ihr sicher geholfen.“, sagte sie und sah mich vorwurfsvoll an.
    „Haben Sie
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