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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
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mir und nicht jemand anderem den Auftrag gab, Mandanten vor Henry Loving zu beschützen? Kurz gesagt, konnte ich unvoreingenommen bleiben, wenn der Täter der Mann war, der meinen Mentor ermordet hatte und der offenbar aus der Falle entkommen war, die ich ihm vor Jahren gestellt hatte?
    »Ein sicheres Haus ist die wirkungsvollste Vorgehensweise«, beteuerte ich. Auf dem Weg zurück in mein Büro fischte ich den Schlüssel für die Schreibtischschublade heraus, in der ich meine Waffe aufbewahrte.

3
    Viele Regierungsorganisationen halten sich an Initialen oder Akronyme, um ihre Angestellten oder Abteilungen zu beschreiben, aber bei uns sind aus irgendeinem Grund Spitznamen angesagt, so wie »Lifter«.
    Die einfachen Leibwächter in unserer Organisation nennen wir »Klone«, weil sie ihren Mandanten wie ein Schatten folgen sollen. Unsere Abteilung für Technischen Support und Kommunikation ist mit »Zauberern« besetzt. Es gibt die »Straßenfeger«  – unsere Beamten für Verteidigungsanalyse und Taktik, die einen Scharfschützen auf eine Meile Entfernung und eine im Handy des Mandanten versteckte Bombe entdecken können. Die bei uns für Überwachung zuständigen Leute werden, wenig überraschend, »Spione« genannt.
    Ich bin in der Abteilung Strategischer Schutz und dort der
ranghöchste der acht Mitarbeiter. Wir sind diejenigen, die sich einen Plan zum Schutz der uns zugeteilten Mandanten ausdenken und ihn umsetzen. Aufgrund der Natur unseres Auftrags werden wir die »Schäfer« genannt.
    Eine Abteilung, die keinen Spitznamen hat, ist der Recherche-Support, für mich die wichtigste unserer Hilfstruppen. Ein Schäfer kann einen Personenschutzauftrag ohne gute investigative Recherche nicht durchführen. Wie oft habe ich unseren Nachwuchsleuten gepredigt, dass gründliche Recherche am Anfang den Einsatz von taktischer Feuerkraft später weniger wahrscheinlich macht.
    Und ich hatte das Glück, dass die Person, die ich für die beste in der Abteilung hielt, mein besonderer Schützling dort war.
    Ich rief sie jetzt an.
    Nach einmal Läuten kam es »DuBois« aus meinem Ohrstöpsel.
    Ich hatte sie auf ihrem sicheren Handy angerufen; deshalb meldete sie sich mit ihrer dienstlichen Begrüßung. Wegen des französischen Ursprungs hätte man erwartet, dass der Name »Dü-buah« ausgesprochen worden wäre, aber ihre Familie nannte sich »Du-boys«.
    »Claire. Es ist etwas passiert.«
    »Ja?«, fragte sie knapp.
    »Loving lebt noch.«
    Sie verarbeitete die Information. »Er lebt? … Ich verstehe nicht, wie das möglich sein kann.«
    »Tja, es ist aber so.«
    »Ich überlege gerade«, sagte sie, halb zu sich selbst. »Das Gebäude hat gebrannt … Es gab eine Übereinstimmung bei der DNA. Ich erinnere mich an den Bericht. Er enthielt einige Tippfehler, wissen Sie noch?« Claire DuBois war älter als ihr jugendlicher Tonfall erahnen ließ, wenn auch nicht viel. Kurzes brünettes Haar, ein herzförmiges, fein geschnittenes, hübsches Gesicht, eine wahrscheinlich sehr gute Figur – und ich war so
neugierig diesbezüglich, wie es jeder Mann gewesen wäre –, die aber für gewöhnlich in zweckmäßigen Hosenanzügen verborgen war.
    »Egal. Sind Sie in der Stadt? Ich brauche Sie.«
    »Sie meinen, ob ich übers Wochenende weggefahren bin? Nein. Hab meine Pläne geändert. Soll ich reinkommen?«, fragte sie in ihrem forschen Singsang. Ich stellte mir vor, wie sie im Licht des Septembermorgens frühstückte, das schräg durch das Fenster ihres ruhigen Stadthauses in Arlington, Virginia, fiel. Sie hatte vielleicht einen Trainingsanzug oder einen aufreizenden Morgenmantel an, aber beides konnte ich mir unmöglich bildhaft vorstellen. Möglicherweise saß sie einem stoppelbärtigen jungen Mann gegenüber, der sie neugierig über die Washington Post hinweg anblickte. Auch das ein Bild, das sich nicht einstellen wollte.
    »Er ist hinter einem Mandanten in Fairfax her. Die Einzelheiten kenne ich nicht. Knapper Zeitrahmen.«
    »Alles klar. Ich muss nur rasch ein paar Sachen regeln.« Ich hörte einige kurze Klicks – sie konnte schneller tippen als irgendwer auf dieser Welt. »Mrs. Glotsky von nebenan …« hörte ich sie murmeln. »Dann das Wasser … Okay, ich bin in zwanzig Minuten da.«
    Ich hatte den Verdacht, dass DuBois unter einer leichten hyperaktiven Störung litt, aber das wirkte sich meist zu meinen Gunsten aus.
    »Ich werde mit den Mandanten unterwegs sein, aber ich rufe Sie an wegen der Aufträge, die ich für Sie
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