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Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 2: Aurelius
Autoren: Unbekannt
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reichte.
    „Es war auf einem Parkplatz“, sagte Aurelius gelassen. „Es war unbedacht.“
    Erneut wurde es still. Gracias Blick war tödlich beleidigt. In ihrem Gesicht zeigte sich Zorn. Die vollen Lippen zuckten.
    Tartus und Sybell tauschten Blicke, und Madlene richtete sich in ihrem Sitz auf.
    „Den Regeln des Klans muss entsprochen werden. Amalia darf nur einen Herrn haben. Somit muss Aurelius die Erinnerungen bergen.“
    Gracia lächelte schmallippig. „Ich gebe euch zwei Wochen. Wenn Aurelius es bis dahin nicht geschafft hat, werde ich die Anwärterschaft in Ungnade auflösen und mir holen, was ich brauche.“ Sie sah Aurelius an. „Und nun schicke deine Sklavin fort, ich habe mit dir zu reden.“
    Aurelius' Stimme war ausdruckslos. „Du hast es gehört, Amalia. Geh hinaus. Mai wird sich um dich kümmern.“
    Sie hätte gern widersprochen, aber Sklavinnen – oder Anwärterinnen – gehorchten vermutlich, und sie durfte ihre Lüge nicht durch unbedachtes Handeln unglaubwürdig machen.
    Hatte sie Aurelius mit ihrer Verzweiflungstat Ärger eingehandelt? Sie hatte ihm nicht schaden wollen. Schweigend stand sie auf und verließ die Runde. Der Eisklumpen in ihrer Brust war verschwunden, die Haut aus Frost geschmolzen, und langsam kehrte ihre Hoffnung zurück. Sie würde nicht Gracias Spielzeug sein. Aurelius hatte zu ihr gehalten. Sie hatte sich das alles nicht eingebildet, und sie würde zwei Wochen Zeit haben, sich mit Aurelius auszusprechen. Amalia verbarg ein erleichtertes Lächeln, als sie den Prunksaal des Tribunals verließ.
    Aurelius wusste, dass Gracias geistiger Angriff kommen würde, und dass er härter sein würde als alle zuvor.
    „Verräter“, zischte die oberste Vampirin des Klans, während ihre geistige Kraft vorschnellte und seine mentale Schutzmauer einzureißen versuchte.
    Ihm trat vor Anstrengung Schweiß auf die Stirn, und er fühlte die kleinen Tropfen, die über seine Haut rannen. Sein Körper glühte in Gracias wütendem Feuer, aber er hielt stand und wahrte Amalias Geheimnis.
    Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen? Narr. Aber im Gegensatz zu allen anderen Vampiren im Raum konnte er einige Gedanken Amalias lesen und wusste, wie verzweifelt sie gewesen war, als sie erfahren hatte, dass ausgerechnet Gracia mit ihr arbeiten sollte. In Leipzig hatte Gracia Amalia mental gezwungen, ihr zu dienen. Auch wenn sie sich nicht daran erinnerte, wusste Amalia genug über die Vampirin, um sie zu verabscheuen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
    Sie verabscheute sie nicht nur, sie hasste sie. Und das zu Recht. Im Grunde war er dankbar für die Gelegenheit, die Amalia ihm geboten hatte. Sie hatte einen eleganten Weg gefunden, sich der Willkür der Fürstin zu entziehen.
    Gracias Stimme durchschnitt den Raum. „Warum hast du das getan?“
    Er ließ sich die Schmerzen nicht anmerken, die ihr Geist ihm zufügte. „Ich war unbedacht. Es ist ihr Duft. Sie riecht süßer als jede Blüte. Ich musste von ihr trinken. Du selbst hast mir ihr Blut in Leipzig angeboten. Was soll ich sagen? Ich bin auf den Geschmack gekommen und habe mir genommen, was ich wollte. Ist das nicht die Stärke, die du immer predigst?“
    Gracia stand auf und trat unter den Blicken der anderen um den Tisch. „Du. Ausgerechnet du. Seit Editas Tod sagt man dir nach, die Beherrschung in Person zu sein. Ich sehe keine Beherrschung, sondern nur Fehltritte. Wenn ich erfahren sollte, dass du mich hintergehst, werde ich selbst es sein, die dir das Haupt mit einem Schwert vom Rumpf schlägt und deinen Körper zerstückelt.“
    „Ich bedaure mein Tun.“ Aurelius sah Gracia unverwandt in die Augen. Er wehrte ihren geistigen Angriff ab und stieß die Finger von sich, die mental nach ihm griffen. Seine Gedanken gehörten nur ihm.
    Gracia wich zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die anderen. „Ich möchte, dass alle bis auf Darion und Aurelius den Raum verlassen. Wir beraten uns zum Thema Amalia in zwei Wochen wieder, falls Aurelius nicht erfolgreich war.“
    Die anderen Vampire verließen den Raum. Aurelius spürte beim Hinausgehen ihre Gefühle – Bedauern, Neugierde, Gehässigkeit. Besonders Tartus musste es gefallen, dass der große Krieger Aurelius in der Gunst der Fürstin fiel.
    Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, glitt Gracia auf ihren Thron zurück und lächelte, als sei nichts weiter vorgefallen. „Und nun reden wir über den Verräter. Denn auch wenn ich sehr zornig auf dich bin, Aurelius,
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