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Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Titel: Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
Autoren: Klaus Wanninger
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wie der Kerl das
Sie
betont hatte, war nicht zu überhören gewesen. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Sie sich endlich uffmache und die Sach agucke sollet.«
    Uffmache
und
die Sach agucke
. Die Ausdrucksweise des Mannes bereitete ihm physische Schmerzen. Mit was für Bauerntölpeln hatte er es hier wieder zu tun? Tagtäglich musste er sich dieses unverständliche Gestammel anhören. Warum nur hatte er sich dazu verleiten lassen, in diese zivilisationsfeindliche Berglandschaft zu ziehen?
    »Kommet Sie jetzt endlich?«, geiferte die Stimme am anderen Ende. Und auch das: »So ein Halbdackel, dieser Fischkopf!« war noch deutlich zu vernehmen.
    Bent Knudsen donnerte den Hörer auf den Apparat. Musste er sich das wirklich antun? Morgens, zwei Minuten vor fünf? Ausgebranntes Auto am Albaufstieg über Eningen. Mensch an Bord. Warum war der Blödmann nicht rechtzeitig ausgestiegen? Nur um ihn jetzt unnötig zu belästigen? Einem Vertreter dieses Bergvolkes war das wirklich zuzutrauen. Er lebte jetzt lange genug hier, um zu wissen, wie diese Leute funktionierten, auch wenn er ihre grauenvolle Sprache nur in Teilen verstand. Eine Sprache, die ihn oft genug zur Verzweiflung trieb. Ein seltsames Ziehen kroch ihm dann über den halben Rücken, wenn er nur an einige der schlimmsten Ausdrücke dachte.
    Hent Sie koi scheeneres Jäckle? Des ghört doch mol in d’Reinigung, moinet Sie net?
    Die süffisanten Bemerkungen seiner dämlichen Vermieterin. Betonung auf dämlich. Als ob er nicht selbst wüsste, wie abgenutzt seine Klamotten waren. Die affige, ständig in eine Parfümwolke gehüllte Tusse hatte gut reden. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Sein Konto war leer, der Kredit ausgeschöpft bis zum letzten Rest. Und weshalb? Er durfte nicht daran denken. Alles, nur das nicht.
    Bent Knudsen schlüpfte in seine Kleidung, schnallte sich den Gurt mitsamt der Waffe um. Das kalte Metall an seiner Hüfte zu spüren, tat immer gut. Gleich, wohin der Weg führte. Man wusste nie, wem man begegnete. Nicht hier unter den Bewohnern dieser Bergregion.
    Er lief zur Tür, warf sich den Schal um den Hals, schlüpfte in seine Jacke. Zum Glück musste er um diese Zeit nicht damit rechnen, seiner dämlichen Vermieterin zu begegnen. Der einzige Vorteil der Frühschicht, dass ihm deren Visage und Gesülze erspart blieb. Und so manch andere Visage dazu, überlegte er.
    Fünfundvierzig Minuten später war er am Unfallort angelangt. Ohne Navi hätte er die Stelle kaum gefunden, obwohl sie nur wenige Kilometer hinter Reutlingen lag. Albstraßen und Albaufstiege gab es hier schließlich an allen Ecken und Enden. Berge links, Berge rechts, Berge überall. Ein Bergvolk eben. Nichts als beschränkte Horizonte.
    Er parkte den Dienstwagen, nahm die hell erleuchtete Szenerie mehrere Meter oberhalb ins Visier. Gaffende Vollidioten, wohin er auch sah. Vor Neugier sabbernde, geifernde, stierende Bergbewohner. Von einem verunglückten oder ausgebrannten Auto keine Spur. Nicht einmal ein Leichenwagen war zu sehen. Hatten die das Opfer etwa schon weggebracht?
    Es handle sich wohl um ein Kind, das mitsamt dem Auto entführt worden sei, hatten ihm die vor Ort tätigen Beamten fernmündlich erklärt. Leider könne man es immer noch nicht genau sagen, weil sich der Wagen etwa zwanzig Meter unterhalb der Straße dermaßen verkeilt habe, dass es bisher noch nicht gelungen sei, ihn zu bergen beziehungsweise seine Überreste samt Inhalt zu inspizieren, hatten sie ausgeführt.
    Knudsen folgte der Straße bergan, stieß einen der Gaffer, der ihm den Rücken zuwandte, zur Seite.
    »Aua, du daube Sau!«, zeterte der Mann. »Bass doch uff!«
    Bent Knudsen spürte das seltsame Ziehen auf seinem Rücken, bugsierte den nächsten Neugierigen aus dem Weg. Ähnliche Reaktion. Er war vor dem rot-weißen Absperrband angelangt, sah einen großen Abschleppwagen vor sich, der sich unter kräftigem Hupen gerade in Bewegung setzte, genau auf ihn und die gaffende Menge zu. Wenige Meter hinter dem Fahrzeug lag das stark demolierte, völlig ausgebrannte Wrack eines Pkws. Verwundert bemerkte Knudsen, dass das bullige Fahrzeug das verunglückte Auto an Ort und Stelle zurückließ. Er stellte sich ihm mitten in den Weg.
    Die Reaktion des Fahrers ließ nicht lange auf sich warten. Augenblicklich stoppte er den Wagen und streckte seinen Kopf aus dem Fenster. »Beweg doch endlich deinen Arsch zur Seit, du Säckel!«, brüllte er. »Sonscht fahr i di über de Haufe!«
    Knudsen zeigte keine
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