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Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)

Titel: Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
Autoren: Klaus Wanninger
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sie im Verlauf des Nachmittags und Abends in sich hineingeschüttet hatte. Ein Glas nach dem anderen. Zu viel auf jeden Fall, um das jetzt noch länger durchzustehen.
    Was tun? Bis Eningen waren es, wenn sie sich richtig erinnerte, noch mehrere Kilometer, zudem wand sich die Straße davor noch über mehrere Serpentinen abwärts ins Vorland der Alb, die sie angesichts des widrigen Wetters besonders vorsichtig angehen musste. Und wo im Ort eine Toilette finden, die jetzt in der Nacht schnell und ohne langwierige Erklärungen zu benutzen war?
    Nein, das dauerte alles viel zu lange. Das Problem verlangte nach einer schnellen Lösung, nicht nach umständlichem Herumsuchen. Sie musste es jetzt bereinigen, so unangenehm das auch war.
    Sie starrte nach draußen, sah nur die Umrisse von Bäumen beidseits der Straße. Ab und an ein entgegenkommendes Auto; vor und hinter ihr – jedenfalls die paar Meter, die sie erkennen konnte – nur graue Suppe. Ob irgendwo in der Nähe ein Waldweg abbog?
    Sie passierte eine Handvoll Häuser, las etwas von einem
Gestütshof
, fand sich wieder mitten im Wald. Zwei Autos kamen ihr entgegen, das Fernlicht viel zu spät abblendend, dahinter ein breiter Lastwagen, dann wieder die dunkle, fast undurchdringliche Suppe. Den Hinweis auf den Parkplatz bemerkte sie erst in letzter Sekunde. Abrupt bremste sie den Wagen ab, schwenkte auf die Zufahrt zu der rundum von Wald umgebenen Fläche ein. Die Anlage war menschenleer, nicht ein einziges Fahrzeug zu entdecken.
    Nele Harttvaller parkte am Rand des Areals, zog die Handbremse, warf einen Blick auf die Rückbank. Elena lag schlafend in ihrem Sitz, atmete in ruhigen, gleichmäßigen Zügen. »Hab keine Angst, mein Schatz. Es dauert nicht lange. Ich bin gleich wieder zurück«, flüsterte Nele Harttvaller kaum hörbar, mehr zu sich selbst als zu dem Kind.
    Sie wandte sich zur Tür, öffnete sie. Ein Schwall eiskalter Luft strömte ins Innere, ließ sie unwillkürlich frösteln. Mein Gott, willst du dir das wirklich antun, schoss es ihr durch den Kopf. Sie schaute nach links, geradeaus und nach rechts, sah nichts als dunklen Nebel. Kein Mensch, kein Leben. Wie unheimlich das ist, überlegte sie. Bleib sitzen, lass deine Beine im Auto, schließe die Tür und mach dich davon so schnell du kannst.
    Sie wusste nicht, was mit ihr los war, spürte nur eine unerklärbare Angst. Angst vor der undurchdringlichen Dunkelheit, Angst vor der unbekannten Umgebung, Angst davor, die schützende Hülle des Autos zu verlassen. Ihre Beine schienen wie gelähmt, ihr fehlte die Kraft, sie in Bewegung zu setzen. Als ob ein unsichtbares Ungeheuer hinter dem Dunkel auf sie wartete.
    Von der Rückbank war ein tiefes Seufzen zu hören. Nele Harttvaller wandte sich um, sah, wie Elena ihren Kopf zur Seite schob, dann wieder in ruhige Atemzüge fiel. Die Gesichtszüge des Kindes wirkten friedlich und voller Vertrauen – den Sorgen der Mutter zum Trotz.
    Sie spürte das Stechen in ihrem Unterleib, wusste, dass sie sich von dem Druck befreien musste. Du kannst es nicht länger hinauszögern, erledige die Sache jetzt endlich, bohrte es in ihr.
    Sie schwang ihre Beine nach draußen, hörte das Schmatzen des Untergrunds in dem Moment, als ihre Schuhe auf dem Boden aufkamen. Ihre Füße waren augenblicklich nass. Sie richtete sich auf, stakste zur Seite, schien in einer endlosen Pfütze unterwegs. Als sie endlich trockenen Boden erreichte, quollen unzählige Rinnsale aus ihren Schuhen. Ausgerechnet an diesem Wasserloch muss ich halten, das darf doch nicht wahr sein!
    Nele Harttvaller versuchte, die Feuchtigkeit von sich abzuschütteln, merkte, dass sie keine Chance hatte. Schuhe und Strümpfe troffen vor Nässe, jeder Schritt verursachte ein schmatzendes Geräusch. Sie stierte durch den dichten Nebel, sah die Umrisse mehrerer Bäume wenige Meter von sich entfernt.
    Watschelnd wie eine Ente kämpfte sie sich zu ihnen vor, hielt dann am Rand eines breiten Stammes inne. Mit klammen Fingern machte sie sich an ihrer Hose zu schaffen. Sie befreite sich von der lästigen Kleidung, ließ sich nieder. Die seltsamen Geräusche waren genau in dem Moment zu vernehmen, als sie ihrem Drängen endlich freien Lauf ließ. Ein unregelmäßiges Knacken und Knirschen, wie von nicht allzu weit entfernten Schritten. Erschrocken starrte sie in die Umgebung. War da jemand im Dunkeln unterwegs? Hier, am Rand des Waldes?
    Sie versuchte, sich auf fremde Geräusche zu konzentrieren, hörte nur das Plätschern ihrer
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