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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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erzählen. Irgendwie sei es ihm nicht so recht, wenn sie darüber Bescheid wisse.«
    »Wer weiß, was die in Wirklichkeit trieben. Saufereien oder Sextouren wahrscheinlich. Und um ja keine falschen Gedanken aufkommen zu lassen, umschrieben sie das als journalistische Arbeit.«
    »Wenn du meinst.«
    »Aber Hessler war ab und an dabei?«, vergewisserte sich Braig.
    »Das erzählte sie, ja. Und anschließend, wenn sie wieder zurück waren, saßen sie oft im Zimmer ihres Sohnes und arbeiteten gemeinsam am Computer.«
    »Du hast dir das Zimmer zeigen lassen?«
    »Das Zimmer ihres Sohnes, nein.« Aupperle schüttelte den Kopf. »Du glaubst, da wäre was zu holen?«
    »Na ja, jetzt, wo wir wissen, dass beide ermordet wurden …«
    »Sie erzählte mir was von seinem Schrank. Sein Heiligtum nannte sie den, das immer abgeschlossen sei. Fred habe ihr aufgetragen, ganz besonders auf den Inhalt aufzupassen und ihn niemandem zu zeigen …« Aupperle stockte mitten im Satz. »Lauter Computerkram sei da drin. Ergebnisse seiner Arbeit.«
    »Du hast ihn nicht überprüft?«
    »Ich wusste doch nicht, dass der Mann ebenfalls ermordet wurde. Ich dachte, der lebt … Aber jetzt …«
    »Du fährst sofort wieder hin und bringst alles her. Wo wohnt die Frau?«
    »In Ludwigsburg. In Schlößlesfeld nicht weit von der Schule.«
    »Gut. Dann machst du dich gleich auf den Weg. Und ich versuche derweil, Katrin zu erreichen. Irgendjemand wird doch wissen, wo sie sich aufhält.«

30. Kapitel
    Sonne, blauer Himmel, das Panorama der Schweizer Berge über dem See, dazu spätsommerlich warme Temperaturen – Neundorf war an diesem Mittag für keine dieser Verlockungen zugänglich. So attraktiv das Umfeld auch war, in dem sie sich gerade bewegte, Rebekka Fromms Aussagen, ja ihr gesamtes Auftreten hatten sie aufgewühlt und in einen Zustand heilloser Verwirrung gestürzt. Der Bankerin war ohne Zweifel übel mitgespielt worden, weitaus schlimmer als ihrer Kollegin – aber so sehr Neundorf auch danach suchte, das Geschehen in den Zusammenhang mit Stiegelmaiers kriminellen Machenschaften einzuordnen, es wollte ihr nicht gelingen.
    Fast die gesamten zweieinhalb Stunden der Rückfahrt nach Stuttgart war sie damit beschäftigt, Ordnung in ihre wirren Gedanken zu bringen – ein plausibler Grund, weshalb der Erpresser die Fotos veröffentlicht beziehungsweise den Aufsichtsräten der Bank hatte zukommen lassen, obwohl Rebekka Fromm die geforderte Summe vollständig bezahlt hatte, wollte ihr nicht einfallen. Was Stiegelmaier dazu veranlasst, warum er sein willfähriges, keinerlei Widerstand leistendes Opfer derart ans Messer geliefert hatte, war ihr nicht ersichtlich.
    Was Neundorf zudem zu schaffen machte, war die Art und Weise, wie der Mann an die Nacktfotos Rebekka Fromms gekommen war. Weshalb hatte er sich in ihrem Fall von Anfang an brutaler Gewalt bedient? Warum hatte der – den Bildern und auch den Beschreibungen der beiden Frauen nach – so smarte, blendend aussehende und äußerst charmant auftretende junge Mann bei Rebekka Fromm zu K.O.-Tropfen gegriffen, um sich die Frau gefügig zu machen, wo er doch sonst so viel angenehmer zu seinem Ziel kam? Diese primitive Art der Gewalt passte nicht zu seinem übrigen Verhalten. Weshalb war er bei Rebekka Fromm dazu übergegangen? Weil sie sich freiwillig nicht hatte verführen lassen?
    Neundorf ließ ihr Handy ausgeschaltet, um sich ungestört der Grübelei über das seltsame Vorgehen Stiegelmaiers hinzugeben. Je länger sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr die Notwendigkeit, eine Frage in den Mittelpunkt ihrer Nachforschungen zu stellen, die sie bisher vernachlässigt hatte: Wer profitierte von den Gewaltakten, die Rebekka Fromm angetan worden waren?
    Jetzt eröffnete sich plötzlich ein neuer Gesichtspunkt: Nicht nur Fred Stiegelmaier hatte Nutzen aus seinen kriminellen Taten gezogen, sondern eine weitere Person: Carolin Köhler. Sie, die bankinterne Konkurrentin um den Vorstandsposten, war beruflich erst in dem Moment zum Zug gekommen, als die kompromittierenden Fotos Rebekka Fromms bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates aufgetaucht waren. Ihr Karrieresprung basierte auf dem unverhofften Elend ihrer Mitbewerberin. Hatte die Frau auf irgendeine Art und Weise bei der ganzen Affäre mitgemischt?
    Neundorf versuchte, sich das Gespräch mit Carolin Köhler vom Vortag zu vergegenwärtigen. Sie war sich über die Frau nicht ganz klar geworden: Trotz ihres äußerst selbstsicheren Auftretens hatte die
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