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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie
Autoren: M Bomm
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Häberles Erläuterungen
mit Interesse verfolgt. Doch nun war die Frau nicht mehr zu bändigen. »Jetzt, jetzt«,
bettelte sie den Dienstranghöchsten an, »er hat doch gesagt, dass ich reindarf.«
Noch ehe sie der Beamte davon abhalten konnte, riss sie die Tür vollends auf und
brüllte so laut sie konnte: »Wann sperren Sie denn dieses Drecksschwein endlich
ein?« Der Beamte versuchte, sie zurückzuzerren und gleichzeitig die Tür wieder zu
schließen. Inzwischen waren alle Köpfe nach hinten gedreht und Häberle verstummt.
Noch bevor er etwas sagen konnte, begann die Frau zu toben und sich gegen den Beamten
zur Wehr zu setzen, worauf sich an der Tür ein Tumult zu entwickeln drohte, in den
nun weitere Kriminalisten eingriffen. »Lasst mich!«, schrie sie, bis Häberle mit
seiner sonoren Stimme alle übertönte: »Okay, Kollegen, okay, lasst Frau Siller nach
vorne.«
    Augenblicklich wurde sie aus dem Klammergriff
eines Beamten befreit. Sie holte tief Luft und stöckelte, von allen Augen neugierig
und gespannt verfolgt, nach vorne. Doch sie würdigte keinen der Besucher auch nur
eines Blickes.
    »Das ist Frau Siller«, versuchte Häberle die
Situation wieder etwas zu entschärfen, »sie ist die neue Chefin bei der Firma ›Nubru‹.«
Noch drei, vier Schritte von Häberle entfernt, riss sie das Wort an sich: »Wer immer
Sie alle sind«, wetterte sie los und deutete mit beiden Armen in den Saal, »ich
werde jeden Einzelnen von Ihnen juristisch zur Verantwortung ziehen für alles, was
geschehen ist.« Nullenbruch schluckte. Gangolf, ihr Ex-Ehemann, schien in den Boden
versinken zu wollen. Denn jetzt wandte sie sich ihm zu: »Und der da …« Ihre Stimme klang gefährlich und drohend,
»der hat alles eingefädelt. Er hat mich schamlos für seine Zwecke und Ziele ausgenutzt
und über mich den Herrn Nullenbruch kennen gelernt – und damit diese verdammten
Mafiosi in der Slowakei, einschließlich einiger junger Flittchen, um sich mit denen
austoben zu können und was weiß ich noch alles zu tun …« Häberle spürte, wie sie sich in einen ihrer
gefürchteten Tobsuchtsanfälle hineinsteigerte.
    »Und dann besitzt dieser verdammte Schweinehund
Jano mit seinem Doppelspiel auch noch die Frechheit, mein Ferienhaus in Südfrankreich
an irgendwelche Mafiosi zu vermitteln, damit die dann dort Klinsmann festhalten.«
    Häberle signalisierte mit Handbewegungen, dass
er an dieser Stelle auch noch etwas sagen wollte. Ute Siller warf ihm einen finstren
Blick zu, ließ ihn aber gewähren. Klaus Riegert verfolgte das Geschehen von der
geöffneten hinteren Tür aus. Er begann, sich die Zusammenhänge vorzustellen und
wie seine eigenen Erlebnisse darin einzuordnen waren. Die Slowaken-Mafia, dachte
er mit gewissem Schaudern, hatte ihn wohl bereits ins Visier genommen. Auf einmal
wurde er sich der Gefahr bewusst, in der er über Wochen oder gar Monate hinweg geschwebt
war. Dieser Gangolf und dessen Eva, mit der er einige Male die Mittagszeit verbracht
hatte, waren offenbar zu jedem Zeitpunkt über die Ereignisse in Göppingen und Geislingen
informiert gewesen – auch dank seiner unbewussten Mithilfe.
    »Diese Lücke im System, um es mal so zu nennen«,
griff Häberle wieder den Faden auf, »die hat dazu geführt, dass eine Gangstergruppe
versucht hat, Sie alle, wie Sie hier sitzen, zu erpressen.« Er deutete wieder auf
die Besucher. »Welche Rolle dem verschwundenen Jano zukommt, wird sich vermutlich
nie mehr klären lassen, denn alles deutet darauf hin, dass er in der Slowakei zwischen
alle Stühle geraten ist. Und was dies da unten bedeutet …« Häberle stockte, »… das kann sich jeder
von Ihnen ausmalen. Nachdem also Herr Nullenbruchs Verschwinden offenbar keinen
großen Eindruck hinterlassen hat …« Häberle wandte sich an den Mann neben der schwer atmenden Eva, »…
tut mir leid, aber Ihre Freunde haben Ihnen keine Tränen nachgeweint, tja, nachdem
diese Art der Erpressung nicht geklappt hat, musste der Sache mehr Nachdruck verliehen
werden. Vier Millionen Euro waren gefordert. Eigentlich doch vergleichsweise wenig,
gemessen an den Beträgen, die Herr Gangolf gebraucht hätte, um Schiedsrichter und
Spieler zu bestechen.« Der Ministerialdirektor starrte auf den Boden.
    »Man wollte sich aber auf die Erpresser nicht
einlassen«, stellte Häberle fest. »Die Gegenseite, im Drohen und Einschüchtern nicht
gerade zimperlich, wie ich übrigens selbst erfahren durfte – und auch noch einige
andere Herrschaften …« Er schaute
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