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Schwach vor Sehnsucht

Schwach vor Sehnsucht

Titel: Schwach vor Sehnsucht
Autoren: Carole Mortimer
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dass sein Schlaf-und das Badezimmer frei von solchen Kinkerlitzchen blieben.
    Getrennte Schlafzimmer. Zuerst hatte Joanna es kaum glauben können. Er wolle sie nicht stören, wenn er nachts in die Klinik gerufen werde, hatte er behauptet. Jetzt war sie froh darüber. Sie könnte es nicht ertragen, jede Nacht mit ihm in einem Bett zu liegen.
    Es war durchaus möglich, dass er in seiner vornehmen Praxis in der Harley Street eine Affäre mit seiner Sekretärin hatte. Joanna dachte daran, wie viel Zeit er dort verbrachte, und stellte sich das superelegante Sprechzimmer mit den Couches als Schauplatz vor. Ja, es war denkbar.
    Sie missbilligte nur, dass er Angela Hailey zur Geliebten gewählt hatte. So viele andere Frauen wären bereit gewesen, ein Verhältnis mit ihm anzufangen.
    Um Punkt sieben hörte Joanna das leise Motorengeräusch des weißen Rolls-Royce. Sie überprüfte ihr Aussehen im Ganzfigurspiegel und horchte auf Joshuas tiefe Stimme, als er unten mit der Haushälterin sprach. Früher war sie abends die Treppe hinuntergelaufen und hatte ihn begrüßt, doch die Zeiten waren lange vorbei.
    Sie zogen sich immer zum Essen um. An diesem Abend trug Joanna ein auf einer Seite schulterfreies, enges schwarzes Kleid und als Schmuck eine goldene Spange am nackten Oberarm. Sie war perfekt geschminkt und hatte das lockige blonde Haar offen ge lassen. Kühl und gelassen aussehend, ging sie nach unten ins Wohnzimmer und wartete auf Joshua.
    Fünfzehn Minuten später kam er herein. Sein Haar war noch feucht vom Duschen. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Smoking, der seine breiten Schultern betonte. Joanna war in der Lage, ihn objektiv zu betrachten. Mit siebenunddreißig war Joshua wahrscheinlich noch immer der attraktivste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Sein dichtes schwarzes Haar war an den Schläfen grau.meliert, er hatte graue Augen, eine gerade Nase und ein energisches Kinn, das die Autorität verriet, die ihm zur zweiten Natur geworden war.
    Er blickte sie ausdruckslos an. “Herzlichen Glückwunsch.”
    Joanna erkannte, dass auch er sich seit ihrer Heirat vor fünf Jahren verändert hatte. Von dem Mann, den sie damals kennen gelernt und zu dem sie sich sofort hingezogen gefühlt hatte, war kaum noch etwas übrig. Er machte den Eindruck eines Zynikers, und die Jahre hatten Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. War es möglich, dass er mit dieser Ehe ebenso unzufrieden war wie sie? Wenn er eine Affäre mit Angela hatte, dann war er es wohl, der sie angefangen hatte.
    “Deine Mutter hat mich angerufen”, erklärte Joshua. Er schenkte sich einen Whisky ein und setzte sich Joanna gegenüber. “Sie hat mir das mit dem Buch erzählt. Du musst sehr stolz sein.”
    “Ja.”
    “Sie schien in Sorge um dich zu sein, Joanna.” Joshua sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.
    Was für eine hinterhältige Methode, sich einzumischen! “Ich kann mir nicht denken, warum”, erwiderte sie kühl.
    “Du bist blass …”
    “Das kommt, weil ich Hunger habe.” Sie stand auf. “Wollen wir essen?”
    “Ja”, sagte er kurz angebunden und stand auch auf. Er überragte sie um dreißig Zentimeter.
    Wo ist all sein Charme geblieben? fragte sich Joanna in diesem Moment. Und zum ersten Mal bemerkte sie, dass er abgenommen hatte und fast hohlwangig aussah. Ja, auch Joshua war in dieser Ehe nicht glücklich.
    Wie meistens war das Gespräch beim Essen schleppend und unpersönlich. Joshua fragte nach dem Buch, aber Joannas einsilbige Antworten waren nicht ermutigend. Er trank keinen Wein und lehnte auch den Brandy nach dem Dessert ab. Sie wusste, was das bedeutete.
    “Ich muss noch einmal in die Klinik”, sagte er und stellte seine leere Kaffeetasse aufs Tablett.
    “Ja.”
    Er zögerte. “Was wirst du tun?”
    “Früh ins Bett gehen. Ein Buch lesen.” Joanna zuckte mit den Schultern. “Mach dir um mich keine Sorgen.”
    Joshua runzelte die Stirn. “Aber ich mache mir Sorgen um dich. Du musst dich sehr einsam fühlen, wenn ich abends arbeite und du allein hier bist.”
    “Nein”, sagte Joanna kühl. “Ich weiß mich zu beschäftigen.”
    Er stand unvermittelt auf. “Ich ziehe mich um.”
    Joanna entließ die Haushälterin bis zum Morgen und ging nach oben in ihr Schlafzimmer.
    Plötzlich hatte sie Lust auf ein langes Schaumbad. Sie zog sich aus, schlüpfte in ihren seidenen Morgenmantel und schminkte sich am Toilettentisch ab.
    Einige Minuten später hörte sie Joshua das angrenzende Bad verlassen und ging hinein.
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