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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
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heute eher selten gebraucht und ist korrekt benutzt.« Teasley runzelte die Stirn über diese Beobachtung. »Und passende Kommas um die Apposition nach ›Einzelheiten‹, was man selten sieht.«
    Jetzt starrten mich alle an. Ich hatte vor langer Zeit Linguistik studiert. Ein bisschen Philologie ebenfalls, das Studium von Sprachen durch Analyse von Texten. Ich hatte es hauptsächlich zum Zeitvertreib getan, aber hin und wieder erwies es sich als ganz nützlich.
    Ellis zupfte an seinem Kragen. Er war im College in der Ringermannschaft gewesen, betrieb meines Wissens aber jetzt nicht mehr viel Sport. Er war trotzdem immer noch gebaut wie ein eisernes Dreieck. »Loving ist heute Morgen um halb neun aufgebrochen. Er ist wahrscheinlich bewaffnet, also wird er nicht geflogen sein … und er will nicht riskieren, in einem Flughafen hier in der Gegend gesehen zu werden, wie Sie gesagt haben, Corte. Damit ist er noch etwa vier Stunden entfernt.«
    »Sein Fahrzeug?«, fragte ich.
    »Nichts bisher. Ein FBI-Team klappert die Motels und Restaurants in der Stadt ab.«
    »Was weiß dieser Kessler, woran der Auftraggeber so ungemein interessiert ist?«, wollte mein Boss wissen.
    »Keine Ahnung«, sagte Westerfield.
    »Wer genau ist dieser Kessler?«, fragte ich.
    »Ich habe ein paar Einzelheiten«, sagte Teasley.
    Während die junge Anwältin in einer Akte blätterte, fragte ich mich, warum Westerfield zu uns gekommen war. Wir sind als die Bodyguards bekannt, an die man sich wendet, wenn alle Stricke reißen (zumindest bezeichnet uns Aaron Ellis bei Etat-Anhörungen so, was ich ein bisschen peinlich finde, aber in
Kongress und Senat kommt es offenbar gut an). Die Diplomatic Security des Außenministeriums und der Secret Service bewachen amerikanische Regierungsvertreter und ausländische Staatsoberhäupter. Das Zeugenschutzprogramm stattet edelmütig wie niederträchtig Gesinnte mit neuen Identitäten aus und lässt sie auf die Welt los. Wir dagegen greifen nur ein, wenn es eine unmittelbar bevorstehende, glaubhafte Bedrohung gegen einen bekannten Mandanten gibt. Man hat uns auch schon die »Notaufnahme des Personenschutzes« genannt.
    Das Kriterium ist zwar nicht exakt umrissen, aber angesichts der begrenzten Ressourcen neigen wir dazu, einen Fall nur anzunehmen, wenn der Mandant in Angelegenheiten der nationalen Sicherheit – wie der Spion, den ich tags zuvor bei den Herren der CIA abgeliefert hatte – oder der öffentlichen Gesundheit verwickelt ist, wie letztes Jahr, als wir einen Informanten in einem Prozess wegen verunreinigter Medikamente bewachten.
    Alles wurde jedoch klar, als Teasley den Lebenslauf des Polizisten vorlas. »Detective Ryan Kessler, 42, verheiratet, ein Kind. Arbeitet in der Abteilung für Finanzkriminalität in D. C., seit fünfzehn Jahren dabei, hoch dekoriert… Sie haben vielleicht von ihm gehört.«
    Ich sah meinen Boss an, der für uns beide den Kopf schüttelte.
    »Er ist ein Held. Die Medien haben vor ein paar Jahren viel über ihn berichtet. Er hat verdeckt in D. C. gearbeitet und ist in einen Raubüberfall in einem Delikatessenladen in North West gestolpert. Er hat die Kunden im Laden gerettet, aber selbst eine Kugel abbekommen. War in den Nachrichten, und eine dieser Polizeiserien im Discovery Channel hat eine Folge über ihn gebracht.«
    Ich sah nicht viel fern. Aber ich verstand die Zusammenhänge jetzt. Ein als Held dekorierter Polizist, der von einem Lifter wie Henry Loving ins Visier genommen wird … Westerfield sah eine
Chance, selbst zum Helden zu werden, wenn er eine Anklage gegen den Auftraggeber zusammenzimmerte; vermutlich ging es um irgendeinen Finanzbetrug, den Kessler untersuchte. Selbst wenn der zugrunde liegende Fall nicht groß war – obwohl er natürlich auch riesig sein konnte –, reichte der Umstand, dass ein Held der Polizei von D. C. aufs Korn genommen wurde, aus, damit Westerfield den Fall an sich zog. Ich achtete ihn deshalb nicht geringer – in Washington geht es immer und überall nur um persönliche wie öffentliche Machenschaften und Schachzüge. Es interessierte mich nicht, ob die Annahme dieses Falls Westerfields Karriere diente. Für mich zählte nur, dass die Kesslers am Leben blieben.
    Und dass dieser spezielle Lifter mit der Sache zu tun hatte.
    »Alors «, sagte Westerfield. »Da haben wir es. Kessler hat son nez in Dinge gesteckt, die ihn nichts angingen. Wir müssen herausfinden, wo, was, wer, wann, warum… Also lassen Sie uns Kessler schleunigst
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