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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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letzten Angaben umständlich in die Schreibmaschine ein, wobei er immer wieder fluchend unterbrach und mit Tipp-Ex auf dem Papier herummalte. Schließlich zog er den Bogen heraus und reichte ihn über den Tresen. »Gut, wenn Sie das Protokoll bitte hier unterschreiben, Herr Kohler.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Der junge Beamte kratzte sich am Kopf. »Ehrlich gesagt: Das weiß ich nicht. Also, einen Schatz, das haben wir hier meines Wissens noch nie gehabt.«
    »Aber ich krieg doch eine Belohnung?«
    »Ja, sicher. Das steht Ihnen ja zu. Obwohl Sie die ja wohl gar nicht nötig haben.« Der Polizist grinste und deutete durch die Scheibe auf das nagelneue graue Auto, das vor der Wache im Schein einer Laterne parkte.
    »Ja, schön, gell? Aber es gehört nicht mir.«
    Der Blick seines Gegenübers verfinsterte sich.
    »Ich meine, doch, doch, schon meins, aber ich bin Autoverkäufer und fahre immer die neuesten Vorführwagen.«
    »Sie meinen, der wär zu verkaufen?«
    Kohler hob die Augenbrauen. Warum sollte er nicht auch noch ein Geschäft machen, so ganz nebenbei, auf der Polizeiwache? Der Tag war ohnehin schon verrückt genug verlaufen. »Sind Sie interessiert?«
    »Mei, schon. Käme halt auf den Preis an. Was ist es denn für ein Modell?«
    »Ein Volkswagen. Der nagelneue Passat Variant – als Diesel. Ist erst seit ein paar Tagen auf dem Markt. Der hält ewig. Und ist sparsam obendrein.«
    »Sparsam?« Der Polizeibeamte zog interessiert die Brauen hoch. »Sie verstehen Ihr Handwerk. Aber ewig muss er ja gar nicht halten, bloß ein paar Jahre.«
    Der Autoverkäufer fischte mit seinen schmutzigen Fingern eine Visitenkarte aus dem Geldbeutel. »Rufen Sie mich einfach an.« Dann winkte er seinem Hund und ging.

Dienstag, 7. September
    »Himmelarsch!«
    Missmutig knallte Kluftinger die Fahrertür seines alten Passats zu. Dabei war er vor zwanzig Minuten noch leidlich gut gelaunt zu Hause aufgebrochen. Und die kurze Fahrt von seinem Wohnort Altusried bis zu seinem Büro in der Kemptener Innenstadt hatte ihn sogar noch fröhlicher gestimmt. Kluftinger liebte es, wenn sich der Sommer allmählich seinem Ende entgegenneigte. Endlich durfte man sich wieder guten Gewissens drinnen aufhalten, und seine Frau würde ihn nicht mehr mit absurden Vorschlägen wie »Wollen wir nicht zum Baden gehen?« traktieren. Über der Iller standen wieder erste Nebelschwaden, die ungemütliche Hitze des kurzen Sommers war einer herrlichen Frische gewichen, und die Septembersonne tauchte die Landschaft in mildes Licht.
    Doch wieder einmal hatte Kluftingers Freude über diesen wunderschönen Tag keinen Bestand angesichts eines beinahe allmorgendlichen Ärgernisses: Seit die Kemptener Kriminalpolizei vor einigen Monaten in ein neues Gebäude umgezogen war, gab es keine reservierten Parkplätze für die Mitarbeiter mehr. Noch nicht einmal für ihn als leitenden Kriminalhauptkommissar. Nur Dienstautos durften im Hof abgestellt werden. Aber er fuhr halt lieber mit seinem eigenen Wagen und rechnete die gefahrenen Kilometer ab. Er hatte einmal mittels eines komplizierten Rechenvorgangs, den er selbst nicht mehr nachvollziehen konnte, herausgefunden, dass ihm dies finanzielle Vorteile brachte. Nun wurde er das Gefühl nicht los, dass es sich bei der neuen Parkplatzregelung um eine Art Erziehungsmethode für renitente Selbstfahrer handelte. Aber er dachte nicht daran, mit dieser Gewohnheit zu brechen. Jetzt erst recht nicht!
    Dennoch verfluchte er sich regelmäßig dafür, denn hier in der Innenstadt waren die kostenfreien Parkplätze mehr als rar. Zwar gab es in hundert Meter Entfernung ein Parkhaus, in dem mittlerweile die meisten seiner Kollegen Plätze zu einem reduzierten Preis gemietet hatten, doch für Kluftinger kam das nie und nimmer infrage. Allein der Gedanke, dafür zu zahlen, dass er während der Arbeit sein Auto abstellen durfte, trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn.
    Heute war es jedoch besonders schlimm. Kein einziger der ihm bekannten Gratisparkplätze war mehr frei gewesen. Und jetzt war er auch noch zu spät dran. Wenigstens bekam das sein oberster Vorgesetzter, Polizeipräsident Lodenbacher, nun nicht mehr mit. Denn der residierte weiterhin im Polizeikomplex am Stadtrand. Für Kluftinger eigentlich die beste Neuerung, die der Umzug mit sich gebracht hatte.
    Nach langer Suche überquerte der Kommissar nun mit hastigen Schritten die Straße. Er nickte dem Bordellbesitzer von nebenan freundlich zu, der wie fast jeden Morgen seinen
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