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Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Schwanengesang – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze. »Mein Schatz, du musst immer noch viel über mich lernen. Wusstest du nicht, dass ich mich in meinen ersten Büchern mit Populärkriminologie beschäftigt habe? Die Leute sind der Ansicht, dass ich davon eine Menge verstehe.«
    »Und tust du das?«
    »Ja«, sagte Elizabeth. »Das tue ich … Leider bedeutet es, dass ich eine Unzahl von Türklinken putzen muss, und ich werde mich gleich morgen früh mit dem Who’s Who hinsetzen und eine Menge langweiliger Briefe schreiben müssen. Kennst du nicht irgendwelche Privatdetektive?«
    »Nur einen.« Adam schien unschlüssig. »Einen Mann namens Fen.«
    »Ich erinnere mich. Da gab es einmal so eine Geschichte mit einem Spielzeugladen, das war noch vor dem Krieg. Wo lebt er?«
    »In Oxford. Er arbeitet dort als Dozent für Englische Literatur.«
    »Du musst mich ihm vorstellen.«
    »Er ist ziemlich unberechenbar«, sagte Adam, »in mancherlei Hinsicht jedenfalls. Hast du es mit diesen Artikeln sehr eilig?«
    »Nicht besonders.«
    »Na ja«, sagte Adam, »im neuen Jahr sollen die Meistersinger in Oxford gegeben werden. Wenn es dir Recht ist, werden wir ihn dann besuchen.«
    Die Proben zu Don Pasquale schritten ohne weitere Zwischenfälle voran. Ohne Adams Nähe ausdrücklich zu suchen, behielt Shorthouse seine seltsam liebenswürdige Art bei, sobald die Umstände ein Zusammentreffen unvermeidlich machten. Und es kam der Zeitpunkt, an dem er sich sogar für sein früheres Verhalten entschuldigen sollte.
    Es war direkt nach der zweiten Vorstellung. Adam hatte sich für eine Weile hinter den Kulissen aufgehalten und mit dem Spielleiter über eine kleine Meinungsverschiedenheit diskutiert, die im Laufe des Abends aufgekommen war. Als er in seine Garderobe kam, stieß er zu seiner Überraschung auf Shorthouse, der gerade dabei war, einen halbvollen Tiegel mit Abschminkcreme zu untersuchen oder vielleicht sogar einzustecken. Er stellte ihn jedoch schnell an seinen Platz zurück, als Adam hereinkam. Er trug einen ausladenden Morgenmantel, war immer noch für die Titelrolle der Oper gepudert und geschminkt und hatte eine Perücke auf dem Kopf; Adam dachte bei sich, dass ihm wohl die Abschminkcreme ausgegangen und, da ihre Garderoben nebeneinander lagen, ihm dies als der einfachste Weg erschienen sei, seine Vorräte aufzustocken. Es stellte sich aber schon bald heraus, dass es bei diesem Besuch, wenn überhaupt, nur in zweiter Linie um Abschminkcreme ging.
    »Langley«, sagte Shorthouse (und sofort roch es im ganzen Zimmer nach Gin), »leider haben Sie keinen Grund, mich zu mögen. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe mich nach Ihrer Heirat nicht besonders anständig verhalten.«
    Adam, peinlich berührt, machte ein dumpfes, grunzendes Geräusch. Shorthouse schien sich davon ermutigt zu fühlen, denn er redete weiter, und das mit zunehmender Selbstsicherheit:
    »Ich bin hergekommen, um mich zu entschuldigen. Mich zu entschuldigen«, wiederholte er, vielleicht, weil ihm der Satz irgendwie zu knapp vorkam. »Für mein schlechtes Benehmen«, fügte er nach einer kurzen Denkpause erklärend hinzu.
    »Schwamm drüber«, murmelte Adam. »Schwamm drüber, ich bitte Sie. Ich bin heilfroh …«
    »Ich hoffe, wir können Freunde sein?«
    »Freunde?« Adam klang wenig begeistert. »Ja, selbstverständlich.«
    »Es ist äußerst großzügig von Ihnen, so wenig nachtragend zu sein.«
    »Schwamm drüber«, sagte Adam wieder.
    Schweigen machte sich breit. Shorthouse trat von einem Bein aufs andere. Adam nahm seine Perücke ab und hängte sie mit übertriebener Sorgfalt an eine Stuhllehne.
    »Gutes Publikum heute Abend«, sagte Shorthouse.
    »Ja, wirklich. Scheinbar haben sie sich prächtig amüsiert. Sie haben«, bemerkte Adam, »ziemlich viel gelacht.«
    »Natürlich ist es ein glänzendes Stück.«
    »Glänzend.«
    »Aber von Ihrer Warte aus gesehen … ich meine, es gibt natürlich viel bessere Partien als den Ernesto.«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich habe ja mein Cercherò lontana terra im zweiten Akt.«
    »Ja, das stimmt wohl … Tja«, sagte Shorthouse, »ich werde dann mal rübergehen und mir das Zeugs aus dem Gesicht kratzen.«
    »Brauchen Sie Creme? Sie haben doch eben …«
    »Nein, nein, vielen Dank. Ich wollte nur mal nachsehen, was für eine Marke Sie benutzen. Na dann, bis morgen.«
    »Ja«, sagte Adam hilflos. »Bis morgen.«
    Und Shorthouse stiefelte aus dem Zimmer und ließ Adam sehr erleichtert zurück. Während er sich umzog, dachte Adam
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