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Schwach vor Sehnsucht

Schwach vor Sehnsucht

Titel: Schwach vor Sehnsucht
Autoren: Carole Mortimer
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Wie immer war alles sauber und ordentlich. Die Zahnpastatube lag genau am richtigen Platz und war sorgfältig vom unteren Ende her ausgedrückt.
    Joanna drehte den Hahn an der Wanne auf und durchsuchte den Schrank, während das Wasser einlief. Dabei blieb sie mit dem Ärmel des Morgenmantels an einer Arzneiflasche hängen. Sie fiel hinunter und zerbrach auf dem Boden.
    Sofort wurde die andere Tür aufgerissen. Joshua trug jetzt einen seiner hervorragend gearbeiteten dreiteiligen Anzüge und ein weißes Seidenhemd. “Beweg dich nicht”, sagte er scharf.
    Seine Warnung kam jedoch zu spät. Dass er in das gemeinsame Badezimmer kam, während sie es benutzte, ließ sie unwillkürlich zurückweichen. Sie trat auf das Glas und schrie auf vor Schmerz, als sich eine Scherbe in ihre Fußsohle bohrte.
    “Bleib stehen!” befahl Joshua. Das Glas knirschte unter seinen Schuhen, während er zu Joanna eilte, sie hochhob und in ihr Schlafzimmer trug.
    Sie lag starr in seinen Armen und atmete erst wieder, nachdem er sie aufs Bett gesetzt hatte und in die Hocke gegangen war, um ihren Fuß zu untersuchen. War ihm ihre Abneigung gegen den Körperkontakt bewusst? Wenn ja, so zeigte er es jedenfalls nicht. Er behandelte sie so unpersönlich wie irgendeine Patientin.
    “Es sieht nicht allzu schlimm aus.” Joshua richtete sich auf. “Ich hole etwas, mit dem ich die Wunde säubern kann.” Er ging zurück ins Bad.
    Joanna hörte, dass er das Wasser abstellte. Sie versuchte, sich zu fassen. Warum reagierte sie so auf die Berührung des Mannes, den sie einmal geliebt hatte? Was war aus dieser Liebe geworden? Plötzlich nahm sie all die Dinge wahr, die sie am Anfang nicht gesehen hatte.
    Seinen kalten Blick, die unbewegten Gesichtszüge, wie gefühllos er oft handelte. Ja, jetzt erkannte sie das alles. Jetzt, fünf Jahre zu spät.
    Er kam zurück und beugte sich über ihren Fuß. “Entschuldige”, sagte er leise, als Joanna nach Atem rang. Er hatte die Scherbe entfernt und säuberte die Wunde. “Tut es noch weh?” fragte er, während er den Fuß verband.
    “Nicht allzu sehr. Habe ich nicht Glück, dass mein Mann Arzt ist?” fragte sie sarkastisch.
    Joshua sah stirnrunzelnd auf. “Ja”, erwiderte er kurz angebunden, dann presste er die Lippen zusammen und machte weiter. “Das müsste so in Ordnung sein, aber aus dem Bad wird leider nichts.” Er richtete sich auf.
    “Wichtig ist doch nur, dass ich den Fuß nicht ins Wasser ha lte, stimmt’s?” fragte Joanna scharf.
    Joshua zuckte mit den Schultern. “Ja.”
    “Dann bade ich trotzdem.”
    Er verzog den Mund. “Wie du willst. Warte einen Moment, ich räume schnell auf.”
    “Das kann ich selbst.” Joanna schwang die Beine über die Bettkante und zo g hastig den sich öffnenden Morgenmantel zusammen.
    Joshua wandte sich uninteressiert ab. “Ich mache das. Ein Unfall reicht”, sagte er herablassend.
    “Na schön, dann tu’s doch!” erwiderte Joanna ärgerlich.
    Er warf ihr einen kalten Blick zu und ging ins Badezimmer.
    Sie blieb kochend vor Wut zurück. Man könnte meinen, sie hätte die verdammte Flasche absichtlich umgestoßen!
    “Alles erledigt.” Joshua kam nach wenigen Minuten wieder heraus. “Was hast du dort überhaupt gemacht?”
    “Ich habe etwas gesucht.” Joanna war unfähig, ihn anzusehen. Jeder von ihnen hatte eine Hälfte des großen Badezimmerschranks für sich. Die Flasche hatte auf Joshuas Seite gestanden.
    “Was?”
    “Eben irgendetwas!” brauste Joanna auf. “Ich konnte es nicht finden und dachte, dass Mrs.
    Barnaby es vie lleicht heute Morgen beim Putzen auf deine Seite gelegt hat. Inzwischen ist mir eingefallen, dass die Schachtel leer war und ich sie weggeworfen habe.” Sie wusste, dass sie rot geworden war. Du lieber Himmel, sie hatten seit Monaten nicht mehr so viel miteinander geredet. Sie wünschte, sie würden jetzt nicht reden!
    “Was war es?” fragte Joshua unnachgiebig.
    “Was glaubst du denn, was es war?”
    “Ich habe keine Ahnung”, sagte er trügerisch leise. “Sag’s mir.”
    Es war ein Befehl, und Joanna wusste es. Wenn sie doch nur nicht diese Arzneiflasche umgestoßen hätte!
    “Waren es Drogen?” fragte er scharf, als sie hartnäckig schwieg.
    Empört sah sie ihn an.
    “Du hast dich seit einiger Zeit sehr in dich selbst zurückgezogen…”
    “Nicht, weil ich tablettensüchtig bin!”
    Joshua seufzte. “Solche Betäubungsmittel meinte ich nicht. Ich habe mich gefragt, ob du noch immer die Schlaftabletten
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