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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
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fahren.
Alberts sah ebenfalls in diese Richtung und schien jetzt erst zu begreifen, wie vollständig er hereingelegt worden war.
    Nach einem Blick zu Freddy, der mir mit einem Nicken freie Hand gab, trat ich ein Stück näher zu Alberts. »Wir können einen Deal ausarbeiten, wenn Sie kooperieren.«
    »Um den Senator zu belasten«, murmelte Alberts. Freddy lachte dröhnend, womit er sagen wollte: Woran sollten wir sonst wohl interessiert sein?
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun kann.«
    Das Wort »glaube« war entscheidend, denn damit erkannte er an, dass wir ihm gegenüber im Vorteil waren. Ich formulierte meine Position in allgemeinen Begriffen. »Ich weiß nur, Sie können den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen oder eine sehr viel kürzere Zeit.« Ich ließ die Vorstellung einwirken. Dann deutete ich auf einen anderen Agenten, der auf uns zukam. »Wir werden Sie jetzt in Haft nehmen«, sagte ich zu Alberts. »Denken Sie einfach nach über das, was ich gesagt habe.«
    Er presste die Lippen aufeinander und schloss für einen Moment die Augen.
    Als er und sein Partner weggeführt wurden, drehte sich Claire DuBois zu mir um und brachte mich tatsächlich zum Lächeln, indem sie in Richtung Alberts nickte und sagte: »Was Sie mir von der Spieltheorie erzählt haben – das wäre doch ein gutes Beispiel für das Gefangenendilemma, oder?«

70
    Ich saß in Aaron Ellis’ Büro und konzentrierte mich einmal mehr auf eins der Bilder, die sein Kind gemalt hatte. Vielleicht
war es ein Heustapel mit Türmchen, vielleicht ein gelbes Schloss aus Gold oder Messing. Schwer zu sagen.
    Es war 10.30 Uhr. Claire DuBois zog sich einen Stuhl neben meinen. »Er ist auf dem Weg nach oben«, sagte mein Chef.
    »Tatsächlich«, erfüllte eine andere Stimme den Raum. »Voilà! Schon ist er hier.« Staatsanwalt Jason Westerfield blieb im Eingang stehen. »Klang Ihr Tonfall gerade etwa ein wenig düster, Aaron? Ha, ha, ich mache nur Spaß. Okay pour entrer? « Er war heute wie ein Staatsanwalt gekleidet, ganz anders als die Vorstadt-Indianer-Verkleidung, in der er am Samstag aufgekreuzt war.
    Ellis machte eine Handbewegung in Richtung der Sessel auf der anderen Seite des Kaffeetischs.
    Der schlanke Mann trat ein, gefolgt von seiner Assistentin Chris Teasley. Interessant, dachte ich unwillkürlich: Westerfield und ich, flankiert von unseren engsten Mitarbeiterinnen, beides attraktive Frauen und mehr als zehn Jahre jünger als wir. Ich bemerkte, dass Chris Teasley auf DuBois’ Kostüm von Macy und das silberne Armband schielte. Zu meinem Bedauern sah ich, dass der geladene Blick auch meinem Schützling nicht entgangen war.
    »Nun zur Sache«, sagte Westerfield. »Ich war ziemlich überrascht, dass der ganze Morast so weit nach oben reicht.« Immerhin fiel ihm diese Metapher selbst auf, und er zögerte. »Ein US-Senator. Hm.« Seine Stimme und seine Haltung zeigten genauso viel Ärger wie bei unserem letzten Treffen. Wie bei jedem Treffen, eigentlich.
    Ich bewegte vorsichtig meinen Fuß. Stöhnte innerlich über den Schmerz. Konzentrierte mich wieder.
    »Also, Corte. Legen Sie los, s’il vous plaît .«
    Ich erklärte ihm, was ich vor nicht langer Zeit zu Sandy Alberts gesagt hatte: Dass Loving wegen Amandas Absicht angeheuert worden war, ein Blog über den Tod einer Schülerin zu schreiben, die Stevenson missbraucht hatte.
    »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    Die Idee war mir gekommen, sagte ich, als ich mich am Abend zuvor mit Amanda in meinem Wagen auf dem verlassenen Militärgelände unterhalten hatte. Von allem, was sie mir aus ihrem Leben erzählt hatte, war die Tätigkeit als Freiwillige für das Schüler-Selbstschutzprogramm und das Blog über Susans Selbstmord als einziger möglicher Grund für den Auftrag an Henry Loving aufgefallen.
    »Wie haben Sie die Verbindung zu Stevenson hergestellt?«
    »Dabei hat mir der Senator selbst geholfen. Ich fand es einfach ein wenig sonderbar, dass sich sein Berater unmittelbar nach Erhalt dieses Auftrags wegen illegaler Abhöraktionen bei uns meldet. Gestern Abend habe ich Claire nachforschen lassen, ob Stevenson tatsächlich Anhörungen über Lauschaktionen im Kongress anberaumt hatte. Es war nicht der Fall.«
    Mir war klar geworden, dass ich derjenige gewesen war, der spekuliert hatte, der Senator könnte aus ideologischen Gründen gegen illegale Überwachung vorgehen. Stevenson selbst hatte nie etwas dazu gesagt. Seine Rede in dem College – wo er möglicherweise Susan begegnet
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