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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel
Autoren: Arto Paasilinna
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Lebensweg stören, geschweige denn ihn dem Teufel in die Arme treiben könnte. Man gab Sulo Auvinen sämtliche Informationen über Aaro und wünschte ihm Glück. Ohne lange zu fackeln, verabschiedete er sich von den anderen Teilnehmern. Dann erhob er sich auf seine mächtigen Schwingen und flog Richtung Südwesten. Wenn alles glattginge, könnte er Helsinki bis zum Abend erreichen und sofort beginnen, Aaro Korhonen zu beschützen.
    Von Kerimäki nach Helsinki sind es gut dreihundert Kilometer Luftlinie, also Engelsweg, und da die Fluggeschwindigkeit von Engeln etwa hundertsiebzig Kilometer pro Stunde beträgt, würde die Reise nicht länger als zwei Stunden dauern. Es wehte ein strammer Gegenwind, aber auch das beeinträchtigte den Flug nicht sonderlich, denn mit Flügeln von mehr als zehn Metern Spannweite ging es auf dem himmlischen Weg in rauschender Höhe zügig voran. Das Flugwetter war prachtvoll und sonnig, den Maienhimmel schmückte eine schleierähnliche Wolke, gerade richtig, um das grelle Sonnenlicht ein wenig zu dämpfen. Sulo Auvinen ging von Zeit zu Zeit in den Gleitflug über und gönnte seinen Flügeln so eine Ruhepause. In der Umarmung der aufsteigenden Luftströme beschrieb er aus Spaß ein paar prachtvolle Bögen und genoss aus vollem Herzen sein neues Dasein zwischen Himmel und Erde. Schließlich war er lange genug auf finnischem Boden umhergetrabt, achtzig Jahre lang, bei Regen, Schnee und Frost.
    Vogelschwärme kamen ihm entgegen. Gänse, Polarenten, Schellenten, viele Stelz- und Tauchvögel waren in nordöstlicher Richtung zur Tundra und zum Eismeer unterwegs und sangen vor Freude und Erwartung. Sie hatten noch tausend oder zweitausend Kilometer vor sich, bis sie in ihren Nistgebieten Eier legen und brüten könnten. Sulo Auvinen stieg höher auf und betrachtete mit schräg gelegtem Kopf die mächtigen Kranichflüge, die mit sicheren Flügelschlägen den unberührten Sumpfgebieten des Nordens entgegenglitten. Die kreischenden Schwärme der Sumpfvögel waren, von oben betrachtet, ein prachtvoller Anblick. Einst als Knabe hatte Sulo Vögel beobachtet, hatte sogar daran gedacht, das Hobby zum Beruf zu machen und Naturwissenschaftler zu werden. Wenn er schon damals diesen Vogelzug gesehen hätte, wäre die Wahl des Studienfaches eindeutig ausgefallen, nicht Theologie, sondern Ornithologie.
    Während er diesen seligen Überlegungen nachhing, schwebte Sulo Auvinen irgendwo über Imatra. Der Saimaa sah bei diesem Wetter wirklich schön aus. Seine blauen Wellen waren gerade vom Eis befreit, und die ersten Boote waren zu Wasser gelassen worden. Sulo sah zwei Segler, die draußen unterwegs waren, und in den Buchten tuckerten ein paar Motorboote. Waren da schon die ersten Fischer unterwegs, um ihre Netze auszuwerfen? Der Schutzengel ging in den Sinkflug über und bemerkte, dass eines der Segelboote in Schwierigkeiten geraten war, es versuchte nach Luv zu drehen und das Fahrwasser zu erreichen, aber der Wind drückte es zu stark auf die Seite, und es wurde abgetrieben. Soweit Sulo Auvinen die Seezeichen kannte, befand sich das Segelboot jetzt in gefährlichem Gewässer, auf der falschen Seite des Ostzeichens. Wann, wenn nicht in einer solchen Situation, wurde die Hilfe eines Schutzengels gebraucht? Sulo beschloss, in den Verlauf der Dinge einzugreifen. Er verringerte seine Höhe weiter und überlegte, wie er in dieser gefährlich wirkenden Lage helfen könnte. In der kleinen Kajüte machte er drei Personen aus, zwei Erwachsene und ein Mädchen im Schulalter.
    Engel haben viele Möglichkeiten, Menschen in Not oder in klippenreichem Wasser zu helfen. Sie können vorübergehend den Wind beruhigen und so die Gefahr bannen, alternativ dazu und bei genügend Fantasie sogar das Wasser unter einem kleinen Boot tiefer machen. Sulo beschloss, es mit der ersten Methode zu probieren. Ein Gedanke an Gott, und sofort legte sich der heftige Wind, aber das Segelboot trieb mit unverminderter Geschwindigkeit den Klippen entgegen, die von oben aus der Luft gut unter der Wasseroberfläche zu erkennen waren.
    Sulo war so beseelt vom Willen zu helfen, dass er in seinem Eifer nicht rechtzeitig die Starkstromleitung bemerkte, die an dieser Stelle den See überquerte. Der Schutzengel flog mit ausgebreiteten Flügeln geradewegs in die Leitung hinein und blieb darin hängen. Die Hochspannungsseile spuckten Funken, aus Sulos Flügeln stieg Rauch auf, und in der nahen Stadt Imatra fiel der Strom aus. Der Schaden an der Stromleitung
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